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0987 - Das Seelenloch

0987 - Das Seelenloch

Titel: 0987 - Das Seelenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Silbers.
    An meinem Kreuz vorbei schaute ich in den düsteren Tunnel. Er hatte sich im Prinzip nicht verändert. Er war nach wie vor schwarzgrau geblieben, aber in der Tiefe entdeckte ich schon die Bewegung, ohne genau erkennen zu können, um wen es sich dabei handelte.
    Es war der Schatten im Schatten!
    Ein schwarzes Untier. Das Böse. Eine verfluchte Seele, wie auch immer, und dieses Etwas, diese Schwärze tanzte durch die noch dunklere Umgebung.
    Das Kreuz blieb warm, aber es strahlte kein Licht ab. Ich hatte es nicht aktiviert. Es lag nur wie eine Sperre vor dem Seelenloch und sorgte dafür, daß das andere, was sich tief in ihm befand, nicht hervordringen konnte.
    Ich selbst kam mir vor, als wäre ich festgefroren. Noch immer hielt ich die schmale Leuchte in der linken Hand. Sie schickt auch den Strahl in die Finsternis des Lochs hinein, aber sie schaffte es nicht, sie zu zerstören.
    Die andere Macht war stärker - noch…
    Hinter mir hörte ich Geräusche. Man konnte hier nicht leise gehen. Die Holzbohlen meldeten jedes Geräusch. Da die Schreie leiser geworden waren, gelang es mir wieder, mich auf die normale Umgebung zu konzentrieren.
    Aus dem Loch drang uns nur das Wimmern entgegen. Jaulend, furchtbar, in den Ohren wimmernd, als wollte es quer durch meinen Kopf schneiden. Jane stand neben mir. Ich hörte ihren schweren Atem und schaute sie nicht an.
    »Das waren Schreie, John - oder sind es noch. Wen hast du da erschreckt?«
    »Florian«, murmelte ich. »Was ich gehört habe - es kann kein anderer gewesen sein. Das Seelenloch hat ihn geholt und sich seine Seele genommen. Im Gegenzug dazu wurde der alte Huber wieder auf seine Art und Weise lebendig.«
    »Das hört sich nach einem Austausch an«, flüsterte sie.
    »Es ist wohl einer.«
    »Seele gegen Seele?«
    »Ja. Der Lebende gibt sie, der Tote bekommt sie. So ähnlich muß man es sich vorstellen.«
    »Mein Gott, das ist schlimm.«
    »Da sagst du was, Jane.«
    Es passierte nichts mehr. Keine Schreie, auch kein Wimmern. Es war sehr ruhig geworden, was uns beiden auch nicht gefiel. Ihre Stimme klang schon skeptisch, als Jane fragte: »Ob wir es geschafft haben? Ist die andere Kraft weg?«
    »Nein, nicht endgültig. Schau dir das Licht an, Jane. Es hätte in die Dunkelheit hineinstoßen und einen Tunnel schneiden müssen. Das ist nicht geschehen. Es wird aufgehalten, denn das Seelenloch ist von einer anderen Macht und Kraft gefüllt.«
    »Dann hat es diesen Austausch wohl schon immer gegeben. So lange dieses Haus steht…«
    Ich hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Vielleicht auch nur bei bestimmten Menschen. Auch wenn wir es nie herausbekommen werden, Jane, ich will diesen Zugang schließen.«
    »Und Florian?«
    Ich hob die Schultern.
    »Schreibst du ihn ab?«
    »Siehst du denn eine Chance, ihn zu retten? Er wurde geholt, und dir wäre es beinahe ebenso ergangen. Denk daran, was du dabei gefühlt hast, Jane.«
    »Es war furchtbar«, gab sie zu. »Ich - ich hatte wirklich den Eindruck, als wäre mein Körper dabei, sich auf zulösen. Er wurde immer leichter, er verlor auch den Kontakt zum Boden, und er drehte sich sprialenhaft dem Loch entgegen. Ich hätte keine Chance gehabt«, flüsterte Jane, »wenn Karin nicht gewesen wäre.«
    »Das Hexerl«, sagte ich und verzog die Lippen.
    »Ja, genau.«
    »Spürst du denn jetzt etwas?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Gut, tritt aber trotzdem zurück, denn ich will den Zugang in die andere Welt schließen.«
    Ich wußte, daß Jane an Florian dachte, auch mir ging er nicht aus dem Kopf, aber ich sah keine andere Möglichkeit.
    Die kleine Lampe steckte ich wieder Weg. Mir reichte das Kreuz völlig aus.
    Auf seine Stärke mußte ich einfach vertrauen. Meine rechte Hand und damit auch den geweihten Talisman brachte ich wieder näher an die Öffnung heran.
    Ein Hauch von Kälte streifte meine Haut. Das Gefühl verschwand rasch und schuf der Wärme Platz, die von meinem Kreuz ausging und sich dabei mehr auf meiner Handfläche verteilte.
    Ich blickte zurück.
    Jane war bis zur Tür gegangen und hatte sich dort hingestellt. Die beiden Kerzen standen auf dem Boden. Sie würden nicht kippen, da sie in Haltern klemmten. Das Licht glitt fahrig in die Höhe und umwallte Janes Körper wie ein zuckender Umhang, der sich nicht entscheiden konnte, wie groß oder klein er letztendlich sein wollte.
    Es gab nur noch ein Alles oder Nichts. Das Kreuz mußte aktiviert werden, und ich überlegte auch nicht mehr lange, hielt es

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