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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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Striemen entstanden. Andere Kinder wurden aufmerksam und warfen sich über sie. Auch Ann fühlte plötzlich zahllose kleine Hände an ihrer Kleidung, Stoff riß, winzige Fetzen wirbelten durch die Luft. Vor ihr tauchte ein mordlustiges, kleines Gesicht auf, das dem hinter dem Lüftungsgitter in Jerrys Apartment teuflisch ähnlich sah, sie wußte es, obwohl sie es ja nur für Sekundenbruchteile erblickt hatte. Sie schlug danach. Gleichzeitig spürte sie in ihren Beinen viele Nadelstiche.
    Ann wurde am Arm gepackt und herumgerissen. Sie stolperte über einen kleinen Jungen, der am Boden kauerte und verzückt an seinen Fingernägeln roch. Davidson zog sie auf den Flur und warf die Tür hinter sich ins Schloß. Er lehnte sich dagegen und atmete schwer.
    „Himmel, was war das?“ keuchte Ann. Ihre Hände zitterten, und der Atem flog. „Und wo ist die Schwester?“
    Davidson schüttelte stumm den Kopf.
    „Sie ist nicht mehr zu retten. Sie sind über sie hergefallen wie Piranhas. Es tut mir leid. Da war kein Durchkommen mehr. Wie entsetzlich!“
    Aber in diesem Moment pochte es von innen an die Tür. Davidson öffnete sie vorsichtig einen Spalt, dann etwas weiter, und er hielt die Arme auf, um die schwankende Gestalt der Schwester aufzufangen, die ihm entgegen taumelte. Ihr Kittel und das Kleid waren an hundert Stellen zerrissen. Die Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, und sie blutete aus vielen Wunden.
    „Oh“, sagte sie erschöpft, „was haben Sie nur getan?“
    Davidson geleitete sie zu einem Stuhl, und sie ließ sich darauf niederfallen.
    „Ich habe Musik gemacht“, sagte der unschuldig. „Ein alter, aramäischer Tanz. Wie konnte ich ahnen, daß er auf Kinder unseres Jahrhunderts derartig wirkt? Aber viel wichtiger: wie sind Sie dem Hexensabbat entkommen, Schwester? Ich hatte Sie schon aufgegeben!“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich habe etwas, man hat mir ein Mittel gegeben, in einer Spraydose, falls die Kinder unruhig würden.“
    Davidson schüttelte den Kopf und blickte Ann bedeutsam an.
    „Können wir noch etwas für Sie tun, Schwester, wollen Sie, daß wir Sie fortbringen?“
    Wild schüttelte sie den Kopf.
    „Ich habe Wundpflaster genug und kann mich umziehen. Gehen Sie nur! Um Himmels willen, gehen Sie! Man darf Sie hier nicht antreffen! Sonst verliere ich meine Stelle!“ Angstvoll sah sie zur Decke hinauf. Ann folgte ihrem Blick und erkannte hinter einer Aussparung das gläserne Fernauge einer Kamera. Es war starr auf Davidson gerichtet.
     

Das Ende der Fahrt kam schneller, als Jerry es erwartet hatte. Der Wagen bog in einer scharfen Kurve von der Straße ab, wurde gebremst und tauchte in die Zufahrt einer tiefliegenden Garage hinein. Vor den Milchglasscheiben wurde es dunkler, und auch das Fahrgeräusch veränderte sich.
    Endlich hielt der Wagen mit einem Ruck. Der Fahrer stieg aus und knallte den Wagenschlag zu. Jerry hörte seine Stiefel auf dem Beton. Die Tür des Laderaums wurde aufgerissen. Luft drang herein und in Jerrys Nase, er witterte den bekannten Geruch und wußte augenblicklich, daß er sich wieder in Woodcroft Mansions befand. Er wandte den Kopf und sah einen jungen Mann aus der Schlägergarde des Ordnungsdienstes. Über die schwarze Uniform hatte er einen weißen Kittel gezogen.
    Ohne ein Wort langte er nach Jerrys Haaren und zog ihn daran zu sich. Jerry schrie unwillkürlich auf. Dann packte der Bursche die dicke Kordel, mit der die Teppichrolle verschnürt war, und hob sie hoch. Draußen brannte nur eine Art Notbeleuchtung an der rauhen Betonwand. Einen Moment schien der Wächter unschlüssig, was er mit Jerry tun sollte. Dann lehnte er das ganze Paket an die Wand. Ohne die steife Umhüllung des stinkenden Teppichs wäre Jerry sofort in die Knie gesunken, aber sie hielt ihn aufrecht, wenngleich er ständig Angst hatte, umzufallen und mit dem Schädel aufzuschlagen. Der Junge sah es ihm an und genoß es.
    Er schloß die Wagentür, warf sich hinter das Steuer und fuhr den Krankenwagen rückwärts aus dem Keller. Der Benzindunst hielt sich lange in dem engen Raum. Anscheinend war er nicht an das Belüftungssystem angeschlossen oder es funktionierte nicht.
    Warum hatten sie ihn hergebracht, und was wollten sie von ihm? Langsam dämmerte es ihm, daß in der Klinik wohl zu viel Unerklärliches geschehen war, von dem man nicht wünschte, daß es an die Öffentlichkeit drang. Sie hatten ihn wieder in ihre Gewalt bringen müssen.
    Und dann kam ihm der schreckliche Gedanke, daß damit

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