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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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brauchte er, um den Killer zu fangen.
    Dabei kam ihm wieder zu Bewußtsein, wie allein er war, als hätte man ihn bewußt in den Tod geschickt, um ihn loszuwerden. Wut und Groll auf die »Firma« überfielen ihn. Er nahm sich vor, sollte er den Einsatz lebend überstehen, einigen Typen sehr deutlich die Meinung zu geigen.
    Auch Dagmar Hansen kam ihm in den Sinn. Die rothaarige Psychonautin, die für ihn mehr war als nur eine Kollegin. Sie hatten nie von Heirat gesprochen und nicht von einem Zusammenziehen, trotzdem gab es zwischen ihnen ein unsichtbares Band, das immer stärker wurde und auch die Sehnsucht in Harry aufsteigen ließ.
    Da er schon einmal verheiratet gewesen war, bezeichnete er sich manchmal als einen alten Ehekrüppel. Mußte allerdings auch zugeben, daß der Mensch nicht dazu geschaffen war, allein zu bleiben.
    Rocky schnaubte.
    Das Geräusch riß Harry aus seinen angenehmen Gedanken. Jetzt hatte ihn die Realität wieder, und er wußte nun auch, weshalb sich Rocky so verhalten hatte.
    Die auftauchende Nebelbank war wohl zu groß, um umfahren werden zu können. Harry stach mit seinem Boot hinein und war im Nu von der grauen Suppe umgeben, die selbst Rocky mit seinen Blicken nicht durchdringen konnte, was ihn ziemlich unruhig machte.
    Er lief auf dem Boot aufgeregt hin und her. Blieb mal an der einen Seite stehen, schaute über Bord, sah nichts, ging zur anderen hinüber und mußte feststellen, daß der Nebel dort ebenso dicht war.
    Harry bewegte sich ökonomisch. Er tauchte die Blätter nicht zu oft ein, nutzte stets den ganzen Schwung des Bootes aus. Erst als das Boot fast stand, legte er sich wieder in die Riemen.
    Jetzt fehlten ihm sogar die Rufe der Frösche. Der Nebel hatte alle fremden Geräusche aufgesaugt. Einmal zuckte Harry zusammen, als etwas über seinen Kopf hinwegstreifte wie eine feuchte Totenhand.
    Es waren die verfaulten Blätter eines aus dem Wasser ragenden krummen Astes, der sich nach unten gebeugt hatte.
    Als Musik begleitete ihn das Klatschen der Wellen. Zweimal prallten im Wasser schwimmende Gegenstände vor das Boot, und jedesmal fing Rocky an zu knurren.
    »Sei ruhig!« sagte Harry. »Wir wollen uns schließlich nicht bei unserem Freund anmelden.«
    Rocky verhielt sich still. Er schaute sogar zur Seite, wie jemand, der seinen Fehler bereut.
    Allmählich lichtete sich das dichte Grau der beiden Wände. Der Nebel trat zurück. Er bekam Lücken, die Schleier trieben weg, und zurück blieb der normale Dunst.
    Harry Stahl holte die Ruder ein. Er drehte sich um, weil er wissen wollte, wohin die Fahrt führte.
    Beinahe hätte er sich vor Überraschung verschluckt. Denn wie eine Vereiste und zur Ruhe gekommene düstere Flutwelle baute sich der Schatten vor ihm auf.
    Das war eine Insel, aber nicht nur irgendeine, das mußte genau die Insel sein.
    Sicherheitshalber schaute Harry auf der Karte nach. Er rechnete auch und kam zu dem Entschluß, daß sie ihr Ziel erreicht hatten.
    Das schien auch Rocky zu spüren, denn er legte sich auf den Boden, als wollte er sich verstecken.
    Das Boot trieb dem Schilfgürtel entgegen, der den Uferbereich schützte. Harry gefiel das überhaupt nicht, denn wenn sein Boot in den Gürtel hineinglitt, verursachte das Geräusche, die in der Stille ziemlich laut klangen und auch weit entfernt gehört werden konnten.
    Er hielt auch Ausschau nach einem zweiten Boot, weil er sicher war, daß Zacharias von seinem Eiland aus Ausflüge unternahm. An dieser Stelle zumindest entdeckte er keins.
    Das Boot wühlte sich durch den weichen Schilfgürtel. Harry mußte seine Meinung revidieren. Der Bewuchs hatte nur wie Schilf ausgesehen, in Wirklichkeit jedoch waren es Wassergräser, die weit über die Oberfläche hinwegwuchsen und leicht zu biegen waren.
    Das rechte Ruder hatte Harry eingeholt. Er tauchte das linke ins Wasser, um herauszufinden, wie tief das Wasser hier war.
    Nicht tief, etwas zwei Meter.
    Einen Steg gab es hier nicht, an dem sein Boot hätte festmachen können. Er mußte es zurücklassen.
    Das Boot stoppte endlich, denn ihm war auch der letzte Rest an Fahrt genommen worden. Rocky traf trotzdem noch keine Anstalten, über Bord zu springen, sondern schaute erst Harry an, der aufgestanden war und ein wenig mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Er zwinkerte dem Hund zu. »Aussteigen und sehr leise sein, verstehst du?« Zur Unterstreichung seiner Worte legte Harry noch einen Finger an die Lippen und hoffte, sich richtig verhalten zu haben.
    Er schaute nach

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