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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegeben, John, einen sehr guten Grund sogar. Nur will über den niemand reden, wenn Sie verstehen. Man hat auch irgendwie ein Recht dazu, wenn etwas sehr lange zurückliegt, aber man darf nicht ignorieren, daß die Vergangenheit nicht vergiß. Sie ist wie ein Speicher. Wenn ein bestimmter Zeitpunkt gekommen ist, ruft sie die Dinge ab.«
    Ich nickte. »Wann ist es geschehen?«
    »Vor mehr als zweihundert Jahren.«
    »Und was passierte?«
    McCormick hob die Schultern. »Genau weiß ich das nicht. Da müssen Sie schon Grace Felders Vater fragen. Bei ihm liegen die alten Kirchenbücher. Aber er ist sehr zurückhaltend. Er will über das Thema nicht sprechen, und er kommt mir manchmal vor wie jemand, der unter einer starken Angst leidet.«
    »Aber etwas wissen Sie doch, Brett.«
    »Ja.« Er nickte. »Leider - oder zum Glück. Ich weiß, daß die Kinder von Paxton damals geopfert wurden. Der Legende nach dem Teufel, um die Stadt zu retten. Einzelheiten sind mir nicht bekannt, John. Aber ich weiß, daß die Geschichte noch nicht beendet ist. Da können Sie sagen, was Sie wollen.«
    »Die Stimmen, die ich hörte…«
    »Auch.«
    »Und was noch?«
    »Ein Teich ist ebenfalls wichtig.«
    Ich hatte trinken wollen, ließ die Hand aber um das Glas gelegt, ohne es anzuheben. »Ein Teich, sagten Sie?«
    »Ja, er war damals größer. Im Laufe der Zeit ist er teilweise versandet, aber es gibt ihn. Der Teich ist da, und er spielt noch eine große Rolle.«
    Ich trank jetzt das Glas leer. »Es hörte sich an, als wären Sie schon bei ihm gewesen.«
    »Stimmt.«
    »Und?«
    Brett McCormick gab mir eine ausweichende Antwort. »In der Nacht ist es kalt geworden. Die Temperatur ist um einige Grade gefallen. Wir haben Frost bekommen, und ich gehe davon aus, daß der Teich zugefroren ist. Aber nichts desto trotz, wir sollten ihn uns ansehen.«
    Ich gestattete mir ein Lächeln. »Sie wollen mir aber nicht nur den Teich zeigen.«
    »Nein, das nicht.« Er klopfte auf den Tisch und holte anschließend eine Pfeife aus der rechten Seitentasche seiner Weste hervor. Aus der linken zupfte er einen Beutel mit Tabak. Während er die Pfeife stopfte, gab er mir die Antwort. »Wir fahren nicht nur hin, um den Teich zu sehen, sondern auch, um zu schauen, was in ihm steckt.«
    »Und was ist es?«
    Brett McCormick hatte ein Zündholz angerissen. Über die Flamme hinweg schaute er mich an. »Es ist etwas, über das ich kaum zu sprechen wage, John.« Er senkte seine Stimme, als stünde noch ein Mithörer im Zimmer. »Ich habe sie gesehen. Ich habe die Kinder gesehen, John. Die toten Kinder von damals. Oder ihre Geister, wie dem auch sei. Ich sah sie im Teich, ich sah ihre kleinen Hände, als wollten sie mir zuwinken. Das taten sie auch irgendwie, aber es waren die Hände von toten Kindern, John, und nicht von Lebenden, denn um sie müssen wir uns auch noch kümmern.«
    Ich schwieg. Dabei verfolgte ich die blaugrauen Wolken, die McCormick aus den Mundwinkeln und aus den Nasenlöchern strömen ließ. »Das wollte ich Ihnen sagen, John. Zunächst mal. Alles weitere müssen wir noch erforschen, falls Sie einen ausgemusterten Polizisten an Ihrer Seite akzeptieren.«
    Die letzten Worte hatten bitter geklungen. Ich stellte nur eine Frage. »Sie sind nicht freudig in Pension gegangen?«
    »Nein, das nicht. Ich war erst sechzig, aber man hat die Dienststelle hier in Paxton aufgelöst.« Er winkte ab. »Aber lassen wir das. Auch ohne Dienst habe ich noch genügend zu tun.«
    »Bestimmt. Wobei ich über eine der letzten Bemerkungen nachdenke, die Sie vorhin gesagt haben.«
    Er paffte zwei Wolken und fragte: »Welche?«
    »Sie sprachen davon, Brett, daß wir uns noch um die lebenden Kinder hier kümmern müssen.«
    »Ja, John, das ist sehr wichtig, und ich will Ihnen auch den genauen Grund nennen.« McCormick stand auf und trat an das Fenster. Durch die Scheibe blickte er in den grauen Tag, und bereits sein erster Satz erschütterte mich. »Ich denke, daß den Kindern hier in Paxton das gleiche Schicksal bevorsteht wie den damaligen. Alles deutet darauf hin.«
    Das war in der Tat eine harte Eröffnung. Ich spürte meine innere Verkrampfung.
    Ich wollte etwas sagen, aber der pensionierte Polizist, drehte sich um und schaute mich an, als wollte er genau erkennen, ob ich ihm geglaubt hatte oder nicht.
    »Wenn Sie so etwas sagen«, murmelte ich schließlich, »müssen Sie einen Grund haben. Ein Motiv und…«
    McCormick winkte ab und lachte bitter. »Mal eine Frage, John. Haben

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