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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dicht vor die Öffnung und sprach die Formel zur Aktivierung.
    »Terra pestem teneto - Salus hic maneto!«
    Nicht laut, nicht leise, sondern mit normaler Lautstärke; die Wirkung war frappierend…
    ***
    Karin hatte das Gefühl, vom Boden fortgerissen worden zu sein und zu schweben. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Sie hing irgendwo zwischen Himmel und Erde, aber nicht sehr hoch und starrte aus weit aufgerissenen und verdrehten Augen gegen das schreckliche und blutverschmierte Gesicht, das sich in der Maueröffnung zeigte.
    Das war der alte Huber, der tote Huber, der aber jetzt lebte, daran gab es keinen Zweifel. Sie wußte auch nicht, wie er in die Mauer hineingekommen war. Hatte er sie von außen durchbrochen? Wahrscheinlich war das der Fall, doch es brauchte sie letztendlich nicht zu interessieren, wichtig war nur die schreckliche Gestalt, die einfach nicht ruhig in dieser Öffnung blieb.
    Der Tote oder Nichttote bewegte sich!
    Der Kopf mit dem zerstochenen und blutigen Gesicht zuckte vor. Im selben Rhythmus bewegten sich auch die Schultern, denn die unheimliche Gestalt wollte sich aus der Klemme befreien. Wie sie das tat, zeigte Karin deutlich an, daß sie es auch schaffen würde. Die Mauer war kein Hindernis mehr, denn mit den Schultern wuchtete die lebende Leiche immer wieder gegen bestimmte Ecken und brach sie aus dem Gefüge hervor.
    Er fand seinen Weg.
    Steine lösten sich aus dem Verbund und polterten nach unten. Mit dumpfen Geräuschen landeten sie auf der Graberde, trafen auch die Kreuze, die sie in Mitleidenschaft zogen. Ein Holzkreuz brach sogar ab. Trotzdem, die Gestalt des Schreckens hatte freie Bahn!
    Sie konnte bereits die Arme bewegen. Karin starrte die ebenfalls blutverkrusteten Handrücken an, als Fritz Huber weitere Hindernisse aus dem Weg räumte.
    Jetzt steckte nur noch sein Unterkörper im Loch. Er hatte tatsächlich die Mauer durchbrochen! Ein Wahnsinn, aber auch ein Beweis seiner übermenschlichen Kraft.
    Das rechte Bein zuckte hoch. Dann machte er den ersten Schritt und setzte einen Fuß auf die weiche Graberde, die unter dem Gewicht nachgab.
    Huber zog das linke Bein nach. Dabei schüttelte er den Kopf, und wollte sich den feinen Staub aus den Haaren und der Kleidung schütteln. Dann kippte er nach vorn.
    Dabei streifte er mit der Schulter ein Weihwasserbecken, und die Flüssigkeit schwappte aus der flachen Schale hervor. Einige Spritzer erwischten sein Gesicht, und plötzlich zuckte die blutige Haut dort, während der Mund weit aufgerissen wurde.
    Karin hielt den Atem an. Das geweihte Wasser hatte ihn an der linken Gesichtsseite verletzt. Die Haut war verätzt und zu einer puddingartigen Masse geworden.
    Er kroch vor.
    Karin ging zurück. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Der Zombie stoppte, bis seine Hände den Anfang des Grabs erreicht hatten. Erst dort richtete er sich auf.
    Für Hexen-Karin war er ein Monster, ein Riese. Sie dachte daran, was er ihr früher alles erklärt hatte. Durch ihn hatte sie ihre seltsamen Fähigkeiten erhalten, über die sie nicht einmal glücklich gewesen war. Oder er hatte sie in ihr geweckt, nun aber fürchtete sie sich vor ihm zu Tode. Da war er nicht mehr ihr Freund, denn jetzt wollte er sich seinen Lohn für alles holen.
    Er stand!
    Himmel, wie groß er war! Dabei war er nicht gewachsen, er kam ihr nur so groß vor.
    Plötzlich zitterte sie am ganzen Leib. Nicht nur das Gesicht zeigte die zahlreichen Wunden und die großen Blutflecken, auch auf dem Körper hatten Florians Messerstiche ihre Spuren hinterlassen und an allen möglichen Stellen der Haut sahen die Wunden aus wie rohe Geschwüre.
    Das machte Huber nichts.
    Er lebte trotzdem.
    Und er ging auf Karin zu.
    Sie befürchtete, wahnsinnig zu werden, als er die nächsten Worte stöhnend aus dem offenen Mund preßte. »Komm her, Hexerl, komm zu mir…«
    ***
    Ich hatte die Formel gerufen und damit die Kraft einer gewaltigen Übermacht gelockt. Aber die Formel selbst half nicht, sie war nur der Auslöser für das andere, für das grelle und blendende Licht, das mit seiner gewaltigen Fülle in das Seelenloch hineinstieß und diese dichte, schon unnatürliche Finsternis brutal zerstörte.
    Mein Kreuz war das Wasser, die Dunkelheit, das Feuer. Unterschiedlichere Elemente konnte es nicht geben. Zwei Todfeinde standen sich gegenüber, nur einer konnte gewinnen.
    Das Eingangsviereck des Seelenlochs war noch vorhanden, die Dunkelheit auch, aber nicht mehr lange, denn das gleißende Licht riß sie brutal

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