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0980 - Schwerkraft-Alarm

Titel: 0980 - Schwerkraft-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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begann wieder in strahlendem Violett zu leuchten. Es war unheimlich still im Kommandostand der MEMPHIS. Nur hin und wieder hörte man Jak Nymans Finger auf den Tasten seiner Konsole klikken. Niemand sonst, von den Robotern abgesehen, war beschäftigt. Sie saßen alle an ihren Plätzen und starrten vor sich hin, jeder auf seine Art bemüht, seine Angst nicht sehen zu Iassen.
    Das Klicken der Tasten machte Lyn allmählich nervös. Also gut, derMann hatte keine Nerven, und es kümmerte ihn nicht, was um ihn herum vorging. Aber mußte er seinen Gleichmut den anderen derart penetrant unter die Nase reiben? Lyn überlegte sich, ob sie Nyman auffordern sollte, seine Arbeiten vorübergehend einzustellen. Sie verwarf die Idee so rasch, wie sie entstanden war. Sie würde damit nur ihre Schwäche zeigen, und womöglich war es gerade das, was Nyman bezweckte.
    „Verdammt, wieviel Zeit noch?" knurrte sie.
    Nyman wandte sich in ihre Richtung.
    „Das weiß man nicht, wie gesagt. Aber wir sind neuneinhalb Minuten nach LRE."
    Der Bildschirm war noch immer violett. Auf dem Herflug war das amethystfarbene Leuchten weniger als eine Minute lang zu sehen gewesen. Aber das hatte womöglich nichts zu bedeuten. Nyman hatte sich wieder seiner Konsole zugewandt. Zelda Gren warf Lyn einen fragenden Blick zu und erhielt darauf ein Schulterzucken zur Antwort. Links drüben saß Hormel Dan und hatte Schweiß auf der Stirn.
    Zwölf Minuten.
    Hormel Dan gab einen langgedehnten Seufzer von sich.
    „Ich wurde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen", sagte Jak Nyman, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. „Die Verzögerung hat nach meiner Ansicht nichts Ernsthaftes zu bedeuten."
    Lyn hatte ein paar spitze Worte daruber auf der Zunge, was die Ansicht eines fischblütigen Hyperphysikers für einen Menschen im Wiirgegriff der Angst wert war. Aber sie schluckte sie wieder hinunter.
    Zwanzig Minuten.
    „Zel, wir bereiten den Notabbruch der Linearphase vor", sagte Lyn.
    Zelda Gren, froh darüber, etwas zu tun zu bekommen, begann, Schaltungen vorzunehmen.
    „Davon rate ich ab", erklärte Jak Nyman. „Dieser Raumsektor ist schlimm genug, solange wir unter kontrollierten Bedingungen fliegen. Wenn wir den Linearflug unkontrolliert unterbrechen, dann haben wir keine Ahnung, in welchem Schlamassel wir herauskommen werden."
    Lyn war geneigt, ihn zu fragen, wer hier der Fahrzeugführer sei und ob sich der Wissenschaftliche Beobachter dazu überreden lasse, das Maul zu halten und anderen Leuten nicht in den Kram zu pfuschen. Aber sie riß sich statt dessen ein drittes Mal am Zügel und erkundigte sich kühl: „Wieviel Zeit halten Sie für angemessen?"
    „Das kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall sollten wir einen Linearflug-Abort unter allen Umständen vermeiden."
    „Wenn wir ewig im Linearraum hängen, geht uns die Energie aus, und was dann passiert, wissen Sie besser als ich."
    Er schüttelte den Kopf.
    „Die Energie geht uns erst in knapp einem Jahr aus. Uberdies wird es wahrscheinlich wie auf dem Herweg sein: Flugweite, UL-Faktor und Energieverbrauch stimmen, nur der Ahlauf der Subjektivzeit hat sich geändert."
    Lyn wandte sich von ihm ab und starrte vor sich hin. Dreißig Minuten.
    Als die vierzigste Minute vorbeirollte, hatte sie sich die Unterlippe blutig gebissen.
    Fünfundvierzig Minuten.
    „Ich hab’ die Nase voll!" Das brach wie eine Detonation aus ihr hervor. „Zel, alle Vorbereitungen abgeschlossen?"
    „Alles bereit!"
    Jak Nyman schnallte sich los.
    „Was haben Sie vor?" fuhr Lyn ihn an.
    „Bevor Sie den Befehl geben, der uns alle in die Hölle befördert, drehe ich Ihnen den Hals um!"
    „Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie einen Akt der Meuterei begehen." Lyns Blick war. eisig. „Ich lasse Sie zur Rechenschaft ziehen, sobald wir an Bord der BASIS sind."
    „Wenn ich nicht meutere, sehen wir die BASIS nie wieder." Die Ruhe des Mannes war entnervend. „Und ich bin lieber ein lebendiger Meuterer als ein toter Gehorsamer."
    Zelda Gren gab einen heulenden Schrei von sich. Lyn zuckte zusammen, aber ihre Aufmerksamkeit blieb auf Jak Nyman gerichtet.
    „Ihre Schwarzmalereien sind grundlos und wissenschaftlich nicht haltbar. Außerdem ... „ „So seht doch!" heulte Zelda.
    Hormel Dan war aufgesprungen. Der Mund stand ihm offen. Er schluckte und würgte, aber es kam ihm kein Wort über die Lippen. Lyns Kopf ruckte in die Höhe. Die Bildfläche war schwarz und im Hintergrund mit einem matten, lilafarbenen Hauch überzogen. Auf dem

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