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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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erwiderte Lakir. »Ich benötige jetzt erst einmal etwas Ruhe.« Mit diesen Worten verschwand die schöne Paromerin und ließ Zamorra mit seinen beiden Gästen zurück.
    Der Parapsychologe vernahm ein Räuspern und drehte sich zu William um, der Mysati abschätzig musterte. Erst jetzt fiel Zamorra auf, dass die junge Frau - nein, sie sieht nur aus wie eine junge Frau, korrigierte er sich. In Wahrheit ist sie ein sehr altes Wesen, das nicht von dieser Welt stammt - barfuß war und lediglich ein luftiges Sommerkleid trug, das ein wenig verrutscht und voller Grasflecken war.
    »William, wären Sie so nett uns in meinem Arbeitszimmer einen Kaffee zu servieren?«, bat Zamorra. »Und danach gehen Sie bitte in Mademoiselle Duvals Ankleidezimmer und suchen eine Auswahl an Kleidung heraus, die wir unserem Gast vorübergehend zur Verfügung stellen können«, fügte er mit einem Blick auf Mysatis nackte Füße hinzu.
    William zögerte. »Sir, sind Sie sicher, dass Mademoiselle damit einverstanden wäre?«
    »Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie absolut dagegen wäre, aber da sie momentan nicht hier ist, wird sie nie etwas davon erfahren. Und falls doch, dann ist das mein Problem und nicht Ihres.«
    Nicole hatte vor einer Weile einen Anruf von Vinca von Parom erhalten, der zurzeit zusammen mit Artimus van Zant versuchte, das Rätsel der Kassette des Blinden Wächters zu lösen, und war danach unverzüglich aufgebrochen. Zamorra bezweifelte, dass sie es bei der Menge an Kleidung, die sie in ihren Schränken hortete, überhaupt bemerken würde, wenn er vorübergehend etwas davon verlieh. Sie kaufte sich ja ohnehin ständig neue.
    »Wie Sie meinen«, sagte William und verschwand Richtung Küche, um den Kaffee zu holen.
    »Es besteht kein Grund, so freundlich zu Mysati zu sein, Zamorra«, sagte Ted. »Glaub mir, wenn es anders gegangen wäre, hätte ich sie bestimmt nicht mitgebracht.« Mysati funkelte ihn daraufhin böse an, sagte aber nichts.
    »Am besten setzen wir uns jetzt alle, und dann könnt ihr mir ganz in Ruhe erklären, was eigentlich Sache ist«, schlug Zamorra vor und führte seine beiden Gäste in die Bibliothek.
    Nachdem alle saßen und William den Kaffee serviert hatte, wandte sich Zamorra an Ted. Mysati hingegen schien ganz fasziniert von dem dunklen dampfenden Gebräu in ihrer Tasse zu sein und beachtete die Männer gar nicht. Stattdessen ließ sie einen Zuckerwürfel nach dem anderen in ihrem Kaffee verschwinden und schien sich enorm an der Tatsache zu erfreuen, dass sich die weißen Kristalle restlos darin auflösten.
    »Also«, begann Zamorra, »mein letzter Stand ist, dass du die Kuppel der Herrscher nicht verlassen konntest, ohne deine Erinnerungen zu verlieren, was irgendwie mit Mysatis Magie zusammenhängt.«
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Ted. »Aber mittlerweile hat sich rausgestellt, dass es nicht die Kuppel, sondern die Nähe zu Mysati ist, die mich meine Erinnerungen behalten lässt. Sobald ich mich zu weit von ihr entferne, verliere ich mein Gedächtnis und verfalle in den Zustand zurück, in dem du mich damals gefunden hast.«
    »Und warum hat Mysati dann, wie Lakir sagte, ebenfalls ihre Erinnerungen verloren?«
    »Das verdanken wir Sajol Laertes. Er hat unsere Verbindung mit einem Zauber verstärkt, damit Mysati hier auf der Erde nichts anstellen kann. Nun passiert alles, was mir widerfährt, auch Mysati - und leider auch umgekehrt. So ganz genau wussten wir selbst nicht, was geschehen würde, sobald Lakir einen von uns mitnahm, bis wir es ausprobierten.«
    »Und wie weit oder wie lange könnt ihr euch voneinander entfernen, bevor es Auswirkungen auf euer Gedächtnis hat?«, wollte Zamorra wissen.
    »Keine Ahnung. Auf Maiisaros Welt ist nichts passiert, aber da waren wir immer in der Nähe des anderen. Ich fürchte, wir werden mit der Zeit einfach unsere Grenzen austesten müssen, aber fürs Erste muss ich Mysatis ständige Anwesenheit wohl ertragen.«
    »Du musst mich ertragen?«, entfuhr es Mysati plötzlich. Sie stellte ihre Kaffeetasse scheppernd auf dem Tablett ab und erhob sich. »Was glaubst du, wie es mir geht? Ich habe eine Ewigkeit in der Kuppel der Herrscher verbracht, und obwohl dieser Ort wie ein Gefängnis für mich war, konnte ich dort wenigstens tun und lassen, was ich wollte. Und nun bin ich endlich von dort entkommen, muss mich aber mit der Illusion von Freiheit zufriedengeben. Ich habe mein altes Gefängnis gegen ein neues eingetauscht: gegen dich! Du schränkst mich

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