0983 - Schwingen des Verderbens
legte sich die stille Heiterkeit, denn er musste daran denken, wie Dylan McMour und er vor ein paar Tagen erst von einem Taxi hier abgesetzt wurden und ihm der Schotte Araminta Moriente gezeigt hatte.
Dylan hatte gern und oft eine derbe Sprache benutzt, so zählten »O Kacke« oder »Ach du heilige Scheiße« zu seinen Lieblingsausdrücken. Normalerweise würde sich Zamorra deMontagne nie einer solchen Ausdrucksweise befleißigen.
Dennoch sagte er leise auf Französisch »O Kacke«, als er bemerkte, dass sich sein Amulett erwärmte. Gleich darauf war Merlins Stern, der an einem Kettchen mit Schnellverschluss an seiner Brust hing, verschwunden.
Ruben Hernandez blickte kurz zu seinem Fahrgast hinüber. Er wunderte sich darüber, dass der Franzose, der sich die ganze Fahrt über mit ihm unterhalten hatte, mit einem Mal still war. Den Fluch Zamorras hatte er nicht verstanden.
»Was ist los, Professor?«, erkundigte er sich. »Haben Sie etwas vergessen?«
»Weder vergessen noch verloren«, antwortete Zamorra und öffnete die drei obersten Knöpfe seines Hemdes. »Señora Duval hat mein Amulett zu sich gerufen.«
»Gerufen?« Hernandez schüttelte den Kopf. »Was bedeutet das?«
»Mein Amulett kann von Señora Duval oder mir angefordert werden, wir nennen diesen Vorgang rufen. Das Amulett kommt dann selbstständig zu uns.«
»Warum sollte die Señora das tun?« Der Kommissar hatte mittlerweile akzeptiert, dass der Parapsychologe einige Geheimnisse besaß, deswegen fragte er erst gar nicht nach, wie es passieren konnte, dass Merlins Stern auf unbekannte Weise zu Nicole gelangte.
»Entweder untersucht sie mithilfe des Amuletts etwas, um es auf seine Echtheit zu untersuchen, oder…«
»Oder?«
»Oder sie befindet sich in Gefahr«, schloss Zamorra. »Wie Sie wissen, dient das Amulett auch als Abwehrwaffe.« Diese Möglichkeit gefiel ihm weit weniger, denn der Rückweg zur Höhle würde mindestens noch mal eine knappe Stunde dauern. Wenn nicht noch länger…
Und wenn sich Nicole wirklich dort befand, würde seine Hilfe wohl etwas zu spät kommen.
Nicht selbst verrückt machen, befahl sich Zamorra selbst. Nicole hat schon so viele gefährliche Situationen glänzend bestanden, und bis jetzt ist es immer gut ausgegangen.
Aber was passiert, wenn es einmal nicht gut ausgehen sollte?, fragte eine kleine böse Stimme in ihm. Doch daran wollte der Professor lieber nicht denken.
»Wir haben zwei Möglichkeiten«, überlegte Ruben Hernandez, unterbrach damit Zamorras trübe Gedanken und lenkte den Wagen in eine Parkbucht direkt am Klinikeingang. Dort, wo normalerweise für den Chefarzt oder für hohe Besucher reserviert ist. »Entweder fahren wir gleich zurück, ohne Araminta besucht zu haben, oder wir besuchen erst Araminta und fahren dann zurück.«
»Wir besuchen zuerst Araminta«, antwortete der Meister des Übersinnlichen und öffnete die Tür des BMW. »Deswegen sind wir ja schließlich hergekommen. Wenn es ihr wirklich so 40 schlecht geht, wie der Arzt gesagt hat, zählt jede Sekunde.«
Aber konnte das bei Nicole Duval nicht genauso sein?
***
Vassagos dritte Vision:
In seinem langen Leben war Vassago schon überall im Multiversum herumgekommen. Er wusste, wo es die sichersten Plätze zum Verstecken gab, und er wollte so viele von seiner Sippe wie möglich mitnehmen. Er war sich darüber im Klaren, dass er nicht allen seiner Untergebenen Zuflucht gewähren konnte, aber die wichtigsten Leute sollten dennoch dabei sein. Wenn sich Stygia und die Erzdämonen sicher waren, dass sie gegen den Untergang der Hölle gefeit waren, sollten sie daran glauben, aber Vassago ging lieber auf Nummer sicher.
Wie alle Mitglieder der Schwarzen Familie besaß auch Vassago eine ausgeprägte Angst vor dem Tod, weit mehr noch als Wesen, die nicht wie er unsterblich waren. Diese Angst führte oft zu Hysterie oder gar einer Art Paranoia, bei der alle anderen Wesen als potenzielle Mörder oder Feinde angesehen wurden.
Vassago überlegte sich, welcher Planet für einen Exodus aus der Hölle am besten geeignet war. Als Voraussetzung sollte für eine Welt gelten, dass sie sich fast noch im Urzustand befand, gerade genug abgekühlt, um schon Land und Meere zu bilden, aber noch jung genug für viele Vulkane, aktiv zu sein.
Seine Wahl fiel auf einen Planeten, den er vor über 30.000 Jahren besucht hatte. Bei einer erneuten Visite stellte er fest, dass sich seit damals kaum etwas geändert hatte. Also sorgte er dafür, dass sich sein
Weitere Kostenlose Bücher