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099 - Der steinerne Gott

099 - Der steinerne Gott

Titel: 099 - Der steinerne Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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früheren Freunde hatten ihm auch nicht gerade einen überschwenglichen Empfang bereitet. Aber das hatte sich Dorian selbst zuzuschreiben. Er hatte sich wie ein Ekel benommen. Und sein Verhalten zu ihr…
    Coco glaubte trotzdem, daß zwischen ihnen wieder alles wie früher werden würde. Wenn sie erst mit ihrem Kind beisammen waren …
    Hoffentlich redete sie sich das alles nicht nur ein. Auf einmal hatte sie Angst vor der Zukunft. Phillips Prophezeiungen gingen ihr nicht aus dem Kopf. Er hatte schon oft künftige Ereignisse. vorausgesehen und sich in seinen Vorhersagen noch nie geirrt.
    Coco fröstelte. Sie drängte sich an Dorian, um sich an ihm zu wärmen, aber er stieß sie im Schlaf von sich.

    Dorian war den Schritten gefolgt. Jetzt verstummten sie. Er hörte noch einige leise Geräusche, dann war es still.
    Der Dämonenkiller schlich lautlos bis zu dem Tor am Ende des Ganges. Er erreichte einen Raum, der sich grundlegend von allen anderen des Tempels unterschied, die er bisher gesehen hatte. Er war gut zwanzig Meter lang, fast ebenso breit und zehn Meter hoch. Die Wände waren mit seltsamen Schriftzeichen bemalt, vom Boden bis zur Decke; auch der Plafond und der Fußboden wiesen die gleichen Schriftzeichen auf. Und noch etwas erschien Dorian bemerkenswert. Die Steinquader, aus denen die Wände bestanden, waren hoch und schmal und erweckten den Eindruck von Buchrücken. Ja, als reihten sich hier wie in einer Bibliothek Bücher aneinander, deren Rücken mit den Zeichen einer fremden Sprache beschriftet waren. Dorian fragte sich ernsthaft, ob man diese steinernen Bücher den Wänden entnehmen konnte - oder dem Boden und der Decke.
    In Brusthöhe war ringsum an allen Wänden ein steinernes Bord angebracht. Das erinnerte Dorian irgendwie an ein Schaltpult. Es konnte aber auch der Arbeitstisch eines Magiers sein. Da peinliche Ordnung herrschte und keinerlei Gerät herumstand, fand Dorian jedoch keine Anhaltspunkte.
    In der Mitte des Raumes stand ein Marmortisch. Oder war es ein Altar? Nein, eher doch ein Tisch. Denn davor stand ein thronartiger Stuhl mit mannshoher Rückenlehne. Hatte der Alte darin Platz genommen? Dorian konnte es von seinem Standort aus nicht feststellen, da der Thron mit dem Rücken zu ihm stand. Aber er war sicher, daß der Unbekannte in diesen Raum gegangen war; und einen zweiten Ausgang konnte er nirgends sehen.
    „Hermon?" wagte Dorian zu fragen.
    Seine Stimme klang verloren. Er näherte sich dem Thron von der Seite. Ja, es saß jemand darin. Dorian sah das weiße Gewand, und auf der Armlehne ruhte eine knöcherne Hand, die von faltiger Haut überzogen war. Blau traten die Adern und Aderchen hervor. Das war die Hand eines uralten Mannes.
    Hermon?
    Der Dämonenkiller befand sich nun auf der Höhe des Thrones. Der Unbekannte hatte das Gesicht auf die andere Seite gewandt, so daß es für Dorian nicht sichtbar war. Er sah nur das graue, schulterlange Haar, das von einem Stirnband zusammengehalten wurde.
    „Hormon?" sagte Dorian.
    Das mußte Hermes Trismegistos sein. Genauso hatte er ihn aus den Träumen und Visionen in Erinnerung.
    Der Alte drehte langsam den Kopf. Dorian blickte in ein unbekanntes Gesicht und war maßlos enttäuscht.
    „Sie sind nicht Hermon", stellte er fest.
    Der Alte blinzelte. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, waren schwarz umrandet. Die runzelige, dünne, fast durchsichtige Haut spannte sich über den Totenschädel. Der Mund war eingefallen, die Lippen waren blutleer.
    „Sie sind nicht Hermon", wiederholte Dorian.
    Die wäßrigen Augen blitzten schalkhaft.
    „Woher wollen Sie das so genau wissen, Dorian Hunter?" fragte der Alte.
    Er sprach ein ausgezeichnetes Englisch.
    „Wer sind Sie?" fragte Dorian statt einer Antwort.
    „Mein Name ist Grettir."
    Das überraschte den Dämonenkiller.
    „Wollen Sie behaupten, der isländische Volksheld zu sein?" fragte er.
    ,.Ah, Sie kennen mich! Das vereinfacht vieles. Es ist schön zu hören, daß man auch nach so langer Zeit noch nicht in Vergessenheit geraten ist. Aber ich will Ihnen nichts vormachen. Ich weiß natürlich, daß sich um meinen Namen viele Legenden gerankt haben."
    Dorian starrte den Alten an. Ihm lagen so viele Fragen auf der Zunge, doch er konnte sie einfach nicht formulieren. Sollte er fragen, was der Alte hier zu suchen hatte? Angesichts der Tatsache, daß er bereits seit langer Zeit als tot galt, war diese Frage Unsinn. Er könnte ein Untoter sein, von Hermon ins Leben gerufen, um die Eindringlinge zu

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