0981 - Tränenjäger
zu wissen, dass dieser sich von einem einmal gefassten Entschluss nicht mehr abbringen ließ.
Erwartungsgemäß schüttelte Domingo dann auch den Kopf.
»Nein, José«, antwortete er. »Ich muss tun, was ich tun muss!«
Delgado seufzte leise. Der dickliche Arzt hatte die Luger griffbereit im Hosenbund stecken. Nun zückte er sie und hielt seinem Freund die Waffe hin. »Nimm das hier mit«, bat er. »Du kannst sie bestimmt brauchen, wenn du da draußen unterwegs bist!«
Domingo musterte die altertümliche Kniegelenkpistole lächelnd, dann machte er eine abwehrende Geste. »Behalt sie«, erklärte er. Er hob sein Kruzifix. »Mir reicht der Beistand unseres Herrn!«
Tatsächlich war er nicht ganz so zuversichtlich. Allerdings würde der wackere Doktor die Waffe besser gebrauchen können.
»Wenn Álvarez und diese Monster zurückkommen, knöpf sie dir vor«, sagte Domingo mit Seitenblick auf die ängstlichen Menschen, »Du musst unsere Leute beschützen!«
Doktor Delgado nickte ernst.
Domingo nickte seinem alten Freund noch einmal zu, dann wandte er sich langsam um und begab sich zum Ausgang. Ohne Hast machte er sich daran, die Bänke wegzuräumen, mit denen sie das Portal der Kapelle verbarrikadiert hatten. Delgado beobachtete seine Bemühungen einen Moment lang, dann eilte er ihm zu Hilfe. Der Priester lächelte.
Gemeinsam schafften sie es schnell, den Weg freizumachen und die Tür der Kapelle zu öffnen.
Einen Moment später trat Pater Domingo in die Nacht hinaus. »Passt auf euch auf«, schärfte er seinem Freund ein.
Doktor Delgado seufzte. »Viel Glück da draußen«, wünschte er leise. Er glaubte nicht, dass er seinen alten Freund noch einmal lebend Wiedersehen würde.
***
Richard Devaine hatte die letzten Minuten damit verbracht, aufgeregt in sein Funkgerät zu sprechen. Zamorra und Nicole saßen gemeinsam mit den Kriegern der letzten Morgenröte an einem Lagerfeuer und beobachteten den CIA-Agenten aus den Augenwinkeln.
Schließlich beendete Devaine sein Gespräch und begab sich zu der Gruppe. Mit verkniffener Miene baute er sich vor den beiden Dämonenjägern auf.
»Es gibt Ärger«, sagte er knapp.
Zamorra zog eine Augenbraue hoch. »Welcher Art?«, wollte er wissen.
»Álvarez«, antwortete Devaine.
Zamorra wusste, dass der CIA-Mann jede Bewegung des Zuckerbarons via Satellit beobachten ließ.
»Er ist auf dem Weg zu uns«, erklärte der Agent. »Es handelt sich um eine größere Fahrzeugkolonne.«
Der Parapsychologe nickte langsam. Offenbar suchte Álvarez nun tatsächlich die Konfrontation. Das bedeutete aber auch, dass er irgendeinen Trumpf in der Hinterhand haben musste. Ansonsten hätte er wohl kaum so offen agiert.
Zamorra leckte sich über die Lippen. »Dann sollten wir unsere Truppen aufstellen. Ich schätze, hier wird es bald heiß hergehen!«
Devaine schüttelte den Kopf. In seine Augen war ein harter Ausdruck getreten. »Wir sollten Álvarez erst gar nicht zu nahe heranlassen«, erklärte er.
Der Dämonenjäger rieb sich das Kinn. »Wollen Sie sich ihm da draußen im Wald entgegenstellen?«, fragte er. »Das ist doch Wahnsinn! Hier im offenen Gelände haben wir viel bessere Chancen!«
Devaine funkelte den Parapsychologen an und spuckte auf den Boden. »Ihre Verdienste in allen Ehren, Zamorra, aber von militärisch geschicktem Vorgehen dürfte ich wohl mehr verstehen«, erklärte er und sein Tonfall machte deutlich, dass er in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen würde.
Der Dämonenjäger wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, doch in diesem Moment hörte er aufgeregte Stimmen hinter sich. Er wandte den Kopf.
Nicole sprach gerade mit einer kleinen Gruppe von Kriegern, deren Gesichter von schlechten Neuigkeiten kündeten.
»Was gibt es denn?«, fragte Zamorra, als er seine Gefährtin erreicht hatte. Auch Devaine näherte sich langsam.
Die junge Frau, mit der Zamorra schon zuvor gesprochen hatte, blickte ihn ernst an. »Jim ist in Gefahr«, erklärte sie dann.
Zamorra wusste sehr wohl, dass es eine Art geistiges Band gab, welche alle Stammesmitglieder miteinander verband. Man konnte dieses Band durchaus als schwache Telepathie bezeichnen.
»Was spüren Sie?«, fragte der Dämonenjäger.
»Er hat große Angst«, ließ die Frau wissen. »Jim fürchtet um sein Leben. Ich glaube, er ist dem Feind in die Hände gefallen!«
Zamorras Miene wurde hart. Wenn sich der junge Hohepriester tatsächlich in der Gewalt von Álvarez befand, war es umso wichtiger, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher