099 - Im Reich der Satansaffen
wieder führte er blitzschnelle, gefährliche Attacken aus, die Mortimer Kull sehr leicht zum Verhängnis hätten werden können. Immer wieder schaffte es der Professor – manchmal allerdings mit sehr viel Glück –, einem tödlichen Hieb zu entgehen, und er zielte mit allem, was er tat, darauf ab, Yul »erblinden« zu lassen.
Allmählich zeichnete sich ein Erfolg ab. Yuls »Gesicht« war rußgeschwärzt, und fettige Asche bedeckte auch schon einen Großteil der Kameraaugen.
Yuls Attacken wurden gereizter, unkontrollierter. Er hieb mit dem Höllenschwert nur noch um sich, wohl hoffend, den Todfeind zufällig zu treffen, aber das wußte Mortimer Kull zu verhindern.
Wieder stach der dämonische Wissenschaftler mit der Fackel zu. Die roten Flammen leckten über Yuls Stirn. Funken stoben nach allen Seiten davon.
Doch dann trat Mortimer Kull auf Perlen, die auf dem Boden lagen. Er rutschte darauf aus und stürzte. Die Fackel entfiel seiner Hand, und Yul hatte Zeit, mit den Fingern blitzschnell die Linsen seiner Kameraaugen wenigstens so weit zu reinigen, daß er den Todfeind wieder einigermaßen klar erkennen konnte.
Und dann setzte er dem dämonischen Wissenschaftler die Spitze des Höllenschwerts ans Herz!
***
Cruv zog sich mit Bridget Sanders zurück, wie es Tony Ballard von ihm verlangt hatte. Er rückte mit dem Mädchen aber nicht weit von der Dagoba ab. Bridget zitterte am ganzen Leib. Sie konnte es noch nicht glauben, daß sie gerettet war. Sie wagte sich nicht zu freuen.
Cruv forderte sie auf, sich auf ihn zu stützen. Er führte sie zu einem breiten Urwaldriesen, der von Lianen umschlungen war. In seiner dichten Laubkrone würden sie sich gut verstecken können. Es gab dicke Äste, die schon ganz unten aus dem Stamm wuchsen und fast wie die Sprossen einer Leiter angeordnet waren.
»Glauben Sie, daß Sie da hinaufklettern können?« fragte der Gnom.
»Ich werde es versuchen«, gab das Mädchen mit dünner Stimme zurück.
Cruv war ihr behilflich, so gut er konnte.
Mit vereinten Kräften erreichten sie eine Höhe von etwa fünf Metern.
»Hier«, sagte der Gnom fürsorglich. »Lehnen Sie sich an den Stamm. Halten Sie sich daran fest.«
Bridget gehorchte. Sie klammerte sich an den Urwaldriesen, legte ihr Gesicht auf die Rinde, schloß die Augen und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Aber es wollte ihr nicht gelingen, sich zu sammeln. Es waren zu viele schreckliche Dinge geschehen, und Bridget mußte sie alle hautnah miterleben.
Cruv ließ ihr die Ruhe, die sie brauchte. Er beschränkte sich darauf, die Augen offenzuhalten.
Seine Freunde konnte er nicht mehr sehen. Er nahm an, daß sie sich in der Teufels-Dagoba befanden, und er drückte ihnen im Geist die Daumen.
Er wäre gern bei ihnen gewesen, hätte gern Yuls Ende miterlebt, aber er sah ein, daß sich auch jemand um dieses Mädchen kümmern mußte. Und er sah es als Auszeichnung an, daß Tony Ballard ihm diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen hatte.
Dem Gnom fiel auf, daß sich die Taghs neu formierten. Sie waren in den Urwald geflohen, aber nun kamen sie wieder zum Vorschein. Vermutlich wollten sie dem weißen Dämon beistehen.
Im Moment sammelten sie sich erst. Cruv hoffte, daß es Yul mittlerweile an den Kragen ging, denn wenn der Dämonen-Cyborg nicht mehr existierte, würden die Taghs ziemlich konfus sein.
Sie würden sich wahrscheinlich kampflos zurückziehen, denn gegen Feinde, die mit Yul fertiggeworden waren, würden sie sich wohl kaum Chancen ausrechnen.
Cruv strich mit der Hand über Bridgets Haar. »Wie fühlen Sie sich? Schon etwas besser?«
Das Mädchen blickte ihn dankbar an. »Ich… ich hatte geglaubt, so zu enden wie Phil.«
Der Gnom fragte, ob sie ihm ihre Geschichte erzählen wollte, und sie begann leise und stockend zu sprechen. Sie verschwieg ihm nicht, daß sie keine Heilige war, aber das, was sie erlebt hatte, hatte sie geläutert. Sie erklärte, daß sie ihr Leben von Grund auf ändern würde.
Yul hatte sie nicht getötet, aber sie war doch gestorben – vor Angst. Und nun gab es eine andere Bridget Sanders, die ganz neu anfangen wollte.
Sie hatte vieles im Leben falsch gemacht, und sie wollte diese Fehler nicht noch einmal begehen. Das Schicksal hatte ihr die Möglichkeit für einen neuen Beginn geboten. Sie wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Nachdem sie geendet hatte, klärte Cruv sie über sich, seine Freunde, Yul und Mortimer Kull auf. Bridget hätte ihm wohl kaum so
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