0991 - Die letzte Horde
tun wir?"
„Nichts."
Larsa fand es erheiternd, wie jedermanns Blick sich mit einem Ruck auf sie richtete, ungläubig, staunend, sogar entrüstet.
„Nichts?" echote Grador. „Du meinst, wir sollen einfach die Hände in den Schoß legen und warten, bis Amtranik uns auffrißt?"
„Am Endresultat ändert sich dadurch nichts", hielt Larsa ihm entgegen. „Aufgefressen werden wir so und so."
„Sie hat natürlich recht", bemerkte Paar Kox.
„Oh, du sei ruhig!" grollte Shako. „Es hat noch niemand das Hasenpanier ergreifen wollen, ohne daß du ihm nicht Beifall gezollt hättest."
„Was wäre", begann Valba zögernd, „wenn wir uns bei Nacht und Nebel davonschlichen und uns in den Bergen versteckten? Amtranik wird keine Zeit mit einer langwierigen Suche verschwenden wollen."
Ein süffisantes Lächeln erschien auf Gradors Gesicht.
„Welch eine phantastische Idee!" spottete er. „Amtranik zerlegt die TRANTOR in ihre Bestandteile; und uns eröffnet sich die Aussicht auf ein paradiesisches Robinson-Oasein bis ans Ende unserer Tage."
„Irgendwann wird jemand nach uns suchen kommen", widersprach Valba mit geringer Überzeugungskraft.
„Beim letzten Funkkontakt haben wir unsere Kursdaten hinterlassen."
„Die Diskussion ist akademisch", mischte Larsa sich ein. „Amtranik wird zwar nicht nach uns suchen, aber bevor er Imbus verläßt, wird er sicher sein wollen, daß seine Rache vollzogen ist. Er wirft ein paar Bomben ab und pulverisiert das Gebirge oder meinetwegen den ganzen Kontinent. Dann haben wir außer uns selbst auch noch die Kristallintelligenz auf dem Gewissen."
„Auf die ist sowieso gepfiffen", meinte Grador ärgerlich.
Larsa setzte sich schließlich durch. Es führte kein Weg an der Einsicht vorbei, daß es für ein einzelnes, schlecht bewaffnetes Raumschiff sinnlos war, einer Flotte von 12.000 Einheiten Widerstand zu leisten. Zwar brachte Grador die Rede auf die uralte Idee vom Untergang mit wehender Flagge, aber als Valba Sringhalu schallend zu lachen begann, zog er diesen Diskussionsbeitrag eilends wieder zurück.
Larsa war mit sich zufrieden -soweit die gegenwärtige Lage eine Empfindung wie Zufriedenheit überhaupt zuließ. Amtranik würde die Tore offen finden, wenn er kam. Das mußte ihn überraschen. Er würde von ihr erfahren wollen, woher die schleichende Krankheit kam, die ihn und seine Kämpfer überfiel, wenn sie sich in den Raum hinauswagten. Das gab ihr Gelegenheit, ihr PsychospieI vorzutragen. Es gab eine winzige Chance, daß der Führer der letzten Horde seine barbarischen Pläne aufgab, wenn er erkannte, daß Armadan von Harpoon ihm alle Auswege versperrt hatte.
Sie erinnerte sich der letzten Worte, die Njasi durch Rubin Frekks Mund zu ihr gesprochen hatte. Auf sie, obwohl sie sie kaum verstand, baute sie ihre eigentliche Hoffnung. Eine metaphysische Hoffnung, über die sie sich Grador und Valba gegenüber ausgeschwiegen hatte.
*
Als Yesevi Ath dem Anführer Bericht erstattete, schimmerte Verwirrung in seinen großen Augen.
„Nichts haben sie getan, Herr. Absolut nichts."
„Ihr habt ihr Raumschiff gefunden und euch ihm genähert?"
„Wie du befahlst. Wir drangen mit hoher Geschwindigkeit bis auf eine Distanz von zwei Kilometern vor und drehten dann ab. Ich war ständig auf der Hut. Als wir das Wendemanöver flogen, befanden wir uns innerhalb der Reichweite selbst ihrer kleinsten Bordgeschütze. Aber sie feuerten keinen einzigen Schuß."
Es war leicht zu erkennen, daß Amtranik sich den Vorgang ebenso wenig zu erklären wußte wie sein Unterführer.
„Ihr hättet womöglich einen zweiten Anflug unternehmen sollen", sagte er nachdenklich. „Näher heran.
Vielleicht sogar selbst einen Schuß abfeuern."
Ein stolzer, selbstgefälliger Ausdruck erschien auf Yesevis Gesicht.
„Davon sagtest du in deinem Befehl nichts, Herr. Aber ich wußte, daß es dein Wunseh sein würde, und verhielt mich danach."
Amtranik musterte ihn überrascht.
„Du flogst ein zweites Mal an?"
„Nicht nur an, Herr. Ganz bis hin. Wir kreisten um das Schiff. Ich feuerte ein paar Schüsse ab. Sie erzielten kaum eine Wirkung auf der harten Hülle des Fahrzeugs, aber ich rechnete damit, daß die Terraner dennoch anfangen würden, sich zu wehren."
„Und?"
„Nichts, Herr. Ihre Waffen rührten sich nicht."
Amtranik war mit einemmal mißtrauisch.
„Vielleicht sind sie geflohen und haben sich in den Bergen versteckt."
„Gewiß nicht alle", widersprach Yesevi. „Ich sah zwei von
Weitere Kostenlose Bücher