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099 - Der steinerne Gott

099 - Der steinerne Gott

Titel: 099 - Der steinerne Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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verdrängt. Doch Hermon hat durch seine Magie das Böse in uns geweckt und ihm Gestalt verliehen. Und damit unterzieht er uns einer ersten Prüfung. Entweder wir überwinden uns selbst - oder wir töten uns selbst. Eine andere Alternative gibt es nicht."
    Gunnarsson ließ Dorians Worte auf sich einwirken. Dann nickte er feixend.
    „Also gut", sagte er und schleuderte seine MPi von sich. „Dann werfen wir die Waffen fort und blicken der Inkarnation unseres inneren Schweinehundes in die Fratze."
    „Die Ungeheuer greifen wieder an!" rief Kiljan.
    „Waffen weg!" herrschte Gunnarsson ihn an.
    Unga und Dorian waren längst schon dem Beispiel des Isländers gefolgt. Mit zusammengekniffenen Augen blickte Dorian dem Schwarm der fliegenden Ungeheuer entgegen, die sich zum Angriff formierten.
    „Wir trennen uns besser", sagte der Dämonenkiller.
    Ohne sich um die anderen zu kümmern, wandte er sich ab und kletterte den verwitterten Fels empor. Er versuchte, keinen Gedanken an die drohende Gefahr in seinem Rücken zu verschwenden. Ganz gelang ihm das jedoch nicht. Im Gegenteil, als er plötzlich das Rascheln trockener Flügel hinter sich hörte, und gleich darauf ein Luftzug über ihn hinwegstrich, brach ihm der kalte Schweiß aus.
    Wenn er sich nun irrte? Wenn die Ungeheuer von Luguri geschickt worden waren?
    Nicht daran denken!
    Er klemmte den rechten Fuß in einen Felsspalt, suchte mit den Händen auf Vorsprüngen Halt und zog sich wieder ein Stück hinauf. Dorian kam relativ schnell weiter, weil der Fels nicht so glatt war, wie es von unten ausgesehen hatte, und er an verschiedenen Stellen aus dem Stein herausgehauene Stufen entdeckte: Vielleicht hatte es früher sogar einmal eine durchgehende Treppe bis zum Eingang des Tempels gegeben?
    Dorian drückte sich mit dem Gesicht gegen den Fels, als hinter ihm in der Luft ein Kreischen ertönte. Heißer Atem blies ihm in den Nacken. Er hielt die Luft an, um den bestialischen Gestank nicht einatmen zu müssen. Etwas krallte sich in seinem Gewand fest. Er erhielt einen Schlag gegen den Rücken, dann drang etwas kalt wie Eis in seinen Körper ein.
    Dorian wandte den Kopf ab und blickte kurz in die schwindelnde Tiefe. Er schloß die Augen. Nicht loslassen! sagte er sich. Nur nicht schwach werden! Du kannst durchhalten. Du kämpfst gegen dich selbst.
    Ihn schwindelte, trotzdem er die Augen fest zusammenkniff. Die Schwärze schien ihn durcheinanderzuwirbeln. Er wußte nicht mehr, wo oben und unten war.
    Dann blickte er mit geschlossenen Augen in eine Tiefe - in den Abgrund seiner Seele. Ihm wurde übel. Er meinte, den Verstand zu verlieren. Auf einmal kam er sich so schlecht und böse, grausam und gemein vor wie die, die er eigentlich bekämpfte. Auch in ihm war ein Dämon - aber er war bereit, ihn zu besiegen. Man konnte über seinen psychischen Schatten springen.
    Dorian sprang. Ein Schrei zog sich durch das ganze Tal, brach sich am Eis und wurde zum Tempel des Hermes Trismegistos zurückgeschleudert. Hier verhallte er. Stille kehrte ein.
    Dorian fühlte sich erleichtert, als hätte er sich von einer schweren Last befreit. Er öffnete die Augen. Dorian stand auf einer Plattform des steinernen Standbildes. Links und rechts von ihm waren die Armlehnen, auf die sich der steinerne Hermon stützte. Vor ihm ragte der Oberkörper mit dem Kopf noch fünfundzwanzig Meter in die Höhe. Er befand sich im Schoß des Standbildes. Und da war eine dunkle Öffnung, übermannshoch.
    Der Eingang in den Tempel.
    Dorian ging zum Rand der Plattform zurück und setzte sich. Er hatte über das Böse in sich gesiegt. Aber hatte er es endgültig besiegt?
    Er wollte es nicht glauben. Und er wollte, wenn er ganz ehrlich gegen sich war, auch die kleinen menschlichen Schwächen nicht missen. Er wollte nicht zu einem Überwesen werden, wollte Mensch bleiben.
    Unga tauchte auf. Er wirkte abgekämpft. Sein Gesicht war ausdruckslos. Als Dorian seinem stummen Blick begegnete, sah er darin etwas, das er zuvor noch nie bemerkt hatte.
    „Überstanden", war alles, was der Cro Magnon sagte.
    Dorian schüttelte nur den Kopf. Er wußte, daß die schwersten Prüfungen noch vor ihnen lagen.
    Jetzt erschienen auch Gunnarsson, Halldor und Kiljan auf der Plattform. Der Isländer wirkte ernst und abgeklärt - wenn nicht ein wenig abgestumpft. Auch sein psychischer Kampf war sicherlich nicht leicht gewesen.
    Kiljan und Halldor wirkten erschüttert, als hätten sie eine Lebenserfahrung gemacht, die ihnen ihr Dasein als etwas

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