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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder Nahrung zu bekommen, die aus dem Boden stieg und sich ausbreitete.
    Drei kahle Krüppelbäume hatte Harry gezählt. Und zwischen ihnen, wo es eigentlich hätte bestimmte Lücken geben müssen, waren keine zu sehen. Da hatte sich etwas verdichtet. Dort sah es so aus, als wären bestimmte Dinge zusammengefügt worden, um daraus etwas zu bauen. Primitiv zwar, aber wirksam.
    Wie eine Hütte.
    Harry merkte, daß seine Gelassenheit von ihm abfiel. Er war wie auf dem Sprung, und über seinen Rücken rann wieder dieser kalte Schauer.
    Als Rocky noch anfing zu knurren, da wußte Harry, daß er sich nichts einbildete, denn auch der Hund hatte diese andere und fremde Atmosphäre gespürt.
    Gefahr?
    Zu erkennen war nichts. Sollte dort eine Gefahr lauern, dann bewegte sie sich zumindest nicht. Sie blieb zwischen den Bäumen versteckt, und die dünnen Nebel trieben vorbei wie Ektoplasma aus dem Mund eines Mediums. Der Wind hatte Blätter auf die Insel geweht. Sie klebten am Gras und faulten allmählich vor sich hin. Ihre Farbe war sehr dunkel geworden, erinnerte an Humus.
    Da sich auch nach einigen Minuten der Beobachtung an den Bäumen nichts bewegt oder gerührt hatte, ging Harry davon aus, daß Zacharias nicht dort war oder er genau Bescheid wußte und sich auf ein Nervenspiel eingelassen hatte.
    »Los, Rocky!«
    Der Hund ging mit. Allerdings zögerlich. Dabei hechelte und knurrte er, stieß sogar gegen Harrys Waden, als wollte er ihm klarmachen, daß es besser war, wenn sie beide umkehrten.
    »Nein, Rocky, da müssen wir durch. Es ist unser Job, und dafür werden wir bezahlt.«
    Rocky trottete neben Harry her. Das Fell gesträubt, den Kopf vorgestreckt, aber anders als sonst. Der Hund spürte genau, daß in dieser Umgebung etwas faul war.
    Da lauerte eine Gefahr. Noch versteckt, aber anders und wohl kaum rational zu erfassen.
    Scheiß Gedanken! zuckte es Harry durch den Kopf. »Mach dich nicht selbst verrückt. Hier gibt es nichts, was dich in Gefahr bringen könnte. Das ist alles Unsinn!«
    Er mißtraute seinen eigenen Gedanken. Etwas war anders geworden. Der Nebel lag auch weiterhin über der Insel, ein schwammiger Dunst, bald wie Wellen, die auf- und niederschwappten, aber auch so dünn geworden waren, daß ein Ziel zu erkennen war.
    Harry blieb stehen. Auch Rocky ging keinen Schritt mehr weiter.
    Was sich der Mann schon hatte denken können, bestätigte sich nun.
    Zwischen diesen Krüppelbäumen hatte tatsächlich jemand eine Hütte gebaut, die schon mehr einem Unterstand glich.
    Eine Behausung, die schützte. Zumindest vor einfachen Regenfällen. Es gab ein Dach aus knotigen Baumästen und Zweigen. Darauf lag eine alte Decke, es konnte auch imprägnierte Pappe sein. So genau war es nicht zu erkennen.
    Harry Stahl zog seine Waffe. Er tat es aus reiner Vorsichtsmaßnahme, obwohl sich an der Hütte und auch in ihrem Innern nichts gerührt hatte.
    Der Boden unter den Füßen hatte zwar an Härte zugenommen, er war aber noch immer weich. Das Laub hatte ihn glatt gemacht, und vor der Hütte war das Gras zertreten worden. Da es sich noch nicht wieder hatte aufrichten können, war es noch nicht allzu lange her, daß hier jemand gegangen war.
    Rocky blieb nicht ruhig. Aus seinem Maul floß daß Knurren. Er war nicht direkt böse, es sollte mehr eine Warnung sein, und Harry nickte, denn er hatte sie genau verstanden.
    »Keine Angst, mein Freund, wir werden schon auf unsere Köpfe aufpassen. So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen.« Harry gab zu, daß er sich durch die Worte selbst Mut machen wollte, und er war auch froh darum, Rocky zu haben.
    Der Hund würde sich bei einer konkreten Gefahr melden und anders reagieren als jetzt, wo er nur grummelte.
    Sie näherten sich dem Unterstand. Harry hielt ihn genau unter Kontrolle. Die Bäume dienten als Mauerecken, denn zwischen ihren Stämmen waren die Verbindungen geknüpft, die den Unterstand hielten.
    Er war schief gebaut, nicht mehr hoch. Harry konnte sich vorstellen, daß der Boden tiefer lag als das normale Niveau der Insel, sonst hätte der Bewohner dort nicht stehen können.
    Harry hätte sich sechs Augen gewünscht. Auch damit hätte er nichts anderes gesehen, denn Bewegungen gab es nicht an und auch nicht in der Hütte.
    War sie nicht bewohnt?
    Für einen Moment beschäftigte sich Harry mit diesem Gedanken, den er rasch wieder verwarf. Nein, das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Auf der anderen Seite mußte dieser verdammte Killer auch aus dem Verkehr gezogen

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