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0983 - Schwingen des Verderbens

0983 - Schwingen des Verderbens

Titel: 0983 - Schwingen des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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deuteten darauf hin, dass hier einst satanische Orgien stattgefunden hatten.
    Ihr Blick wanderte weiter; beim Steinblock im Zentrum, hinter dem die sechsarmigen Leuchter und die Säulengruppierungen standen, hatten Surrosh und seine Brüder Kenresh und Jefrash ihre Strafe verbüßt. Wer sie bestraft hatte, wusste Nicole nicht, und auch Zamorra konnte keine verbindliche Antwort darauf geben. Der Teufel sollte sie nicht getötet, sondern versteinert haben. Aber wer war mit dem Teufel gemeint? Als Erstes fiel ihr Asmodis ein, der das Amt des Fürsten der Finsternis länger innehatte, als jeder vor oder nach ihm.
    Aber mit dem Teufel oder Satan kann auch ein anderer Erzdämon gemeint sein, der dem Anschlag der Zeitsäufer entkam und sich an ihnen rächte, schlussfolgerte Duval. Schließlich hatte auch Zamorra gemeint: »Wir wissen ja nicht einmal, ob sich die Legende auf ihn bezieht. Nicht hinter jedem Teufel aus einer alten Geschichte steckt auch Assi.«
    Was Zamorra bislang nicht wusste, war, dass Asmodis doch hinter dieser Geschichte steckte.
    Nicole überlegte, ob sie den Schutz durch den Dhyarra deaktivieren sollte, entschied sich aber dagegen. Sie wollte das Laufen durch Gestein hindurch nur abschwächen, damit sie genug Konzentration für den Rückweg besaß. Schließlich wollte sie nicht lange hier unten verweilen, sondern sich nach kurzer Orientierung wieder auf den Weg zurück machen. Wenn Zamorra wieder mit Hernandez ankam, wollte Nicole schon lange wieder an der Oberfläche zurück sein.
    Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie an José und Luis dachte. Hoffentlich waren beide nicht allzu böse auf ihren kleinen Trick mit dem Verschwinden, aber die beiden Polizisten hätten sie nie allein in die Unterwelt gelassen. Abgesehen davon, dass sie die Benutzung des Dhyarra für Teufelswerk halten würden.
    Ich gehe ja sowieso gleich wieder nach oben, lautete ihre Entschuldigung vor sich selbst. Außerdem war da dieses telepathische Drängen und das Licht im Gang. Dabei wusste sie genau, dass ihr Verschwinden nicht richtig war -und auch überhaupt nicht mit Zamorra abgesprochen. Es war eine ihrer Sekundenentscheidungen gewesen, die den Meister des Übersinnlichen schon oft einiges an Nerven gekostet hatten.
    Mittlerweile hatte Duval sich an gewisse Geräusche in der Unterwelt gewöhnt, aber ein Schlurfen und Schaben waren nicht dabei gewesen. Sie zuckte zusammen und trotz der wärmenden Jeansjacke wanderte eine Gänsehaut über ihren Rücken und die Arme. Jeder, der sich hier unten herumtrieb, war widerrechtlich da - genau wie die Französin auch. Also konnte es sich nur um jemand handeln, der ihr nicht wohlgesonnen war und sie ebenso als Eindringling ansah wie sie ihn.
    Handelt es sich wirklich um einen Feind oder ist es auch nur jemand, der genau wie ich herumspioniert?
    Nicole verstärkte den Schutz, indem sie dem Sternenkristall die bildhafte Vorstellung eines Abwehrwalls eingab, und brachte sich hinter dem zerstörten Altar aus Onyx in Sicherheit. Zumindest hoffte sie, dass sie hier geschützt war.
    Hinter dem ihr gegenüberliegenden Gang erschienen zwei Kreaturen, Geschöpfe, die wie aus einem Albtraum entsprungen wirkten. Es handelte sich um nackte, geschlechtslose Wesen, von deren unglaublich hässlichen, länglichen Köpfen vereinzelte spröde Haarsträhnen abstanden. Unter der bleichen, fast transparenten Haut schimmerten pulsierende schwarze Adern und spannten sich um die dürren Glieder. Statt eines Mundes besaßen die Monstren ein starres, von wulstigen Lippen umgebenes Loch, in dem sich fortwährend kreisende Kiefer mit unzähligen nadelspitzen Zähnen öffneten und schlossen. Auf Duval wirkte es wie ein unaufhörlich pumpender, gieriger Schlund, fast so wie ein verkümmerter Rüssel, der auf der ständigen Suche nach Nahrung war.
    Gosh-Dämonen!
    Die vermutlich widerlichsten Gestalten, die vor vielen Jahren Lemurias Städte bevölkert hatten. Bei ihnen handelte es sich um parasitäre Wesen, die sich zwar auch von Fleisch und Blut ernähren konnten, doch deren bevorzugte Speise aus weit weniger greifbaren Dingen wie Leid, Angst, Hass, Neid und gequälten Seelen bestand. All das sogen sie mit ihrem Sägezahnschlund in sich auf wie den köstlichsten Nektar. Sie waren vor Jahrtausenden nach Lemuria gekommen, weil sie dort genügend Nahrung vorfanden.
    Nicole keuchte entsetzt auf.
    Der Kuss der Gosh!
    Der Kuss der Gosh gehörte zu den schrecklichsten Gräueltaten, zu denen die Dämonen fähig waren. Dabei

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