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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rover hineinstellen. Sie ist groß genug.«
    Er hatte nicht zuviel versprochen, die Lücke erschien tatsächlich. Zuerst rumpelten die beiden Vorderräder eine kleine Böschung hoch, dann ging es an der anderen Seite wieder ein Stück auf dem starren Winterrasen hinab, und ich bremste ab, denn ein Stück tiefer lag der Teich wie ein großes, feuchtes und dunkles Auge.
    »Na?« fragte McCormick.
    Ich hob die Schultern. »Eigentlich habe ich ihn mir größer vorgestellt.«
    Brett öffnete die Tür. Kalte Luft strömte in den Wagen. Sie war nicht mehr so trocken, sondern feucht geworden und roch nach Schnee. »Er war für die Kinder groß genug.«
    »Man hat sie alle darin ertränkt?«
    McCormick wuchtete die Tür zu. »Ertränkt? - Ja«, sagte er zögernd, »eher geopfert.«
    »Jedes Opfer hat einen Sinn, Brett.«
    »Ich weiß.« Über das Roverdach hinweg wies er mit dem Finger auf mich. »Um diese sinnlose Tat aufzuklären, deshalb sind Sie doch hier. Ich habe es versucht und bin gegen Mauern gelaufen, aber ich kann mir vorstellen, daß Sie dank Ihrer Erfahrungen schon den richtigen Schlüssel finden.«
    »Verlangen Sie nur nicht zuviel.«
    McCormick lachte, und die Atemwolken tanzten vor seinen Lippen.
    »Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Bevor ich mich mit dem Yard in Verbindung setzte, habe ich schon etwas über Sie in Erfahrung bringen können. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Etwas anderes hätte mich auch überrascht.«
    »Dann sind wir uns ja einig.«
    Bis zum Teich war es nicht mehr weit. Das leicht abfallende Gelände war mit froststarrem Wintergras bewachsen. Wenn wir es berührten, hörte es sich an, als wären Messerklingen dabei, über das Leder unserer Schuhe zu streifen. Die Umgebung präsentierte sich still, sehr still sogar. Ich hatte den Eindruck, daß diese Stille noch zunahm, je mehr wir uns dem Teich näherten.
    Glücklicherweise wurde es noch nicht dunkel. Auch ohne Licht war die Umgebung gut zu erkennen. Selbst der Teich malte sich recht deutlich ab.
    Er lag so ruhig da. So völlig harmlos. Mit einer dunklen Oberfläche, die allerdings auch einen gewissen Schimmer zeigte, denn dort hatte dünnes Eis eine Schicht hinterlassen, an den Ufern dicker als zur Mitte des kleinen Gewässers hin.
    Eis zerknirschte unter unseren Sohlen, als wir nahe des Ufers stehenblieben. Hier war das Wasser in den kleinen Trittmulden ebenfalls gefroren.
    Ich sah keinen Steg. Auch kein am Ufer liegendes Boot.
    »Und?« fragte McCormick.
    »Was wollen Sie hören?«
    »Ihre Eindrücke.«
    »Sind normal.«
    Er atmete laut aus. »Normal? Klar, man sieht nichts. Aber spüren Sie denn etwas?«
    »Auch wenn Sie enttäuscht sind, Brett, im Augenblick fällt mir nur die Stille auf.«
    »Da haben Sie recht. Diese Stille hier ist anders. Es ist eine Totenstille, ich weiß es, John.«
    Meinen Begleiter ließ ich stehen und trat dicht an das Ufer heran. Wieder zerknirschte Eis unter meinem Gewicht. Es hörte sich an wie brechendes Glas.
    Brett hatte von toten Kindern gesprochen. Von deren Geistern, von irgendwelchen Erscheinungen. Von Wanderern zwischen den Welten möglicherweise, von ruhelosen Seelen, die keine Ruhe bekamen, davon aber war nichts zu sehen. Es lag auch nicht an der Eisschicht, die vielleicht zu dick gewesen wäre, es war einfach nichts vorhanden. Ich bückte mich und hob einen Stein auf. Als McCormick neben mir stand, warf ich den Stein auf das Eis.
    Erst klatschte es beim Aufprall, dann bekam das Eis Risse und brach an der Aufschlagstelle. Der Stein verschwand im kalten Wasser. Er hinterließ unter der dünnen Schicht ein Muster aus Wellen, das bald verlief.
    »Es ist noch nicht dick«, sagte der pensionierte Konstabler. »Aber was hatten Sie vor? Haben Sie die Geister locken wollen?«
    »Nein. Ich wollte auch nicht aufs Eis. Ich bin einfach nur meinem Gefühl gefolgt. Um sie zu locken, muß man andere Mittel einsetzen.«
    »Welche denn?«
    »Man kann einen Test durchführen.« Ich fing damit an, das Kreuz hervorzuholen, wobei mich McCormick schweigend, aber durchaus gespannt beobachtete. »Wenn der Teich hier tatsächlich eine negativ geladene magische Zone ist, dann wird das Kreuz uns dabei helfen, einen konkreten Beweis dafür zu erbringen.«
    »Nur ein Kreuz?« fragte er verwundert.
    »Im Prinzip schon.«
    »Sie sind der Fachmann, John.«
    Ja, das war ich, obwohl die Regeln immer anders ausgelegt wurden. Oft genug schon hatte ich böse Überraschungen erlebt, aber ich konnte mich auf meinen

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