Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
ob er einer optischen Täuschung unterlag, oder ob sich Carries Hautfarbe aus irgendeinem Grund an den zarten Gewächsen spiegelte.
    »Das ist der Topf mit dem Samen, den Carrie gestern als Letztes unter die Erde brachte«, sagte Nicole.
    »Sicher?«, fragte er, sich der Konsequenz ihrer Worte wohl bewusst.
    Sie nickte. Er sah es ihr an der Nasenspitze an, wie skeptisch sie dem abnorm schnellen Sprießen der Pflänzchen gegenüber eingestellt war.
    Verständlich.
    »Okay, wir wollten zwar über etwas anderes sprechen.« Zamorra nickte Carrie zu. »Aber das hier hat wahrscheinlich Priorität. Stellst du den Topf bitte hierhin?« Er zeigte auf eine leere Stelle des Tisches.
    Carrie stellte keine Fragen, sondern gehorchte.
    Zamorra aktivierte sein Amulett und löste einen magischen Schauer aus, der sich über die Jungpflanzen ergoss.
    Im Silberbad verschwand jede andere Färbung.
    Dann…
    »Du schaust so verdattert«, sagte Nicole. »Was ist? Gab es einen magischen Ausschlag?«
    Zamorra nickte.
    »Also doch: Gefahr!« Nicole wurde eine Spur blasser.
    Er schüttelte sofort den Kopf. »Davon habe ich kein Sterbenswörtchen gesagt.«
    »Eigentlich«, erwiderte sie, »hast du gar nichts gesagt. Aber wenn den Pflänzchen Magisches anhaftet, sollten wir sie schnellstmöglich auf ihr Gefahrenpotenzial hin testen.«
    ***
    Carrie hörte den Erwachsenen zu.
    Aber eigentlich war sie auf etwas anderes konzentriert.
    Da war wieder die Stimme - wie aus dem Nichts!
    Die Stimme, die sie im Traum und selbst im Wachzustand heimsuchte. Die ihr vertraut und doch fremd vorkam.
    Wer bist du?, dachte sie.
    Falls sie sich tatsächlich eine Antwort erhofft hatte, wurde sie enttäuscht.
    »Carrie? Carrie, was ist mit dir? Hörst du nicht?«
    Sie versuchte, in die Realität zurückzufinden. Für einen Moment hatte sie das Gefühl gehabt, sich in einem Labyrinth zu befinden, das ihren Geist einzufangen versuchte, um ihn nie mehr freizugeben.
    »Ich war nur in Gedanken«, murmelte sie und konnte nur hoffen, das Nici ihr glaubte.
    Noch während ihre Zunge die Worte fast mechanisch formte, wurde ihr bewusst, was ihre Erwiderung, würde man sie wortwörtlich nehmen und die Betonung auf ein »sein« legen, zum Ausdruck brächte.
    Nur in Gedanken sein. Als wäre es allein der Geist, der Relevanz besaß. Als existiere man nur auf dieser Ebene wirklich, während das Körperliche…
    Carrie verlor den Faden. Für einen Moment hatte sie geglaubt, den Sinn des Lebens - sein Geheimnis - zu durchschauen.
    »Carrie! Wenn du mich fragst, bist du das immer noch! Du bist nicht bei der Sache - dabei ist es wichtig! Sieh hin! Sieh, was die Amulettmagie aus den Pflänzchen, die du mitgebracht hast, formt!«
    Zamorras Ton wurde so eindringlich, dass sie es schaffte, sich ganz auf diese Realitätsebene einzulassen. Die Einflüsse von anderswo - wo auch immer das sein mochte - verloren an Stärke und Macht über sie.
    Carrie schüttelte sich wie ein nasser Hund. Sie fand in die Umgebung des Turmzimmers zurück.
    Sie war auf Château Montagne, dem Hort, in dem sie sich sicher fühlte. Sicher gefühlt hatte. All die Zeit, seit die Nebelglocke um London gefallen und die Stadt vom dämonischen Terror befreit worden war.
    Aber sie begann zu spüren, wie zerbrechlich der Glaube an Sicherheit für jemanden wie sie war.
    Jemanden wie mich?
    Noch einmal schüttelte sie sich, als könnte sie so die Anfänge schizophrener Wesenszüge, die sich in ihr zu bilden begannen, abschmettern.
    Sie richtete ihren Blick auf das, was dem Samen entsprossen war, den sie erst gestern in die Blumenerde gesteckt hatte.
    Und sie erschrak.
    Nur zögernd begriff sie, dass das Amulett die Pflänzchen immer noch mit Magie berieselte. Und in diesem unablässigen Schauer hatte sich das vormals unscheinbare Grün in etwas verwandelt, das Carrie überall wiedererkannt hätte.
    »Regenbogenblumen!«, ächzte sie. »Aber das…«
    »… kann nicht sein?« Zamorra beendete den Satz und nickte grimmig. »Drücken wir es so aus: Es dürfte nicht sein. Aber ich bin mir sicher, und das Amulett bestätigt es mir. Aus dem da in dem Topf - werden Regenbogenblumen erwachsen. Echte Regenbogenblumen, von denen keinerlei schädliche Magie ausströmt. Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast, aber alles deutet darauf hin, dass du zu etwas in der Lage bist, wozu bislang nur die ominösen Unsichtbaren fähig zu sein schienen: Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, indem der Versuch einer Züchtung durch Menschen gelang. Es

Weitere Kostenlose Bücher