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0988 - Die Magnetfrau

0988 - Die Magnetfrau

Titel: 0988 - Die Magnetfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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diesen Druck gespürt, wenn sie an den Gitterstäben vorbeigegangen war, aber nie so stark wie jetzt, wo sich Celia bewußt auf dieses Hindernis konzentrierte und ihre Kräfte endlich für sich persönlich einsetzen wollte. Sie wartete.
    Locker werden, nicht verkrampfen. Keinen Gedanken mehr an die Besucher verschwenden, nur ihr Ziel im Auge behalten. Alles andere konnte sie vergessen.
    Es kam. Sie spürte es genau. Ein Lächeln floß über ihr Gesicht, als hätte sie sich selbst ein Lob ausgesprochen. Die Augen hielt sie noch offen, sie würden auch weiterhin so bleiben, wichtig war jetzt nur, daß die gesamte Kraft sie erfüllte.
    Wie ein Orkan mußte sie über sie kommen. Packen, sich konzentrieren auf den einen Körper, auf das eine Ziel, auf den einen Punkt. Dann war es in Ordnung, dann konnte sich Celia auch über ihre Kräfte freuen, wenn ihr es gelang, sie zu kanalisieren.
    Das Kribbeln war längst da. Es hielt ihren gesamten Körper erfaßt. Von den Fuß- bis zu den Zehenspitzen schwamm es in ihr hoch. Es war ein einmaliges Gefühl, kaum zu beschreiben, als stünde sie dicht davor, vom Boden abzuheben. Das war anders als das in der Küche, als sie die Gegenstände durch die Luft hatte fliegen lassen. Diesmal hatte sie ihre Kräfte lenken und auf ein bestimmtes Ziel richten können, und nur das zählte.
    Warm war das Gefühl ebenfalls. Es heizte sich immer mehr auf. Eine Hitzewelle entstand, die nicht abreißen wollte und bis in den Kopf hineinschoß.
    Sie war anders als eine normale Wärme. Der Vergleich mit heißem und flüssigem Metall kam ihr in den Sinn. Etwas Fremdes füllte ihren Kopf aus und zwang sie zugleich, die Augen offenzuhalten.
    So starrte sie einzig und allein auf ihr Ziel und sah die von innen angebrachten Gitterstäbe wie dünne, braune Arme. Dahinter lag die Scheibe.
    Auch sie war mit einer elektronischen Sicherung versehen und würde Alarm auslösen, wenn man sie einschlug.
    Davor fürchtete sich Celia nicht. Für sie war es wichtig, die Stäbe weit zu verbiegen, daß sie sich durch die entstehende Lücke zwängen konnte.
    Die Haare stellten sich auf. Die andere Kraft war voll durchgedrungen.
    Sie kam ihr heute sogar noch stärker vor als sonst. Alles andere war gewissermaßen nur eine Übung gewesen, denn was nun passieren sollte, war wichtiger.
    Der Kontakt mit den Stäben bestand. Celia atmete nur noch flach. All ihre normalen Körperfunktionen waren auf ein Minimum reduziert. Sie interessierte nur das Ziel.
    Raus hier!
    Und sie setzte alles ein. Dieser Kraftaufwand schwächte sie nicht, wie es auch hätte sein können. Er sorgte auf seine Art und Weise dafür, daß sie noch stärker wurde, eben wie ein großer Magnet, der immer wieder aufgeladen wurde.
    Keine Schwäche!
    Ihre Augen hatten die normale Farbe verloren. Sie waren so groß, so eisengrau und sahen aus, als wäre eine andere Kraft dabei, sie nach vorn zu drücken.
    Noch hielt die junge Frau stand. Sie kippte nicht. Sie kämpfte gegen das starre Gitter, dem ihre gesamte Konzentration galt. Nur das war wichtig.
    Wie einen Ausschnitt sah sie das Fenster mit den Stäben davor in ihrem Blickfeld. Für nichts anderes mehr hatte sie Interesse, nur dafür, und sie würde es schaffen.
    Ich bin stark gemacht worden! Ich bin so stark!
    Wer für diese ungewöhnliche und auch unerklärliche Stärke gesorgt hatte, darüber dachte sie nicht nach. Wichtig für sie war einzig und allein der Erfolg.
    Hielten die Stäbe ihre Form?
    Sie wußte es nicht und versuchte es abermals. Wie ein neuer Schwall prallte die fremde Kraft gegen das Gitter. Wäre sie sichtbar gewesen, jemand hätte zuschauen können, wie sie um die Stäbe herum tanzte.
    Sie bewegten sich!
    Urplötzlich geschah das, und diese Bewegungen erfaßten die drei Stäbe zugleich. Zuerst war es nicht mehr als ein Zittern, das sie durchrann, aber dieses Zittern blieb nicht lange, denn plötzlich erlebte das Eisen eine Biegung.
    Vier Stäbe sorgten dafür, daß ihr der Zugang zum Fenster verschlossen blieb. Bisher war es so gewesen, nun aber tat sich dort etwas schon Unheimliches.
    Zwei von ihnen bogen sich nach links. Die beiden anderen nach rechts, so daß eine Lücke entstand, die größer und größer würde. Celia mußte auch damit rechnen, daß die Gitter brachen.
    Die Lücke nahm an Größe zu. Das Eisen hatte eine halbrunde Form bekommen.
    Über und unter dem Fenster, wo die Stäbe mit dem Mauerwerk verankert waren, entstanden knirschende Geräusche. Der erste Putz bröckelte ab.

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