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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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Schwester Elis“, sagte sie. „Natürlich will ich Ihnen die Einrichtung zeigen. Sie ist wirklich anerkannt. Wir bekommen viele Besucher. So viele, daß sich die Kinder schon daran gewöhnt haben. Kommen Sie!“
    Sie führte sie durch die Sanitärräume mit ihren vielen kleinen Waschbecken und Duschkabinen, zeigte ihnen die Küche, wo in großen Kesseln das Mittagessen gekocht wurde, und eine Gymnastikhalle. Davidson und Ann Marley betrachteten alles und nickten wohlwollend zu den Erklärungen der Schwester. Schließlich standen sie vor den Spielzimmern, aus denen immer noch fröhlicher Lärm erscholl.
    „Haben Sie irgendwelche Besonderheiten bei den Kindern bemerkt?“ fragte Davidson sanft. „Ich meine: weichen sie in ihrem Verhalten irgendwie von Kindern aus anderen Wohnverhältnissen ab?“
    Die Schwester blinzelte.
    „Nein, absolut nicht. Nach meiner Erfahrung reagieren unsere Kinder völlig normal.“
    „Hm“, machte Davidson. „Dürfen wir mal sehen?“
    Schwester Elis schob die Tür auf, und sie blickten in den Raum. Vielleicht dreißig Kinder bis zu sechs Jahren saßen an Tischen und spielten, jagten sich zu zweit und zu dritt um die Stühle herum, eines malte an einer schwarzen Wand.
    „Wie steht es um die gemeinschaftsbildenden Erlebnisse? Gemeinsames Singen zum Beispiel? Was halten Sie davon?“
    „Sehr viel“, nickte die Schwester lebhaft. Davidson sah sie freundlich an.
    „Das ist gut. Ah, ich sehe eine elektronische Orgel. Wollen Sie uns nicht eine kleine Probe geben? Ich mag Musik so sehr.“
    Die Schwester wurde rot.
    „Ich kann nicht spielen. Meine Kollegin, die das immer übernimmt, ist im Augenblick nicht da.“
    „Das macht nichts. Ich kenne mich da aus!“ sagte Davidson und strebte schon auf das Instrument zu. Die Kinder waren aufmerksam geworden. Ein paar lösten sich von ihren Plätzen und umringten ihn. Er setzte sich vor das Manual und stellte die Orgel an.
    „Was wollen wir denn singen?“ fragte er. Ein Stimmengewirr antwortete ihm.
    „High moon and shady pindes?“ fragte er verwundert. „Das könnt ihr?“
    Lebhafte Zustimmung. Jetzt waren fast alle Kinder um ihn versammelt. Er griff probeweise in die Tasten. Die Lautsprecher waren in allen vier Ecken aufgestellt, und die Akkorde füllten sogleich den Raum. Nach einem kurzen Vorspiel, das die Kinder sofort begriffen, ging er in das alte, sehnsuchtsvolle Lied aus den Bergen über, und die hellen Kinderstimmen fielen ein. Davidson spielte alle fünf Strophen, und die Kinder sangen begeistert. Als sie geendet hatten, wechselte er die Tonart und führte sie zu „Bells on the border“. Das Mitreißende, Kämpferische der Melodie gefiel den Kindern, und sie jubelten den Refrain. Ihre blassen Wangen bekamen Farbe, und sie klatschten mit den kleinen Händen.
    Abrupt brach Davidson das Nachspiel des Liedes ab. Dafür perlte unter seinen Fingern eine fremdartige Melodie hervor. Die Wahl besonderer Register ergab einen schneidenden, hohen Flötenton, begleitet von dumpfen, pochenden Akkorden in der oberen Baßlage. Die Kinder waren plötzlich still, mit großen Augen lauschten sie. Dann fingen einige an, sich leicht im Takt mitzuwiegen. Davidson wartete, bis er sie alle gefangen hatte, dann steigerte er unmerklich das Tempo. Die Bewegungen der Kinder wurden hektischer, manche stampften mit den Füßen, andere hatten die Hände zu kleinen Fäusten geballt. Ihre Gesichter verzogen sich, als Davidson nun über die Flötenmelodie eine Disharmonie in Moll legte. Ann hatte nicht gewußt, daß es überhaupt ein solches Register gab, einen unangenehm sägenden Ton, der selbst ihr an den Nerven zerrte.
    Jetzt waren, die kleinen Gesichter ausnahmslos zu häßlichen Fratzen verzerrt. Die Kinder atmeten heftig, hechelten mit herausgestreckter Zunge, ihre Augen funkelten, und sie hielten ihre Hände wie Krallen vorgestreckt. Zugleich schien sich ihr Aussehen zu verändern, die Haut bekam ein altes, fahles Aussehen, die Kinderlippen verloren alle Farbe.
    Ann schloß vor Entsetzen die Augen. Was sie hier erlebte, war eine Verwandlung zum Entsetzlichen, zum Unmenschlichen.
    Auch Schwester Elis sah dem unheimlichen Treiben mit weit aufgerissenen Augen zu. Schließlich machte sie ein paar Schritte nach vorn, wollte nach ein paar kleinen Mädchen greifen, die am Rand des Hexenkessels tanzten. Aber sobald sie sie berührte, fuhren sie wie Furien herum und sprangen sie an. Eines krallte ihr die Fingernägel ins Gesicht, so daß rote, platzende

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