0995 - Die Rache der Toten
galt.
Sackett setzte mit ungelenken Bewegungen seinen Weg fort. Daß er sein Ziel kannte, merkte Sarah rasch, denn er drehte sich von der Mitte der Kühlerhaube weg und schob sich an der linken Beifahrerseite weiter und damit näher an das Fenster heran. Seine Kraft würde reichen, um die Scheibe zu zerstören, wenn er hart genug zuschlug.
Ich sitze hier und tue nichts. Ich schreie nicht mal um Hilfe. Ich bin einfach nur da, ohne überhaupt eine Chance zu haben. Ich bin eine Gefangene, ich unternehme nichts. Ich warte darauf, daß etwas passiert.
Lady Sarah kam mit sich selbst kaum zurecht. Sie konnte auch nichts machen, und so ließ sie Sekunden verstreichen, bis ihr in den Sinn kam, die Tür zu verriegeln.
Jetzt ging es ihr besser.
Der Tote hatte bereits ihre Seite erreicht. Er stand vor dem Seitenfenster. Er bewegte sich und hielt sich dabei am Dach fest. Sarah sah, wie er schwankte. Manchmal wuchtete er seine Hand auf das Dach, das aber war alles.
Dann beugte er sich vor.
Sie sah sein Gesicht.
Sie sah aber auch die Faust, die sich vor das Gesicht setzte und auf die Scheibe zufuhr.
Das Glas erzitterte unter dem Schlag. Es brach aber nicht. Sarah wünschte sich, das alles nur zu träumen, doch die Schläge gegen die Scheibe waren Wirklichkeit.
Das Glas hielt, aber wie lange noch.
Urplötzlich hatte Lady Sarah ihre Gelassenheit verloren. Auf einmal wurde ihr klar, in welch einer Lage sie steckte, und es schoß ein heißer Strahl durch ihren Körper. Ihr wurde bewußt, in welcher Gefahr sie steckte, und sie schielte plötzlich nach rechts, auf den leeren Sitz. Irgend etwas war ihr eingefallen, sie mußte nachdenken, aber diese Phase wurde durch einen harten Schlag gegen die Fensterscheibe unterbrochen, härter als die anderen. Die Scheibe platzte, was Sarahs Angst noch steigerte.
Dieses Platzen hatte sie zuvor nicht gehört.
Deshalb schaute sie nach links.
Die Sicherheitsscheibe hatte ein dichtes Krümelmuster bekommen. Sie sah aus, als würde sie keinem weiteren Schlag mehr standhalten können. Eine bröselige Spur zog sich durch das Glas, in der Mitte dichter als an den Rändern, und Lady Sarah flüchtete auf den anderen Sitz.
Wieder hörte sie das Klatschen.
Der Zombie hatte nicht mehr nur mit seiner Hand zugeschlagen, er hatte sich einen Stein besorgt und hämmerte ihn gegen die Scheibe. Einen Erfolg hatte er erreicht: Das Glas fiel wie Eisschnee ins Wageninnere.
Auch Lady Sarah bekam einige Krümel mit, was sie nicht weiter stören durfte. Sie mußte ihm entwischen, sie mußte sich zumindest wehren, und sie glitt vom Fenster fort.
Der Fahrersitz war jetzt wichtig. Sarah erinnerte sich daran, daß sie ihn vor kurzem noch überlegend angeschaut hatte. Das war nicht grundlos geschehen. Sie hatte eine Idee gehabt und etwas ins Bewegung setzen wollen.
Was war denn so wichtig für sie?
Hinter ihrem Rücken machte der Zombie weiter. Erneut hämmerte er gegen die Scheibe, weil er auch den Rest des Glases aus der Fassung schlagen wollte.
Sarah bekam mit, daß er es schaffte, denn zahlreiche Stücke landeten auf ihrem Rücken, rutschten ab, glitten auf den Sitz und verteilten sich dort.
Er kriegt dich! hämmerte es durch Sarahs Kopf. Verdammt noch mal, er wird dich kriegen - wenn du nichts unternimmst.
Sarah Goldwyn war längst auf den Fahrersitz gerutscht, aber sie tat nichts, um die Tür zu öffnen. Sie wußte, daß sie dem Unhold nicht entwischen konnte, sie mußte ihn sich auf eine andere Weise vom Leibe halten.
Es funkte!
Auf einmal war die Furcht verschwunden. Lady Sarah kam wieder normal in ihrer Umgebung zurecht. Es war so einfach, wenn einmal die Blockade zerstört worden war. Der endgültige gedankliche Durchbruch gelang ihr, als sie die Klappe des Handschuhfachs dicht vor sich sah. Da verwandelte sich der Funken in einen Blitzstrahl, und der sorgte für eine Erinnerung. Sie wußte jetzt Bescheid.
Hinter der Klappe versteckt im Handschuhfach, lag eine geladene Waffe.
Die Ersatzberetta mit den geweihten Silberkugeln. Sarah zögerte keine Sekunde, während hinter ihr der Zombie wütete.
Ja, er wütete!
Er hatte es jetzt geschafft, das Glas aus der Fassung zu hämmern. Der Weg war frei!
Auf dem Weg zur Beute wollte er durch nichts aufgehalten werden. Zuerst streckte er seinen rechten Arm durch die Öffnung. Er bewegte ihn auf und ab, als wollte er ihn in eine Schlange verwandeln.
Auch seine Hand bewegte sich mit. Sie zuckte einmal hoch, dann nach unten. Der Zombie hielt die Finger
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