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0995 - Die Rache der Toten

0995 - Die Rache der Toten

Titel: 0995 - Die Rache der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kerzen, Jane. So riechen brennende Kerzen.« Ihr Blick versteinerte sich für einen Moment, und die Furcht in den Augen verschärfte sich.
    Das hatte Jane erkannt. Deshalb fragte sie: »Willst du hier draußen bleiben, wenn ich…«
    »Mitgehangen, mitgefangen«, erwiderte sie nur. »Wir ziehen es gemeinsam durch.«
    »Okay, wie du willst.«
    Um eintreten zu können, mußte sie die Tür noch weiter öffnen. Jane tat dies mit größter Vorsicht. Sarah Goldwyn stand dicht hinter ihr, und die Detektivin spürte ihren warmen Atem an ihrem Ohr vorbeistreichen.
    »Was siehst du, Jane?«
    »Ha«, lachte sie leise auf, »das ist keine Hotelhalle mehr. Das sieht im Innern aus wie in einem Tempel, der einem Dämon errichtet wurde. Die vielen Kerzen kann ich gar nicht zählen, die da brennen.«
    »Geh trotzdem hinein.«
    Jane ging nicht, sie schlich. Mit einem vorsichtig gesetzten, großen Schritt ließ sie die Schwelle hinter sich, um einzutauchen in diese fremde, von Kerzenlicht flackernd erhellte Umgebung, in der es trotzdem noch Schatten gab, die sich zwischen den hellen Inseln eingenistet hatten.
    Sie hatte Lady Sarah Platz geschaffen, die ihr auf dem Fuß gefolgt war.
    Beide Frauen standen in der Eingangshalle des Hotels und mußten sich erst einmal mit der Umgebung vertraut machen, außerdem blendete sie das Kerzenlicht.
    Menschen waren nicht zu sehen. Zumindest keine Lebenden, aber sie sahen etwas anderes, und bei diesem Anblick hörte beinahe ihr Herz auf zu schlagen.
    Diese Inseln aus Kerzen hatten sie schon genau gesehen. Manche Kerzen standen auf kleinen Tischen, für andere waren extra Möbelstücke herangeschafft worden. Weiter im Raum standen sie wie starre Soldaten aus Wachs. Die Luft war schwer zu atmen. Außerdem roch sie widerlich, wie in einer Krypta, die schon ewig nicht gelüftet worden war.
    Sie fanden es auch nicht als zu schlimm, daß auf der nach oben führenden Treppe die Kerzen standen. Völlig absurd und zugleich völlig unverständlich und grausam war die Szenerie der Toten, die in den freien Räumen zwischen der Kerzeninseln wie ein makabere Dekoration aufgebahrt worden war.
    Dort standen die sechs fahrbaren Serviertische. Auf jedem dieser Tische lag eine weiße Decke. Trotzdem waren die Tische und die Decken nicht leer, denn jeder Tisch war von einer Gestalt belegt, die sich nicht mehr bewegte.
    Vier Frauen und zwei Männer.
    Menschen!
    Nur äußerlich, denn keine dieser liegenden Gestalten bewegte sich mehr. Waren sie tot?
    »O gütiger Gott, laß es nicht wahr sein!« flüsterte Sarah Goldwyn, die beinahe schlapp machte und sich deshalb sicherheitshalber an Jane Collins abstützte.
    Auch die Detektivin war zunächst nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Dieser Anblick hatte sie mit der Wucht eines Sturmwindes getroffen.
    Damit kam sie nicht mehr zurecht, aber sie war es auch gewohnt, sich zusammenzureißen, und so nickte sie sich selbst zu, bevor sie sich in Bewegung setzte.
    Sarah blieb neben ihr. Beide Frauen spürten die Hitze der Flammen, wenn sie zu nahe an die Kerzen herankamen. Da wurden sie dann von ihren heißen Grüßen gestreift, was ihnen allerdings nichts weiter ausmachte. Wichtig waren die leblosen Gestalten auf den sechs Servierwagen.
    Vor der ersten blieben sie stehen.
    Es war eine Frau.
    Sehr alt schon. Bestimmt achtzig. Ihr Gesicht zeigte keinen friedlichen Ausdruck. Es war verzerrt, und die Tote wirkte so, als würde sie noch in ihrem Zustand Schreckliches erleiden. Sie trug einen dunkelroten Pullover mit Rollkragen. Deshalb fielen die Wunde und das Blut in Höhe ihrer Kehle nicht sofort auf. Erst als die beiden Frauen näher hinschauten, erkannten sie mit Schrecken, wie die alte Dame ums Leben gekommen war. Jemand hatte ihr die Kehle aufgeschnitten.
    Auch Jane Collins hatte dieser Anblick geschockt. Trotzdem dachte sie an Sarah Goldwyn und warf ihr einen besorgten Blick zu. Die alte Dame hielt sich tapfer, auch wenn sie verkrampft neben Jane stand, den Mund bewegte, aber selbst nichts sagte. Sie stand wie unter einem gewaltigen Preßdruck und war noch blasser geworden.
    »Laß uns weitergehen, Jane«, sagte sie mit kratziger Stimme, die überhaupt nicht zu ihr paßte. »Ich will und ich muß einfach alle sehen, verstehst du?«
    »Einigermaßen.«
    Sie verließen den schmalen Raum zwischen den hellen Inseln und wandten sich der nächsten Gestalt zu.
    Auf dem Servierwagen lag ein Mann. Er trug noch seine Hausjoppe. Sie stand offen, war blutbefleckt, und auch in seinen

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