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0981 - Tränenjäger

0981 - Tränenjäger

Titel: 0981 - Tränenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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torkelnden Gestalten schienen frisch dem Grab entstiegen zu sein und befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Allerdings bewegten sich auch jene, die nach menschlichem Verständnis nichts mehr sehen konnten, zielsicher auf ihn zu. Sie schienen ihn auf irgendeine Weise wittern zu können.
    Jim spürte, wie ihm eiskalt wurde. Álvarez oder das Monster an seiner Seite mussten diese lebenden Leichen aus dem Grab herauf beschworen haben. Was für eine Macht mussten sie besitzen, wenn ihnen solches möglich war!
    Don Antonio lehnte sich gemütlich im Jeep zurück und schien das Schauspiel sichtlich zu genießen. Sich an der Angst des jungen Mannes zu weiden, schien ihm ein höllisches Vergnügen zu bereiten.
    Doch bevor sich die untote Meute endgültig auf ihr hilfloses Opfer stürzte, blickte er das Monster an seiner Seite an und schüttelte stumm den Kopf. Dieses hob daraufhin einhaltgebietend die Hand.
    »Stop«, befahl es mit gebieterischer Stimme.
    Die Totenmeute blieb wie angewurzelt stehen.
    »Wir werden ihn mitnehmen«, erklärte Álvarez auf den fragenden Blick seines monströsen Partners. »Lebendig nutzt er uns mehr. Vielleicht werden wir ein kleines Druckmittel brauchen, denn unsere Gegner sind gerissen.«
    Álvarez gab seinen menschlichen Schergen einen Wink.
    »Packt ihn zu uns in den Wagen«, befahl er hart.
    Brutale Hände griffen nach Jim und krallten sich um seine Oberarme. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich der rohen Gewalt zu beugen.
    ***
    Immer noch war Pater Domingo fassungslos.
    Seine schlimmsten Befürchtungen schienen wahr geworden zu sein. Álvarez und das Monster hatten sich offenbar tatsächlich miteinander verbündet. Gemeinsam waren sie wieder im Dschungel verschwunden. Was immer sie auch vorhatten, sie schienen es verdammt eilig zu haben! Die potenziellen Opfer in der Kapelle hatten jede Bedeutung für sie verloren.
    Unruhig wanderte Domingo im Mittelschiff der Kapelle auf und ab.
    Doktor Delgado blickte auf. Sein Blick war bereits ein bisschen glasig.
    »Nun setz dich endlich hin, Francisco«, bat er. »Du machst mich ganz verrückt, wenn du so herumrennst!«
    Domingo atmete tief durch. Er warf dem großen Kreuz hinter dem Altar einen Seitenblick zu und wandte sich dann wieder an seinen Freund.
    »Gib mir mal die Flasche, José«, bat er.
    Delgado lächelte müde und drückte seinem Freund den hochprozentigen Alkohol in die Hand.
    Der Pater nahm einen tiefen Schluck und spürte, wie sich explosionsartig Wärme in seinem Inneren ausbreitete.
    Das muss reichen, dachte er bei sich. Nicht übertreiben, alter Junge, sonst kannst du gleich nicht mehr geradeaus gehen!
    Er reichte seinem Freund die Flasche zurück und blickte ihm ernst in die Augen.
    »Ich werde ihnen folgen«, erklärte er dann.
    Delgado riss die Augen auf.
    »Das kannst du nicht machen«, brachte er mühsam hervor. »Diese Monster werden dich auseinandernehmen! Das waren… Zombies!«
    Das Z-Wort kam ihm sichtlich schwer über die Lippen, aber er hatte natürlich recht. Es waren Zombies, zum Leben erweckte Leichen, und nach Domingos Ansicht bestand seine gottgegebene Pflicht darin, ihnen wieder zur ewigen Ruhe zu verhelfen.
    Domingo küsste das mitgeführte Kruzifix.
    »Ich muss ihnen folgen, versteh doch«, erklärte er sanft. Seine Augen irrlichterten. »Die Hölle hat ihren Schlund geöffnet und das Böse in die Welt entlassen!«
    Doktor Delgado schüttelte unendlich langsam den Kopf. .
    »Ich verstehe dich, aber die Sache ist eine Nummer zu groß für dich«, erklärte er sanft. Mit einem Mal schien seine Trunkenheit von ihm abzufallen. Die Augen des dicklichen Arztes waren mit einem Mal glasklar.
    Domingo blickte sich um. Die Krankenschwestern und übrigen Mitarbeiter der Mission hielten sich im hinteren Teil der Kapelle auf. Einige weinten. Die Angst hatte die Menschen fest in ihren Klauen. Seitdem sie sich in dem kleinen Gotteshaus aufhielten, hatte sich der Priester immer wieder zu ihnen begeben, um ihnen Trost und Aufmunterung zu spenden. Viel genutzt schien es nicht zu haben.
    »Du wirst dich um alle kümmern«, schärfte Domingo seinem Freund ein, als er sich wieder umwandte. »Sie werden dich brauchen, wenn ich nicht mehr da bin!«
    Delgado kämpfte sich auf die Füße. Sein kleiner Körper straffte sich, als er dem Priester ernst in die Augen blickte.
    »Ich kann dich also nicht umstimmen, Franciso?«, fragte er noch einmal. Die Frage war überflüssig. Er kannte seinen Freund lange genug, um

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