0991 - Der Kopf des Vaters
befragt wird. Ich werde mich um sie kümmern. Ich habe ihr auch angeboten, zunächst einmal bei Lady Sarah und mir einzuziehen. Ich hoffe, es ist in deinem Sinne gewesen.«
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden.«
»Gut, John. Dann sehen wir uns später.«
Die beiden Frauen gingen. Ich blieb allein zurück, umweht vom kalten Geruch des verbrannten Metalls und dem der Asche. Wohl war mir nicht in meiner Haut. Der Wind peitschte hin und wieder gegen mein Gesicht.
Noch immer wirbelten kleine Ascheflocken durch die Luft. Überhaupt hatte die gesamte Umgebung einen sehr traurigen Anstrich bekommen, in dem sich kein Mensch mehr wohlfühlen konnte.
Suko traf ich auf einer Stufe sitzend. Sie gehörte zur Außentreppe eines Wohnwagens. Er sah bestimmt nicht fröhlich aus, bereits sein Winken deutete darauf hin. Es glich eher einer matten Bewegung.
»Was hast du erfahren?«
Seufzend nahm ich neben ihm Platz. »Es sieht alles nicht gut aus, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Das habe ich mir gedacht. Erzähl trotzdem.«
Den Gefallen tat ich ihm, und auch Suko war der Überzeugung, daß wir die Lösung nur in Spanien finden konnten…
***
Natürlich mußte unser Chef eingeweiht werden. Dazu nutzten wir die Stunden der Nacht. Wir erwischten Sir James in seinem Club, wo er auch übernachtete. Ein Bediensteter brachte ihm ein Handy, und so konnten wir reden.
Sir James blieb ruhig, als er sich meinen Bericht anhörte, aber er zögerte keine Sekunde, seine Zustimmung zu geben, wollte aber nur wissen, wohin wir genau fliegen mußten.
»Ziemlich weit südlich. Nach Malaga.«
»Aha. Und wann?«
»Wenn es geht, schon heute.«
»Ach so, ja, Mitternacht ist bereits vorbei. Gut, damit bin ich einverstanden. Tun Sie Ihre Pflicht, meine Herren.« Er wurde richtig offiziell und sagte dann: »Und paßt auf eure Hintern auf, denn ich will euch heil und gesund wieder hier in London sehen.«
»Versprochen, Sir.«
Suko, der neben mir stand, grinste. Wir waren wieder zu uns nach Hause gefahren und hielten uns in meiner Wohnung auf, währen Jane mit Julia Sargasso zu Lady Sarah gefahren war, wo sich beide auf die Reise vorbereiteten. Ich hatte meiner Freundin versprochen, sie anzurufen, wenn Sir James zugestimmt hatte.
Jane mußte neben dem Telefon gelauert haben, so schnell hob sie ab und meldete sich mit einem: »Bist du es, John?«
»Wer sonst?«
»Und? Hat es geklappt?«
Ich hörte ihr hektisches Atmen und ließ sie auch nicht länger schmoren.
»Ja, Jane, es hat geklappt. Die Sache geht in Ordnung. Wir können die Tickets bestellen.«
»Das übernehme ich.«
»Ist mir recht. Eine Maschine nach Malaga wird ja hoffentlich von London aus starten.«
»Ich habe mich schon erkundigt. Der Computer ist manchmal sehr schlau. Ich rufe dich noch zurück, wann wir uns treffen wollen.«
»Alles klar, aber da wäre noch etwas.«
Jane schien meine Frage nicht gefallen zu haben, denn sie wollte wissen, ob es Ärger gab.
»Nein, nein, keinen neuen Ärger. Ich wollte nur wissen, wie es deinem Schützling geht?«
»Du wirst es kaum glauben, aber Julia schläft. Lady Sarah hat ein wenig nachgeholfen und sie dazu gebracht, eine Schlaftablette zu nehmen. Du kennst ja ihre Überredungskünste.«
Die waren mir hinlänglich bekannt. Ich fragte dann weiter. »Bist du der Meinung, daß sie durchhält?«
»Sicher. Warum nicht? Wir sind doch dabei, John. Wäre sie allein, hätte ich für sie keine Garantie abgegeben.«
»Dann bin ich zufrieden.«
Suko war es auch, wie ich von seinem Gesicht ablesen konnte.
Gedanklich befand er sich bereits in Spanien, denn er wollte wissen, was uns dort erwarten würde.
»Zumindest eine gewisse Carina Sargasso!«
»Und wer noch?«
Mein Lächeln fiel kalt aus und glich schon mehr einem Grinsen. »Es wäre schön, wenn wir diesen verdammten Schädel noch einmal sehen könnten, denn ich habe es immer so gehalten, daß ich Rechnungen stets begleiche.«
»Ich auch«, sagte er und nickte mir zu. »Wir sehen uns dann in einigen Stunden. Weck mich rechtzeitig. Shao wartet bereits auf mich.«
Ich zwinkerte ihm zu. »Habt ihr was vor?«
»Nicht, was du denkst.«
»Sondern?«
»Schlafen, John, nur schlafen…«
***
Carina Sargasso saß im Dunkeln. Sie hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt, und in dieser Haltung glich sie eher einer Hexe als einer Frau.
Hinzu kam das aus ihrem Mund strömende Kichern, das sie dem dunklen Steinboden des Zimmers entgegenschickte, als sollte es sich dort wie akustische Wellen
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