0983 - Schwingen des Verderbens
und abstreiten wollte, dass er jede Frau anbaggerte, die nicht bei drei auf den Bäumen war.
»Und jetzt stört uns nicht weiter!«, forderte die Spezialistin. »Wie sollen wir sonst bis heute Abend fertig sein?«
Sie ließ die beiden Polizisten stehen und arbeitete weiter.
»Was machen wir jetzt?«, fragte José mehr im Selbstgespräch. »Ruben reißt mir den Kopf ab, falls der Französin etwas passiert.«
»Er reißt uns die Köpfe ab«, berichtigte Luis. Er blickte die Felsen entlang, dann zum Wald und wieder zurück. »Wir suchen nach ihr. Geh du auf der rechten Seite entlang, ich kämme das Gebiet links durch. Wenn wir sie gefunden haben, verständigen wir uns mit den Handys, ansonsten treffen wir uns in einer halben Stunde wieder hier.«
»Einverstanden.« José nickte, er war froh darüber, dass Luis eine Entscheidung getroffen hatte. Der Schrecken über das unverhoffte Verschwinden ihres Gastes steckte ihm immer noch in den Knochen.
Nach einer halben Stunde trafen sie wieder bei den Spezialisten von der Spurensicherung ein.
»Nichts, ich habe keine Spur von ihr gefunden«, berichtete José. Und obwohl er am Gesicht seines Kollegen sehen konnte, dass dieser ebenso wenig Erfolg bei seiner Suche gehabt hatte, fragte er: »Wie lief es bei dir?«
Luis winkte ab. Er schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern. Offensichtlicher konnte er seine Niederlage nicht eingestehen.
»Als ob sie vom Erdboden verschwunden wäre. Ich verstehe das 38 nicht.« Luis kratzte sich im Genick. »Obwohl ich sagen muss, dass man bei Señora Duval schon darauf kommen könnte, dass sie eine Hexe ist.«
José zuckte zusammen und starrte seinen Kollegen aus großen Augen an.
»Glaubst du jetzt auch schon an diesen Blödsinn?«, fuhr er Luis an. »Es gibt weder Hexen, noch Magie oder sonst etwas in der Art. Davon abgesehen: Wenn jede gut aussehende Frau eine Hexe ist, dann würde ich mich gern verzaubern lassen.«
»Du hast deinen Verstand doch in der Hose!« Luis schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
»Besser dort als total dumm zu sein«, giftete José zurück.
Nach weiteren zwei Minuten hatten sie sich wieder soweit beruhigt, dass sie miteinander reden konnten.
»Ich werde Ruben nicht anrufen«, sagte José, und es hörte sich irgendwie trotzig an. »Vielleicht ist die Señora wieder hier, bis sie aus Granada zurück sind. Andernfalls müssen wir das Ruben und dem Professor beibringen, wenn sie zurückkommen.«
***
War der Weg von Granada zur Höhle Zamorra schon lang erschienen, so kam ihm der Rückweg zum Hospital umso länger vor. Auf der einen Seite befürchtete der Professor, dass Nicole einen ihrer gefürchteten Alleingänge durchzog, um gegebenenfalls zur Leiche von Dylan McMour zu gelangen, denn sie hatte ihn für sein Gefühl zu schnell mit Ruben Hernandez wieder zurückfahren lassen. Bei einem solchen Vorhaben wäre er lieber mit dabei gewesen. Andererseits fragte er sich, was ihm Araminta Moriente Wichtiges zu sagen hatte.
Hatte sie Erinnerungen an die Gosh-Dämonen, die sie ihm mitteilen wollte? Oder benutzte Surrosh die arme Frau, die durch ihre jugendliche Starrköpfigkeit ihr gesamtes Leben weggeworfen hatte, um Zamorra anzulocken?
Antworten auf diese selbst gestellten Fragen würde er erst erhalten, wenn er am Krankenbett von Araminta stand.
Das ist kein Krankenbett, sondern ein Totenbett, erinnerte sich Zamorra an die Worte des Arztes, der ihn an der Höhle angerufen hatte.
Und gerade hatte dieser Mediziner noch einmal angerufen und gesagt, dass sie sich beeilen sollten. Die Chance, Araminta lebend anzutreffen, lag fast bei null.
Die Gedanken des Parapsychologen kehrten wieder zu seiner Gefährtin zurück. Nicole Duval war nicht nur seine Geliebte, sondern auch seine Sekretärin und Partnerin im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Sie hatte viele Gefahren mit ihm gemeinsam und auch ohne ihn überstanden und gehörte zu den erfahrensten Dämonenjägern. Zudem hatte sie ihm schon oft genug den Hals gerettet. Erst dann, wenn sie Merlins Stern, Zamorras Amulett, rief, musste er anfangen, sich Sorgen zu machen.
Mittlerweile lag die Teststrecke für Schlaglöcher hinter ihnen und hatte einer asphaltierten Straße Platz gemacht. Zamorra konnte schon das Hospital von Weitem sehen, dazu machte ihn Ruben Hernandez auf ihr baldiges Ziel aufmerksam.
»Die Klinik, Professor, wir sind gleich da.«
Ich hätt’s fast nicht bemerkt, dachte der Parapsychologe belustigt. Als sie auf den Parkplatz fuhren,
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