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0995 - Die Rache der Toten

0995 - Die Rache der Toten

Titel: 0995 - Die Rache der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ob sich die Kälte überall gleichmäßig verteilte, aber das brachte uns nicht weiter. Wir mußten abwarten, bis tatsächlich etwas geschah. Das Auftauchen der Kälte war erst der Beginn. Mich wunderte auch, daß sie so überraschend schnell erschienen war. Das konnte durchaus mit den Gegenkräften meines Kreuzes zusammenhängen.
    Suko hielt sich einige Schritte entfernt von mir auf. Aber auch in seinem Blickfeld lagen die Grabsteine. Hin und wieder schielte er auch zum düsteren Himmel, der bereits dunkel wie am Abend war.
    Die Kälte nahm noch immer zu. Sie stieg wie eine dichte Masse aus dem Boden, die für uns leider nicht sichtbar war, wobei sich allerdings plötzlich etwas tat.
    Und zwar dort, wo die meisten Grabsteine standen, jenseits des Sargs.
    Genau da bildete sich der erste Nebelstreif.
    Auch Suko hatte es gesehen. Er machte mich zusätzlich noch durch ein Zischgeräusch aufmerksam.
    Ich nickte nur.
    Mein Freund hatte eine angespannte Haltung angenommen. Seine Jacke stand ebenfalls offen. So kam er, wenn nötig, sehr schnell an seine Waffen heran.
    Die Kälte wanderte. Es war schon seltsam, aber sie wurde zumindest aus meiner Nähe weggezogen, denn meine Füße kamen mir nicht mehr so vereist vor.
    »Sie wandert«, sagte Suko, dem das gleiche Phänomen widerfahren war wie mir.
    Wahrscheinlich wanderte sie dorthin, wo der Nebel bereits eine Insel bildete.
    Ich war mir sicher, daß wir hier keinen normalen Nebel sahen, der für den Herbst so typisch war. Das hier war etwas anderes. Es war eine Botschaft, ein feinstofflicher Gruß aus der Geisterwelt. Sogenanntes Ektoplasma. Manche nannten es auch Geistermaterial. Ich hatte schon erlebt, wie es aus den Mündern irgendwelcher medial begabter Personen gekrochen war, praktisch der Gruß eines Toten, der keine Ruhe finden konnte.
    Das geschah auch hier.
    Es waren die Grüße der Toten, deren Leiber hier unter der Erde lagen.
    Und dieser Vorgang war noch nicht abgeschlossen. Das Geistermaterial bekam immer mehr Nachschub, aber wir beide konnten nicht genau sehen, wie das Zeug aus dem Boden stieg. Es war einfach da und wölkte in die Höhe, wobei es sich dann in verschiedene Gestalten trennte.
    »Es sind die Toten, John!« sagte Suko. »Aber sie sind so anders als die Leiber…«
    Da hatte er recht. Vor uns geschah mit dem Ektoplasma etwas Unheimliches. Okay, es war getrennt worden, hatte sich in mehrere Einzelteile aufgeteilt, und diese Teilung wurde nicht mehr weitergeführt.
    Sechs Geister waren es!
    Sechs Gespenster!
    Ich nahm es einfach hin, aber ich kam damit nicht zurecht, denn wir standen erst am Beginn, und ich glaubte auch nicht daran, daß mir diese Gestalten eine Erklärung geben würden.
    Sie hatten sich so aufgeteilt, daß sie über ihren Grabsteinen schwebten.
    Diese Stellen behielten sie auch bei, als hätten sie einen Befehl erhalten.
    Es würde was passieren, die Entwicklung war noch nicht beendet. Die Toten kehrten als Geister zurück und wollten Rache nehmen, weil sie in einer Zwischenwelt keine Ruhe fanden und ihnen der Weg ins Jenseits versperrt worden war.
    Und so tanzten sie lautlos über ihren Grabsteinen - wie zu den Klängen einer bestimmten Musik.
    Sie tanzten und veränderten sich.
    Noch blieb mir nichts anderes übrig, als mit großen Augen zuzuschauen.
    Was ich dann zu sehen bekam, das ließ mir den Atem stocken. Die sechs Geister blieben im Prinzip gleich, aber sie zeigten uns auch, wer sie früher einmal gewesen waren.
    Und ich konnte mir jetzt auch vorstellen, wer Ellen Gray umgebracht hatte…
    ***
    »Du bist so schweigsam geworden«, sagte Jane Collins, die den Rover lenkte. »Hast du ein schlechtes Gewissen?«
    »Das nicht mehr…«
    »Aber?«
    Sarah hob die Schultern. »Auch in meinem Alter gibt es noch Dinge, mit denen ich nicht zurechtkomme.«
    »Welche?«
    »Du wirst es bald erleben.«
    Jane legte für einen Moment die Hand auf ihren Arm. »Ich kann dich gut verstehen, Sarah, aber jetzt bin ich bei dir.«
    »Ob das reicht?«
    »Bestimmt.« Jane lächelten aufmunternd. »Wie ich dich jetzt einschätze, hättest du John und Suko lieber bei dir.«
    »Das auch.«
    »Keine Sorge, wir werden uns schon treffen.«
    »Ich weiß es nicht, Jane. Ich weiß bald überhaupt nicht, was ich noch denken soll.« Sie deutete nach vorn und schnitt ein anderes Thema an.
    »Da, das Haus dort. Das ist das Altenhotel. Der Luxusort zum Sterben.«
    Jane mußte bitter lachen. »Ist es tatsächlich ein Luxusort, wie man sagt?«
    »Nein«, erwiderte

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