0987 - Die sanften Invasoren
Vergeblich hielt er nach dem Wächter Ausschau, der sich aber nicht blicken ließ.
Dafür quollen gelbliche Rauchwolken durch die Tür. Wenig später wurden die Wolken düsterer, dann verschwanden sie. The zein hielt es nicht länger in seinem Versteck aus. Er kroch unter dem Rohr hervor und schlich bis zur Tür.
Bestürzt sah er, daß er mit seinem ungeschickten Versuch, das Transportsystem auszuschalten, einen wirklich durchschlagenden Erfolg erzielt hatte. Von den Geräteblöcken, die in der Nähe des Podests gestanden hatten, waren nur noch verschmorte und zerschmolzene-Reste übrig, das Podest selbst sah aus, als hätte jemand eimerweise Säure darübergegossen, und über dem ganzen Raum lagerte eine Rußschicht.
Thezein verspürte einen Anflug von Reue, als er sich überlegte, daß das Transportsystem immerhin ein Teil der neuen Sternenstadt war. Dann dachte er trotzig, daß die anderen sich gegen das Gesetz vergangen und ihn damit zu seiner Tat gezwungen hatten. Die Reue verflog, und Thezein kehrte der Tür gelassen den Rücken. Vor dem freien Bewußtsein des Wächters, der in dem Feuer seine stoffliche Hülle eingebüßt haben mußte, fühlte er sich sicher. Kein freies Bewußtsein, das auch nur einen Funken von Selbstachtung besaß, näherte sich freiwillig einern Spaltling. Mit Verfolgern brauchte er ebenfalls nicht mehr zu rechnen, und er fühlte sich zum erstenmal seit seinem Erwachen einigermaßen wohl.
Mutig marschierte er in die Halle hinein, in der Hoffnung, auf der anderen Seite entweder auf Bürger zu treffen, die sich noch wie solche benahmen, oder doch wenigstens einer Platz zu finden, an dem er sich für einige Zeit verborgen halten konnte.
Aber plötzlich, als er gerade darüber nachdachte, ob es nicht irgendwo in diesem riesigen Gebilde noch Reste von Vorräten geben mochte, drang ein sanftes Summen von oben zu ihm herab. Erschrocken blieb er stehen und spähte hinauf. Er sah ein orangefarbenes Licht, das unruhig flackerte. Ohne lange nachzudenken, nahm Thezein die Beine in die Hand und rannte spornstreichs davon. Als das Summen hinter ihm eine Oktave höher glitt und in ein hohles Rauschen überging, warf er sich zu Boden. Erst als es wieder still war, hob er vorsichtig den Kopf und sah in die Richtung, aus der er gekommen war.
Er hatte das Gefühl, jenen grauen haften Augenblick, in dem Sinjadyl und Zagarym ihn dem Vakuum aus setzten, um ihn zur Kristallbildung zu bringen, noch einmal mitzuerleben. Der Schrecken, den er damals empfunden hatte, konnte nicht schlimmer sein als das, was ihn jetzt auf die Stelle bannte.
Genau unter der orangefarbenen Lichtquelle stand ein blauschimmerndes Gebilde, das aussah wie ein flachgedrücktes Ei. Es hatte an der dem Spaltling zugewandten Seite eine Öffnung, von der aus eine Rampe auf den Boden hinunterreichte. Und auf dieser Rampe erschienen gerade in dem Augenblick, in dem Thezein hinsah, fünf große, blaue Wesen, die alle gleich aussahen. Die Fremden hatten je zwei Beine und zwei Arme, einen Rumpf und einen Kopf, und sie gingen aufrecht. Vier von ihnen bewegten sich ziemlich steif, der fünfte dagegen sprang in sichtlicher Aufregung von der Rampe hinunter, rief den anderen etwas zu und rannte dann auf Thezein zu.
Der Spaltling überlegte, ob er noch eine Chance hatte, dem Blauen zu entkommen, aber der Schrecken setzte ihm so schlimm zu, daß er kaum klar denken konnte. Ehe er sich für die Flucht entscheiden konnte, war der Zweibeiner bereits bei ihm angelangt. Für einen Augenblick starrte Thezein entsetzt in ein fremdartiges Gesicht, das übrigens nicht blau war, und sehr große, starre Augen blickten auf Thezein, der sich ganz klein zu machen versuchte.
Dann bückte der Blaue sich, hob den Spaltling mühelos hoch und rannte mit ihm zu dem blauschimmernden Raumschiff zurück.
Erst als summend und rauschend nacheinander noch mehr solche fremdartigen Fahrzeuge in die Halle eindrangen und das erste von ihnen genau an der Stelle landete, an der Thezein eben noch gelegen hatte, begriff der Spaltling, daß der Zweibeiner ihm das Leben geret$et hatte.
Schuldbewußt blickte er zu dem großen Wesen auf und bereute jeden einzelnen bösen Verdacht, den sein strapazierter Verstand produziert hatte. Der Blaue schien ihm zum Glück nicht böse zu sein. Er sah Thezein an, und der Spaltling beobachtete wie das Wesen ihm Zeichen mit seiner einen Hand gab. Zögernd folgte er dem Fremden durch die Öffnung in das Raumschiff hinein. Es dauerte nicht lange,
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