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0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie, so stammten die beiden ebenfalls aus Asien, aber nicht aus dem Osten, sondern mehr aus südlichen Gefilden. Die indonesische Inselwelt schien ihre Heimat zu sein. Darauf wiesen die sanften Mandelaugen hin, die allerdings nur beim ersten Hinsehen so sanft wirkten, beim zweiten nicht mehr, denn da schimmerten die harten Reflexe in den Pupillen, als hätte sich das kalte Licht ferner Sterne darin gefangen.
    Und auch von ihrem Haarschnitt unterschieden sie sich von vielen anderen Frauen dieses Gebiets. Beide trugen ihre Haare kurz, sehr kurz. Höchstens so lang wie Zündhölzer, eher kürzer. So etwas passte nicht zu den netten Gesichtern.
    Bekleidet waren die Frauen mit lang fallenden, bunten Blusen und dunklen Jeanshosen. Die Blusen fielen über die Gürtel der Hosen hinweg, so dass sie auch Waffen verdeckten.
    Eine der beiden ging dicht hinter Shao. Die Spitze der Waffe kratzte bei jedem Schritt über Shaos Rücken. Die andere Person hielt sich an Shaos linker Seite auf, und auch dort wich die Berührung nicht von ihrer Haut.
    Der erste Schreck war vorbei. Shao nahm die Umgebung wieder klar und scharf in sich auf. Auch ihre Gedanken fanden sich wieder in der Realität zurecht. Die Stimmen der Menschen umwehten sie, die Musik und die anderen Geräusche kamen hinzu, aber Shao hatte dafür keinen Sinn. Sie befand sich in einer prekären Lage, aus der sie sich selbst kaum befreien konnte.
    Sie hatte einen Fehler gemacht: Einen riesigen Fehler. Sie hatte sich einfach zu sicher gefühlt und hätte nie allein losziehen sollen. Die andere Seite beobachtete sie genau und hatte nun eiskalt zugeschlagen.
    »Wo schafft ihr mich hin?«
    »Das wirst du schon sehen.«
    »Wohin?«
    »In den Tod!« zischelte die Frau neben ihr. »Rache für Shimada!«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Das wissen wir. Aber du gehörst zu den anderen. Er war unser Vorbild. Er war unser Gott. Jetzt ist er nicht mehr, aber wir werden die Aufgabe erfüllen.«
    »Wie bei Yakup und Eva.«
    »Ja, wie bei ihnen. Sie wussten einfach zuviel. Sie hatten erfahren, dass wir uns in London aufhalten, und sie wollten, dass auch unsere Truppe zerstört wird. Aber wir sind schneller gewesen, denn wir werden immer schneller sein.«
    »Mein Tod wird euch nichts nutzen. Ihr steht bereits auf der Liste. Man wird euch jagen und…«
    »Erst einmal sind wir an der Reihe. Was deine beiden Freunde angeht, sie haben wir unter Kontrolle.«
    Das ist kein Bluff! schoss es Shao durch den Kopf. Die beiden haben es nicht nötig, hier einen Bluff abzuziehen. Die wissen genau, was sie wollen, das haben sie bei Yakup und Eva blutig demonstriert.
    Die Umgebung war für Shao zu einem Horror-Kabinett geworden.
    Obwohl sich zahlreiche Menschen in ihrer Nähe aufhielten, war es ihr nicht möglich, sich zu befreien. Die beiden Frauen gaben Acht wie die Luchse. Eine falsche Bewegung konnte Shao an den Rand des Todes bringen.
    Sie mussten einen großen Teil des Historischen Marktes durchqueren. So hoffte die Chinesin, dass sie noch eine Chance zur Flucht bekam.
    Die Karussells, die Stimmen der Ansager, die fremden Geräusche, die exotischen Düfte und die laute Musik vereinigten sich zu einem Wirbel, der Shaos Kopf durchtoste. Die Sonne stach vom Himmel.
    Die Erde war trocken geworden. Hin und wieder wallten Wolken aus Staub in die Höhe, in die sich der Duft irgendwelcher Essstände hineinmischte.
    Sie überquerten einen Platz, auf dem mehrere Zelte standen. In einem zeigten die angeblich stärksten Männer der Welt ihre Künste.
    In einem zweiten saß die Frau ohne Gesicht, die aber trotzdem einen Blick in die Zukunft der Menschen werfen konnte, und in dem dritten Zelt lief die Schau für kleine Kinder ab, unter der Plane befand sich ein Puppentheater. Hinter den Zelten malten sich die Fassaden der normalen Häuser im Bereich der Portobello Road ab. Dort herrschte nicht so viel Betrieb, obwohl sich da eine Reihe von Trödelständen aufgebaut hatte. Die Frau von der Information hatte Shao den Weg beschrieben. Sie wusste, dass sie nicht mehr weit vom eigentlichen Ziel entfernt war, denn die Asia Action Girls traten dort auf, wo ihre große Baracke auch genügend Platz gefunden hatte.
    Der Druck verstärkte sich. Der Schweiß auch. Er rann über Shaos Stirn, er brannte in den Augen. Sie hatte den Eindruck, sich in einen Roboter verwandelt zu haben.
    Kinderlachen riss sie aus ihrer Starre. Shao konnte in das Zelt hineinschauen, wo das Puppentheater lief und sich die »Akteure«, es waren

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