Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0981 - Der Fluch des alten Kriegers

0981 - Der Fluch des alten Kriegers

Titel: 0981 - Der Fluch des alten Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kontrolle des Besuchers. Der Apache nahm dem Mann zuerst den Schlüssel aus der Hand. Danach berührte er ihn an den Schultern, und er flüsterte ihm einige Worte ins Ohr. Es waren seine Befehle, die er auf den Friedhofswärter übertrug. Dieser nahm sie zur Kenntnis, ohne sich dagegen wehren zu können.
    »Ja«, flüsterte er, »ich werde mich an deine Anordnungen halten und genau das tun, was du verlangst.«
    »Du wirst alles vergessen. Morgen früh aber wirst du herkommen und dir den Schlüssel abholen, den ich hier neben die Tür lege. Hast du das verstanden?«
    »Ja, ich werde morgen kommen.«
    »Sehr gut. Jetzt wirst du gehen und dich in dein Auto setzen, um wegzufahren.«
    »Ich fahre weg…«, murmelte Bailey.
    »Und erst wenn du in deinem Zuhause bist, wirst du wieder erwachen und derjenige sein, der du schon immer gewesen bist. Hast du mich genau verstanden?«
    »Das habe ich.«
    »Dann geh jetzt und tu das, was ich dir aufgetragen habe.« Der Krieger trat zur Seite, als sich Bailey in Bewegung setzte. Mit steifen Schritten passierte er den Mann. Den Kopf hielt er erhoben, den Blick geradeaus gerichtet. Er war starr, aber er wirkte auch wie in unsichtbare Fernen versunken.
    Camacho schaute ihm nicht mal nach. Er kannte die Wirkung seiner ungewöhnlichen Kraft. Dieser Mensch würde ihn nicht mehr stören, aber er hatte die Chance, das Leichenhaus zu betreten und von seinen Freunden Abschied zu nehmen.
    Es würde ein Abschied auf seine Art und Weise sein, und er wollte dabei allein bleiben.
    Camacho öffnete die Tür.
    ***
    Die andere Umgebung empfing ihn sofort. Es war kühler geworden, und auch ein anderer Geruch lag zwischen den Mauern. Wenn man Tränen riechen konnte, hätten sie sicherlich diesen traurigen Geruch abgestrahlt. Die Luft war nicht trocken. In ihr lag ein leichter, feuchter Film, den auch der Apache spürte.
    Er schloß die Tür hinter sich und fand sich in einem halbhoch gekachelten Gang wieder. Oberhalb der Kacheln befanden sich die kleinen Fenster. Sie waren der Sonnenseite abgewandt, und durch die etwas trüben Scheiben drang grünliches Licht.
    Die Umgebung interessierte den Apachen nicht. Für ihn war es wichtig, an die beiden Toten heranzukommen, um endlich Abschied nehmen zu können.
    Es gab für ihn nur den Weg nach vorn. Auch vorbei an zwei Bänken, auf denen sich die Trauergäste ausruhen konnten. Zwischen ihnen erhob sich ein Stehpult, auf dem das Kondolenzschreiben lag, in das sich die Trauergäste eintragen konnten. Jetzt war das Pult leer. Die beiden Kübel mit den klein gehaltenen Buchsbäumen rechts und links paßten sich der traurigen Umgebung an.
    Der Gang endete dort, wo die graue Tür begann. Sie bestand nicht aus Stahl, auch wenn sie so aussah. Das Holz hatte man nur in dieser Farbe gestrichen.
    In das Holz hinein waren die Umrisse einer Schale geschnitzt, über der eine Sonne schwebte. Die Klinke schimmerte, sie sah abgegriffen aus.
    Der Apache drückte sie nach unten. Er brauchte nicht lange zu ziehen oder zu zerren, denn die Tür zum eigentlichen Zentrum der Leichenhalle ließ sich leicht öffnen.
    Er betrat den Raum. Das leise Quietschen störte ihn dabei nicht. Aber seine Blicke versuchten sofort, die Dämmerung zu durchdringen und die beiden Särge zu sehen.
    Sie standen nicht auf dem Boden, sondern etwas erhöht auf Sockeln aus Beton. Ein scharfer Geruch durchwehte den Raum, der nur sehr kleine, lukenhafte Fenster aufwies und eine dementsprechend schlechte Sicht verhieß.
    Der Apache leckte über seine trockenen Lippen, als er weiterging. Sein Ziel war ein Doppelschalter. Er drückte nur eine Hälfte nach unten und bekam genau das Licht, das er brauchte, denn an den Seiten glühten schmale, kerzenartige Lampen auf, die ein nicht sehr helles Licht abgaben. Es paßte sich der Umgebung an. Es war düster und strich schattenhaft über die zwei alten Kränze hinweg, die an der Wand lehnten. Ihre Schleifen schimmerten dunkel.
    Für die Kränze hatte der Krieger keinen Blick. Er wollte an die beiden braunen Holzsärge heran, und als er ging, war so gut wie nichts zu hören.
    Camacho bewegte sich auch ganz anders. Sehr langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, wie jemand, der auf keinen Fall die gespenstische Totenruhe stören wollte. In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Es war zu einer Maske erstarrt, und auch die Augen lagen bewegungslos in den Höhlen.
    Nur manchmal zuckten die Mundwinkel des Kriegers. Auch er kämpfte mit den Tränen, denn er wußte

Weitere Kostenlose Bücher