0981 - Tränenjäger
besonnen vorgingen. Er drehte sich zu Devaine um, der die Neuigkeit mit unbewegter Miene vernommen hatte.
»Dem Jungen darf nichts geschehen«, stellte der Parapsychologe klar.
Der CIA-Mann ließ ein schmallippiges Lächeln aufblitzen. »Sie können wohl Gedanken lesen«, vermutete er. In der Tat hatte auch er gerade an Jim gedacht.
»Nur wenn ich mich sehr anstrenge«, gab Zamorra trocken zurück. »Das ist mein Ernst, Devaine«, betonte er. »Wie Sie sich vielleicht erinnern, ist Jim der Hohepriester dieser Leute. Wir brauchen ihn, um das Artefakt unter Kontrolle zu halten.«
Devaine rieb sich das Kinn. »Ich werde mein Bestes tun«, antwortete er dann, »aber ich kann Ihnen nichts versprechen. Sie wissen doch, Zamorra, wo man hobelt, fallen Späne!«
Der Parapsychologe verspürte das Bedürfnis, den kaltblütigen CIA-Mann am Kragen zu packen. Er riss sich jedoch zusammen.
Devaine sprach weiter. »Wir machen das hier auf meine Art«, stellte er klar. »Keine Angst, ich werde schon aufpassen, dass dem Jungen nichts geschieht!«
Da war sich Zamorra nicht so sicher.
»Das ist doch Wahnsinn«, erklärte er noch einmal. »Bleiben Sie bei uns! Wenn wir unsere Kräfte bündeln, sind wir in jedem Fall stärker.«
Devaine schüttelte den Kopf.
»Ich kann nicht zulassen, dass Álvarez und seine Leute näher kommen. Wenn diese Träne wirklich so ein heißes Eisen ist, wie Sie sagen, müssen wir sie rechtzeitig aufhalten!«
Zamorra versuchte, den CIA-Mann am Fortgehen zu hindern und legte ihm die Hand auf die Schulter, doch Devaine schüttelte den Parapsychologen brüsk ab.
Ohne ein weiteres Wort begab er sich zu seinen Männern, um sie auf den bevorstehenden Einsatz vorzubereiten.
Nicole blickte ihren Gefährten an. »Sollen wir mit ihm gehen?«, fragte sie.
Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete er. »Devaine weiß, was er tut. Ihm ist schließlich klar, wie wichtig Jim ist. Er wird schon aufpassen, dass nichts schiefläuft.«
Der CIA-Agent ließ eine Handvoll Soldaten bei der Kultstätte zurück. Der Rest schloss sich ihm an und verschwand wortlos im Dschungel.
***
»Stop!«
Álvarez hob die Hand und gab so den nachfolgenden Fahrzeugen das Signal zum Anhalten.
Moyar blickte seinen menschlichen Verbündeten aus zusammengekniffenen Augen an. »Was ist?«, fragte der Ghoul ungehalten.
Der Zuckerbaron machte eine unwirsche Geste. »Ruhe«, befahl er. »Ich muss mich konzentrieren!«
Mit langsamen Bewegungen stieg Don Antonio aus dem Jeep und entfernte sich einige Meter. Interessiert legte Moyar den Kopf leicht schräg und beobachtete den Sterblichen. Álvarez erinnerte ihn an ein Raubtier, das die Witterung der potenziellen Beute aufnahm.
»Ich spüre etwas«, erklärte Don Antonio schließlich mit Grabesstimme.
Moyar knurrte leise. Die Verzögerung passte ihm gar nicht. Wenn es stimmte, was ihm der Zuckerbaron erzählt hatte, dann hatten sie keine Zeit zu verlieren.
»Und was?«, fragte der Ghoul mit deutlich aggressivem Unterton. Er war es allmählich leid, dem Menschen die Würmer aus der Nase ziehen zu müssen. Moyar spielte langsam mit dem Gedanken, sich von ihm zu trennen und die Angelegenheit alleine anzugehen.
»Zamorra ist hier«, ließ Álvarez in diesem Moment wissen. »Zamorra und Duval!«
Die Züge des Plantagenbesitzers verzerrten sich, als er den Namen der Französin erwähnte. Offenbar war er nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen.
Allerdings war es der andere Name, der Moyar aufhorchen ließ.
»Zamorra?«, fragte er lauernd.
Natürlich war ihm der französische Dämonenjäger durchaus ein Begriff. Zu viele Brüder und Schwestern hatten im Laufe der letzten Jahrzehnte durch seine Hand ihr schwarzes Leben lassen müssen. Moyar knurrte böse. Wenn der Amulettträger vor Ort war, dann würde die ganze Sache alles andere als ein Kinderspiel werden!
Álvarez raufte sich den Bart. »Damit habe ich nicht gerechnet«, musste er zugeben. »Wenn Zamorra im Spiel ist, müssen wir unseren gesamten Plan überdenken!«
Moyar machte eine wegwischende Handbewegung und deutete auf die untote Legion, die der Fahrzeugkolonne folgte. »Wir sind in der Überzahl«, erklärte er. »Was soll Zamorra schon ausrichten?«
Álvarez verzog das Gesicht. Offensichtlich hatte er einen Heidenrespekt vor dem Franzosen.
»Du willst lieber klein beigeben?«, fragte Moyar lauernd.
Die Augen des Plantagenbesitzers leuchteten auf. Scheinbar war er nicht gewohnt, dass man so offen mit ihm
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