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0988 - Die Magnetfrau

0988 - Die Magnetfrau

Titel: 0988 - Die Magnetfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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frustriert zugleich, daß sie ihrer Tochter nicht helfen konnte, und sie wußte auch nicht, wie sie anfangen sollte. In ihrem Körper hatte sich etwas aufgebaut, mit dem sie nicht zurechtkam. Eine Wand, aber zugleich auch die Erinnerung, denn sie dachte daran, was ihre Tochter vor sich hingeflüstert hatte. Da hatte sie von ihrer Vergangenheit gesprochen und von Dingen, die jetzt wieder zurückgekehrt waren. Es waren Bilder gewesen, die es schon vor der Adoption gegeben hatte, und darin lag das Problem.
    Grit wartete so lange, bis sich ihre Tochter wieder ein wenig beruhigt hatte. »Okay«, sagte sie dann. »Wir werden jetzt der Reihe nach vorgehen und versuchen, gewisse Ereignisse aufzuarbeiten. Ist das in deinem Sinne?«
    »Weiß nicht.«
    »Wie - was weißt du nicht?«
    »Ich kann es nicht. Man kann es nicht so einfach abrufen. Es sitzt in mir, aber ich kann mich nicht davor schützen, und ich kann es auch nicht steuern.« Ihre Stimme nahm einen schrillen Klang an. »Es sitzt so verdammt tief. Ich habe es in mir, aber ich komme nicht mehr damit zurecht. Jetzt nicht mehr, Mum.«
    »Wann denn?«
    »Weiß ich nicht.« Celia hatte den Kopf wieder angehoben. Sie schaute sich um wie jemand, der nach etwas sucht.
    Und auch ihre Mutter suchte nach einer Veränderung. Sie traute Celia nicht, und sie vermißte Peter jetzt noch mehr. Aber Peter war weit weg, er würde kaum zu ihr kommen können, auch würde er ihr nicht glauben, weil das, was sie erlebt und durchlitten hatte, einfach unglaublich war.
    Celia hatte sich wieder gefangen, was Grit allerdings nicht als positives Zeichen ansah, denn die junge Frau vor ihr war doch unruhiger geworden. Sie saß zwar auf ihrem Platz, aber sie rutschte dort hin und her, und die Unruhe steigerte sich weiter. Sie bewegte ihre Hände.
    Manchmal bildeten sie Fäuste.
    Alles war anders geworden. Fremd ja, genau. Als säßen sich zwei Fremde gegenüber.
    »Möchtest du noch etwas trinken?« fragte Grit. Die Frage war kindisch, aber sie hatte einfach reden müssen.
    »Nein.«
    »Was ist?«
    »Es brennt!« flüsterte Celia scharf. »Es brennt wieder in mir. Das ist wie ein Feuer, Mum.«
    »Und jetzt?«
    »Es kehrt zurück!« schrie Celia. »Meine Güte, es kehrt zurück.« Plötzlich überschlug sich ihre Stimme. Sie konnte auch nicht auf dem Platz hocken bleiben und rutschte von dem hohen Hocker. Um aus der Küche zu laufen, hätte sie erst ihre Mutter zur Seite stoßen müssen, denn weg ging sie nicht. Grit wollte es durchstehen und durchfechten, auch wenn es ihr schwerfiel.
    Celia war zu einer anderen Person geworden, obwohl sie unverändert aussah. Aber sie schaffte es nicht mehr, sich zu kontrollieren. Grit wollte einfach nicht glauben, daß die Bewegungen ihres Körpers einzig und allein durch sie gelenkt wurden. Da mußte noch etwas anderes dahinterstecken, und sie dachte wieder an die fremde Macht oder Kraft, die in das Leben eingegriffen hatte.
    Die Furcht war wie ein Nagel, der in Grits Füßen steckte, so daß sie auf der Stelle stehenblieb. So schaute sie den Bewegungen ihrer Tochter zu, die überhaupt nicht mehr aufeinander abgestimmt waren.
    Celia durchwanderte die nicht sehr große Küche. Sie ging mit schlaksigen und gleichzeitig auch steifen Beinbewegungen. Nur machten die Arme diese Bewegungen nicht mit. Sie schlenkerten entgegengesetzt, als gehörten sie nicht dazu.
    Grit merkte sehr bald, daß sich der Zustand ihrer Tochter verschlimmerte. Sie selbst konnte nichts tun, mußte zuschauen, wie Celia die Küche immer wieder durchmaß, sich hektisch und auch unkontrolliert dabei bewegte, mit den Armen schlenkerte, mal gegen Hindernisse stieß, wieder daran abprallte, sich dann drehte, der Schweiß immer stärker aus den Poren trat und ihr Gesicht bedeckte.
    Das alles durchlitten Mutter und Tochter, wobei Grit möglicherweise mehr litt und sie es auch nicht mehr haben konnte, daß die Unruhe ihrer Tochter nicht zu stoppen war.
    Sie löste sich von dem Platz an der Tür. Einen kleinen Schritt brauchte sie nur zu gehen, um Celia anfassen zu können. Kaum hatte sie den Körper berührt, da zuckte sie wieder zusammen, denn durch ihren Arm war der »Stromstoß« gefahren.
    Den Schrei konnte sie nicht unterdrücken. Als sie den Arm zurückzerrte, zitterte er ebenso wie die Hand.
    Grit Wayne schwankte. Sie wußte auch, daß ihr Gesicht totenbleich geworden war.
    Celia hatte sich von ihr entfernt. Sie stand der Arbeitsplatte jetzt gegenüber und drückte ihren Rücken gegen den Schrank.

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