0984 - Tränenwelt am Abgrund
tatsächlich geschafft, Arachn’uu dorthin zu locken, wo wir ihn gefahrlos festnehmen konnten.«
»Dort, wo er alleine war«, murmelte Greeth.
»Ja. Im Kreise seiner Soldaten wäre das nicht machbar gewesen. Mir war klar, dass Arachn’uu sofort versuchen würde, seine Leute zu warnen und die Gefangenen in Sicherheit zu bringen, wenn er erfuhr, dass wir ihm auf der Spur sind.« Asmodis rieb sich die Hände.
»Und was machen wir nun?«
»Nun, mein Lieber, tritt die Mission Welteneis in ihre entscheidende Phase!«
Asmodis wartete auf Kachan’uu, der gut eine Stunde später erschien. Der »Priester an der Spitze« führte den Erzdämon zu Lezefaans Haus. Asmodis erstarrte, als er das riesige Standbild des Gottes in der Höhle zum ersten Mal sah.
»LUZIFER, mein KAISER«, flüsterte er erschüttert. »Lebt vielleicht sogar noch ein Funke von dir in deinem Bildnis?«
Er glaubte, LUZIFERs Aura, in dem Flimmern zu spüren, das die Statue umgab.
Ganz kurz schweiften seine Gedanken zurück in die Zeit, als er den KAISER zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht hatte schauen dürfen. LUZIFER hatte sich ihm genau so gezeigt, wie er ihn nun wieder vor sich sah, als zeitlos schöner Mann mit menschlichem Aussehen und riesigen Flügeln. Sogar die Pose mit dem leicht geneigten Kopf war die gleiche gewesen.
Nicht nur der imaginäre Gott Lezefaan erinnert daran, wo alle diese Wesen hier herstammen. Dein Bildnis tut es noch viel mehr. Wer mag es einst erschaffen haben ? Wer wusste so genau, wie du aussiehst? Hast du dich noch anderen offenbart außer mir? Ja, deinen anderen Helfern wohl, die dafür gesorgt haben, dass sich der Fluch an dir nicht erfüllt. Möglicherweise waren auch sie schon hier. Oder hat sich dieses Bildnis gar selbst erschaffen?
Asmodis fühlte das Elend wieder in sich hoch steigen. Er war schließlich der erste Helfer des KAISERs gewesen, der versagt hatte. Deswegen hatte sich der Fluch an LUZIFER nun erfüllt und der KAISER war tot. Der Gedanke, er könnte vielleicht doch überlebt haben, war nicht mehr als eine irrwitzige Hoffnung, das wusste Asmodis nur zu genau. Da war es auch kein wirklicher Trost, dass vielleicht sogar Teile der Hölle den Untergang, der Folge des sich erfüllenden Fluchs gewesen war, überlebt hatten.
Der Erzdämon musste sich zusammenreißen und sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
»Hier, in Lezefaans Intimität, gibt es also eine Möglichkeit, sich mit Volkes Mutter in Verbindung zu setzen?«
»Ja«, erwiderte Kachan’uu, »wie ich es dir bereits erzählt habe. Von dieser Möglichkeit weiß ich, seit ich ›Priester an der Spitze‹ bin. Sie darf von diesem ausschließlich dann benutzt werden, wenn Volkes Vater stirbt. Nur dann darf ein anderer als der Eierbefruchter Volkes Mutter direkt ansprechen. Was aber kein Problem ist, da der ›Priester an der Spitze‹ immer auch der neue Volkes Vater wird. Ansonsten gilt: Außer Volkes Vater…«
»… darf niemand mit der Urmutter in Verbindung treten, ja, ja, das weiß ich jetzt ja zur Genüge. Wie gut, dass ich kein Mach’uu bin. Was muss ich also tun, Priester?«
Kachan’uu sagte es ihm. Gleich darauf trat Asmodis zwischen die Füße des Standbilds. Sie standen eben auf dem Boden, ein Stück vor dem Sockel, auf dem LUZIFER saß. Asmodis ging zu einem von Kachan’uu bezeichneten Punkt. Er konzentrierte sich. Und sagte die magische Formel, die der »Priester an der Spitze« ihm verraten hatte.
Sofort spürte er das Kraftfeld, das sich um ihn herum aufbaute. Es war stark. Sehr stark sogar. Vor ihm entstand eine flirrende Fläche. Sie hing etwa vier Meter hoch in der Luft und wirkte wie ein silberner Spiegel mit Myriaden von winzigen, fein geschliffenen Facetten, die das Licht nach allen Seiten brachen. Aus dem Flirren schälte sich das Gesicht einer Mach’uu hervor.
»Volkes Vater ist verst-«, begann die Urmutter, unterbrach sich dann aber abrupt. Ihr Gesicht verzerrte sich. »Was ist das? Du bist kein Mach’uu. Wer bist du dann? Und wie kommst du an die magische Formel? Du scheinst einer der Fremden zu sein, denn du ähnelst tatsächlich Lezefaan. Wie ist das möglich? Erkläre dich oder ich töte dich auf der Stelle.«
Das Kraftfeld um Asmodis zog sich zusammen, konzentrierte sich auf ihn. Mit Unbehagen bemerkte der Erzdämon, dass Volkes Mutter wohl nicht bluffte, sondern wirklich die Macht dazu besaß.
»Verzeih mir meine Impertinenz, Volkes Mutter«, antwortete Asmodis schnell. »Aber ich hätte
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