0982 - Der Ufo-Bastard
hier vergessen Sie am besten, Herr Stahl«, sagte der Mann zum Abschied.
»Wieso? War etwas?« Harry lachte und ging die Treppen hinunter.
***
Erst als er in seinem Wagen saß und sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen ließ, kam ihm zu Bewußtsein, was hier tatsächlich vorgefallen war und welchen Job er erhalten hatte. Er sollte das Unmögliche möglich machen. Er sollte einen Killer finden und zugleich ein UFO-Kind, das aus dem embryonalen Zustand noch nicht entwachsen, aber dennoch geraubt worden war.
Eine fast unlösbare Aufgabe für einen Ermittler. Auch John Sinclair würde zumindest seine Zweifel haben, aber Harry wußte auch, daß sein Freund, der Geisterjäger, sehr neugierig war, wenn er von Fällen hörte, die in eine bestimmte Richtung liefen.
In der letzten Zeit hatten sich die Berichte über UFOs gehäuft. Das war kein Sommertheater, denn mittlerweile beschäftigten sich schon seriöse Wissenschaftler mit diesem Phänomen. Außerdem war es seit kurzem bewiesen, daß es Leben auf dem Mars gegeben hatte, und das wiederum nährte die Spekulationen über die Ankunft der Außerirdischen oder verstärkte die Thesen derjenigen, die davon überzeugt waren, daß die Fremden schon längst auf der Erde weilten.
Das Fahrerfenster stand offen. Harry sah, daß es auf vier Uhr zuging. Zu früh für einen Anruf. Aber er wußte auch, daß er den beiden Männern nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Natürlich würde er John Sinclair informieren, aber er dachte auch an eine zweite Person, die Bescheid wissen sollte.
Es war eine Frau, eine Kollegin. Sie hieß Dagmar Hansen. Sie hatte mit Harry schon beim letzten UFO-Fall zusammengearbeitet und dabei auch ihr Geheimnis gelüftet.
Dagmar Hansen war eine Psychonautin; sie hatte ein drittes Auge, das allerdings nur in besonderen Situationen auf ihrer Stirn erschien. Sie hatte damals von den Außerirdischen geholt werden sollen, wie andere Psychonautinnen auch, aber sie war gerettet worden. Mit den anderen waren die Besucher auf und davon.
Dagmar interessierte sich für alles, was in die Richtung Besuch aus dem All ging. Zudem konnte er sich auf sie verlassen, denn sie war verschwiegen wie ein Grab.
Harry schaute auf das Autotelefon, dann blickte er wieder auf die Uhr.
Sollte er anrufen oder noch einige Stunden warten?
Er mochte Dagmar. Für ihn war sie eine tolle Frau, und sie war ein Profi, was den Beruf anging. Sie würde um diese Zeit zwar schlafen, aber bestimmt nicht sauer sein, wenn sie angerufen wurde.
Stahl hatte sich entschieden. Er wollte sie anrufen und tippte ihre Nummer ein.
Der Ruf ging durch. Dann hörte er ein leises Klacken. Anrufbeantworter.
»Hallo, Sie haben die Nummer…«
»Ja, bitte.«
Harry lächelte. Sie war wach geworden und hatte selbst abgehoben. »Hi, Dagmar, ich bin es und…«
»Harry, mein Gott, du? Ist was passiert? Steckst du in Schwierigkeiten?«
»Nein, nein, aber die können noch kommen.«
»Das hört sich nicht gut an.« Ihre Stimme klang jetzt klar. Das Verschlafene war daraus verschwunden.
»Noch ist nichts passiert, aber es könnte sein, daß ich deine Hilfe brauche.«
»Wann?«
»Sofort.«
Sie überlegte, und Harry hörte sie mit der Zunge schnalzen. »Ich habe auch meinen Job, das weißt du und…«
»Kannst du dich lösen?«
Dagmar lachte. »Es kommt darauf an, für wie lange du mich brauchst.«
»Das kann ich nicht sagen. Aber ich würde dich schon gern dabeihaben.«
»Um was geht es denn?«
»Um einen Außerirdischen.« Sie schwieg, weil sie so perplex war. »Wie? Schon wieder? Ist ein UFO gelandet und…?«
»Das nicht gerade, es dreht sich mehr um einen gewisse Hinterlassenschaft, die so brisant ist, daß sieben Menschen dafür ihr Leben lassen mußten.«
Er hörte, wie sie die Luft einsaugte. »Du machst Scherze, Harry, oder?«
»Nein.«
»Und wo müssen wir hin?«
»Iii die Nähe von Ulm. Aber nicht wir allein. Ich werde noch versuchen, John Sinclair einzuspannen.«
»Ist es so hart?«
»Ich denke schon.«
»Und es ist geheim, wie ich dich kenne.«
»Top secret, sogar.« Harry malte mit dem Zeigefinger den Ring des Lenkrads nach. »Das ist der absolute Hammer, wie ich mir habe sagen lassen.«
»Stimmt. Laß mich mal nachdenken…«
»Tu das.«
Dagmar Hansen dachte nicht lange nach. Sie war eine Frau schneller Entschlüsse. »Gut, ich bin dabei. Allerdings nicht offiziell, sondern mehr privat.«
»Das mußt du mir erklären.«
»Ich habe noch genügend Urlaub zu
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