0988 - Die Magnetfrau
angezogen worden waren. »Ich habe keine spitzen, gefährlichen Gegenstände genommen, sondern einfach Gefäße, die ziemlich klein waren, auch Löffel. Alles flog auf sie, verletzte sie aber nicht. Anders sah es mit meinen Geräten aus. Die brannten nämlich durch, um es mal locker zu sagen.«
»Das heißt, die andere, wesentlich stärkere Energie hat sie zerstört.«
»So ist es gewesen, Mr. Sinclair.«
»Und Ihre Erklärung?« Er hob die Schultern. »Ich habe sie nicht. Deshalb sind Sie ja hier.«
»Kann es mit den Gehirnströmen zusammenhängen?« erkundigte sich Suko.
Dr. Gordon überlegte einen Moment. »Das glaube ich nicht, Inspektor.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das kann es wirklich nicht sein. Jeder Mensch hat Gehirnströme, da erzähle ich Ihnen nichts Neues, aber diese unbekannte Kraft ist einmalig, auch stärker.«
»Wissen Sie Details?«
»Diese Kraft muß im Körper der jungen Frau stecken. Sie ist so stark und dermaßen explosionsartig, daß ich sie mit meinen Geräten leider nicht messen kann. Für mich ist sie zusammen mit ihrer Auslöserin ein Phänomen. Und für Phänomene sind Sie zuständig, wie mir Ihr Vorgesetzter, Sir James, sagte.«
Ich lächelte vor mich hin. »Da hat er schon recht, Doktor. Allerdings muß ich zugeben, daß wir mit diesen Vorgängen noch keine Erfahrungen haben sammeln können. Das ist auch für uns Neuland.«
»Ich weiß. Wir könnten gemeinsam versuchen, das Problem zu lösen. Ich weiß natürlich, daß Sie sich mit magischen Phänomenen beschäftigen und bin mir deshalb nicht sicher, in welchen Bereich meine Patientin hineingehört, aber ich denke schon, daß Sie am Rande wohl damit zu tun haben können.«
»Das wird sich zeigen.«
»Wie geht es der jungen Frau denn jetzt?« fragte Suko.
Dr. Gordon lachte leise. »Als Arzt sagt man oft, es geht den Umständen entsprechend. Sie ist ruhig, sie dreht nicht durch, aber ich habe sie sicherheitshalber einsperren lassen, damit sie nicht entfliehen kann.«
»In einen Raum, in dem es kein Metall gibt.«
»Genau, Inspektor.«
»Haben Sie die Patientin denn auf unseren Besuch vorbereitet?«
»Das habe ich natürlich, aber sie weiß nicht genau, wer Sie beide sind. Ich habe Sie als Kollegen avisiert. Das ist Ihnen doch recht, meine Herren?«
»Selbstverständlich«, sagte ich. »Ich möchte Sie trotzdem noch etwas fragen, Doktor. Die Patientin befindet sich nicht permanent in diesem Zustand - oder?«
»Nein, auf keinen Fall. Das sind bei ihr Phasen.«
»Treten die von allein auf, oder muß sie unter Druck stehen?«
»Das letztere trifft eher zu.«
»Dann sollten wir so schnell wie möglich mit ihr reden, damit wir uns ein Bild von ihr machen können.«
»Das hatte ich auch gedacht.« Als wir uns erhoben hatten, tippte ich Dr. Gordon kurz auf die Schulter. »Noch etwas, das Sie bitte nicht persönlich nehmen sollen, aber ich denke mir, daß es besser ist, wenn wir später mit ihrer Patientin allein bleiben.«
»Wenn Sie das meinen.«
»Bitte, ich will Ihre Qualifikation auf keinen Fall anzweifeln, aber seien Sie versichert, daß auch wir unsere Erfahrungen damit gemacht haben.«
»Sie können mich jederzeit über das Haustelefon an der Wand rufen. Das ist kein Problem.«
»Danke, Doktor.«
Er führte uns aus seinem Büro. Wir nahmen eine andere Tür, durchquerten einen Behandlungsraum, in dem Geräte standen, deren Sinn mir unbekannt war, und erreichten später, nachdem wir eine mit Teppichen belegte Treppe hinter uns gelassen hatten, den Trakt des Hauses, in dem sich die Patienten in ihren Einzelzimmern aufhielten. Es war sehr ruhig hier oben. Nur einmal begegnete uns eine Schwester, die jemandem eine Flasche Wasser brachte und dabei mehr einer Kellnerin ähnelte.
Wir gingen an mehreren Türen vorbei und blieben an der zweitletzten auf der rechten Seite stehen. Weiches Licht fiel von der Decke und verteilte sich wie fließendes Wasser auf dem Teppich. Auch hier waren die Wände mit Holz getäfelt. Nichts, aber auch gar nichts sollte an ein Krankenhaus erinnern.
»Darf ich denn erklären, wer Sie beide sind?« fragte Dr. Gordon, bevor er anklopfte.
»Sicher.«
»Danke.«
Ich wußte nicht, ob er es spöttisch gemeint hatte, klopfte dann und öffnete die Tür. Wir ließen ihn vorgehen, um danach selbst das Zimmer zu betreten.
Auch hier hatten wir den Eindruck, eher das Zimmer in einem Hotel zu betreten. Auf den ersten Blick. Dann erkannten wir, daß die Tür von innen keine Klinke hatte und
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