0984 - Griff aus dem Dunkel
behutsam zurück und legte ihn auf den Rücken. Wir beide schauten nach, was mit Johnny passiert war.
Mike und Tim umstanden uns dabei, gaben aber keinen Kommentar ab.
Ich hatte gut gezielt. Die Kugel war nicht in seinen Körper eingedrungen, sie hatte ihn nur an der Hüfte gestreift und dort eine schmerzhafte und blutende Fleischwunde hinterlassen, die rasch wieder heilen würde.
Mir fiel eine ganze Steinlawine vom Herzen, als ich das sah. Ich dankte dem Herrgott für diesen glücklichen Ausgang. Vor einer Minute noch hatte es anders ausgesehen.
»Mum, was ist los?« fragte Johnny und stöhnte dabei. »Ich habe Schmerzen und…«
»Du bist okay«, flüsterte Sheila. »Du bist okay.« Sie streichelte sein Gesicht.
»Nein, ich bin…«
»Es wird alles wieder gut.«
»Ich war doch im Kino…«
Diese Antwort wiederum erklärte vieles. Johnny hatte nicht gewußt, was mit ihm in den vergangenen Stunden geschehen war. Da war der Einfluß des fremden Körpers zu stark gewesen. Er hatte sich über seine eigenen Empfindungen geschoben.
Johnny konnte hier nicht länger liegenbleiben. Sheila und ich sorgten dafür, daß er auf die Beine kam. Wir führten ihm vom Friedhof weg zu meinem Rover.
Tim und Mike begleiteten uns. Auf dem Weg erzählten sie, wie es ihnen ergangen war, und sie konnte noch immer nicht glauben, daß es wieder der normale Johnny war, der zwischen uns herging.
Sheila und ich waren dafür, Johnny zu einem Krankenhaus zu fahren.
Noch mitten in der Nacht schaute man sich seine Wunde an. Ärzte kümmerten sich um ihn. Sie wollten Johnny noch zur Beobachtung im Krankenhaus behalten.
Sheila stimmte zu. Ihr Sohn konnte nichts sagen, denn der war mittlerweile eingeschlafen.
Später verließen wir auf leisen Sohlen das Krankenzimmer. Sheila hielt mich am Arm fest. »Ich muß mich dumm benommen haben, John«, sagte sie mit schwerer Stimme und kopfschüttelnd. »Wenn ich darüber nachdenke, ich habe dich doch…«
»Unsinn, Sheila! Du hast so gehandelt, wie jeder andere Mutter der Welt es getan hätte.«
»Meinst du wirklich?«
»Ja, es ist mein Ernst.«
»Danke.« Sie drückte sich gegen meine Seite. »Dann bin ich zufrieden. Aber es gibt noch ein zweites Problem, John.«
»Ich weiß - Bill…«
»Und davor habe ich Angst, John…«
***
Sie wurde ihr noch in den frühen Morgenstunden genommen, denn da erreichte sie Bills Anruf. Ich war bei ihr geblieben und sprach ebenfalls mit dem Freund.
Es wurde ein sehr informatives Gespräch. Als ich den Hörer auflegte, stand Sheila neben mir. Sie hielt zwei mit Champagner gefüllte Gläser in den Händen.
»Soll man nicht auf das Leben anstoßen, wenn man es wieder zurückerhalten hat?« fragte sie.
»Das soll man!«
Die Gläser klangen zusammen. »Dann trinke ich auf unser neues Leben, John…«
ENDE des Zweiteilers
Weitere Kostenlose Bücher