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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus subjektiver Sicht verständlich, Grace. Aber manchmal ist es besser, wenn man mit Fremden über ein Problem spricht, weil diese mehr Abstand dazu haben.«
    »Das könnte sein. Wobei es noch auf das Problem ankommt. Es gibt Dinge, die nicht so leicht zu begreifen sind.«
    »Richtig. Wie dieser Fluch, der über Paxton lastet. Das haben Sie doch gemeint - oder?«
    Für einen Moment schaute sie mich starr an. »Stimmt, John«, flüsterte sie. »Woher wissen Sie das?«
    »Könnte es nicht sein, daß ich deswegen hier im Ort bin?«
    Grace Felder schwieg. Sie schaute mich mißtrauisch und mit gerunzelter Stirn an, dabei trommelte sie mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.
    Schließlich fragte sie: »Wer, zum Henker, sind Sie?«
    »Ein neugieriger Mensch.«
    »Ja, das habe ich gemerkt. Woher aber wissen Sie, daß es in Paxton ein Geheimnis gibt?«
    »Man hat es mir erzählt.«
    »Wer? Mein Vater? Hat er mit Ihnen darüber geredet?«
    »Nein, das hat er nicht, und er hat auch nicht über die Eintragungen in alte Kirchenbücher mit mir gesprochen. Es ist jemand anderer gewesen, der mich hergebeten hat. Ich werde Ihnen auch den Namen nennen. Es war Brett McCormick.«
    »Der pensionierte Polizist!«
    »Genau der.«
    Grace schüttelte verwundert den Kopf. »Was hat er denn damit zu tun gehabt?«
    »Er wollte endlich Klarheit haben«, sagte ich. »McCormick ist ein Mensch, der sich lange genug hier hat umschauen können, aber es nicht schaffte, den Dingen auf den Grund zu gehen, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben, aber bis in die Gegenwart hineinreichen.«
    Grace hatte sich bei meinen Worten etwas von mir entfernt. »Und dann hat er sie angerufen?«
    »So ist es.«
    »Klarheit«, sagte sie und setzte sich steif und mir zugewandt hin. »Worüber hat sich McCormick denn Klarheit verschaffen wollen?«
    »Über den Fluch. Über die getöteten Kinder. Über all das, was vor mehr als zweihundert Jahren geschah.«
    Grace senkte den Kopf und hob zugleich die Schultern. »Das ist alles so schrecklich weit weg«, sagte sie nur.
    »Nicht weit genug, denke ich. Es kehrt zurück. Morgen ist der Heilige Abend und da wird sich das Schicksal erfüllen.«
    »Pardon. Welches Schicksal?«
    »Das der Kinder.«
    Sie starrte mich ungläubig an. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen, John?«
    »Das weiß ich.«
    »Aber ich nicht, tut mir leid. Ich habe den Eindruck, daß Sie die Vergangenheit mit der Gegenwart verwechseln. Damals ist etwas geschehen, das weiß ich. Davon hat man hier gesprochen. Es gibt kaum einen Ort, der nicht mit irgendeiner Geschichte oder Legende aufwarten kann, auch hier in Paxton, aber was hat das mit heute zu tun?«
    »Vieles, sehr viel. Wissen Sie überhaupt, was damals geschehen ist, Grace?«
    »Was man so weiß.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Ich weiß, daß Kinder starben.«
    »Stimmt. Und weiter?«
    Sie winkte ab. »Hören Sie doch auf damit!« Hastig räumte sie auf und blieb am Tisch stehen. »Was wollen Sie da nur aufwärmen? - Das ist alles längst vergessen.«
    »Für die Menschen schon, nicht aber für die Hölle. Ja, Sie haben richtig verstanden«, sagte ich, als ich ihr abweisendes Gesicht sah, »für die Hölle.«
    »Das stimmt doch nie und nimmer.«
    »Doch ich habe den Eindruck, daß alle hier im Ort Bescheid wissen, einschließlich Ihres Vaters. Nur ist es leider so, daß bisher nichts dagegen unternommen wurde. Aber das wird sich ändern, denke ich mir. Diese Tat wird sich nicht wiederholen.«
    »Sagen Sie mir doch, von welcher Tat Sie sprechen.«
    »Von der Opferung der Kinder!«
    »Bitte?« Sie bebte plötzlich.
    »Ja, von der Opferung der Kinder. Vom Tod der Kinder, die dem Teufel geopfert wurden.« Jetzt hatte ich es gesagt und war gespannt auf Grace Felders Reaktion.
    Zunächst tat sie nichts. Sie blieb unbeweglich, während sie sich auf der Tischplatte abstützte. Dabei starrte sie mich an wie einen Fremdkörper, der in ihr Reich eingedrungen war. »Was haben Sie da gesagt? Sind Sie sich dessen überhaupt bewußt gewesen, John? Diese Ungeheuerlichkeit ist kaum zu übertreffen. Sie haben da Behauptungen aufgestellt, denen ich auf keinen Fall folgen kann.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das akzeptiere ich nicht.« Mit einem langen Atemzug beendete Grace die Antwort.
    »Pardon, aber mir ist durchaus klar, was ich Ihnen gesagt habe. Es ist nicht einfach nur so dahingesprochen gewesen, die Tatsachen sind vorhanden. Kinder wurden dem Teufel oder irgendwelchen Dämonen geopfert. Hier

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