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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hast vergessen, daß du ein Mensch bist. Du bist keiner mehr. Du bist eine Maschine, Vater. Du bist jemand, der unter einem anderen Einfluß steht. Du hast dich an die Hölle verkauft. Du bist nicht mehr mein Vater, denn du wolltest zu einem neunfachen Mörder werden.«
    »Grace«, sagte er lachend. »Wie kannst du das sagen? Ich muß eine Aufgabe erfüllen.«
    »Nein, nicht du!«
    »Doch. Es gibt nichts, das mich stoppen kann. Auch du nicht.« Er hatte spöttisch gesprochen und lachte dabei, wie jemand, der sich amüsiert.
    »Du hättest nicht kommen sollen. Das hier ist einzig und allein meine Sache, wenn du verstehst.«
    »Wir werden die Kinder wieder zu ihren Eltern bringen, Vater. Und was dann mit dir geschieht, das weiß ich noch nicht. Jedenfalls kannst du so nicht mehr weiterleben. Du wirst keine Messe mehr halten. Mein Gott, das muß man sich mal vorstellen. Du hast alles verraten, was dir hoch und heilig gewesen ist.«
    »Irrtum, Tochter! Ich mußte es einfach tun, denn ich bin ein Felder. Aber das habe ich dir schon gesagt. Nur hast du mir nicht geglaubt. Du hättest dich auf meine Seite stellen sollen. Jetzt ist es zu spät für dich, wie ich höre.«
    »Nie, Vater! Niemals hätte ich das zugelassen. Ich bin ebenfalls fertig. Ich wundere mich noch darüber, daß ich überhaupt hier stehen kann. Ich müßte als Büßerin gehen und den Allmächtigen um Verzeihung bitten. Vielleicht werde ich das auch tun, vielleicht. Und vielleicht wird man mir verzeihen, wenn ich nicht nur um mich, sondern auch um dich bete. Aber mehr kann ich und will ich nicht für dich tun. Den Rest deines Lebens mußt du mit dir allein und deinem verdammten Gewissen zurechtkommen. Es wird sich melden, das glaube mir.«
    Ich hatte die Beretta gezogen und hielt den Reverend in Schach. Aber er kümmerte sich nicht um die Waffe, denn er bewegte sich normal, als wäre sie nicht vorhanden.
    »Den Weg hast du umsonst zurückgelegt, Tochter. Die Kinder werden den Weg gehen, der ihnen vorgeschrieben ist. Daran kannst auch du nichts ändern.« Er streckte den linken Arm zur Seite und deutete auf die Kinder. »Geht! Geht zu den anderen. Erlöst sie, dann werdet auch ihr erlöst und andere Welten kennenlernen.«
    »Nein, Vater, nein!« Die Stimme der Frau glich einem Kreischen. Sie sprang dem Reverend in den Weg.
    Der schlug zu.
    Alles ging so schnell, daß ich nicht eingreifen konnte. Zudem hatte ich mich etwas weit von Felder entfernt befunden. Mit der flachen Hand traf er das Gesicht seiner Tochter, die das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte. Sie fiel vor die Beine der Kinder, die Felders Befehl unnachgiebig folgen wollten, über Grace hinwegschritten oder sie auch mit den Sohlen berührten.
    Felder drehte sich.
    Seine Tochter war ausgeschaltet. Jetzt hatte er nur mich als Gegner. Es war ihm egal, ob ich ihn bedrohte, nur hatte er sich überschätzt. Noch während der Bewegung hatte ich bereits mit dem rechten Arm und auch mit der Beretta ausgeholt.
    Der Schlag erwischte seinen Kopf. Der dabei entstehende dumpfe Laut und Felders Schrei klangen zusammen. Plötzlich war der Mann zu einer Puppe geworden. Er fiel zurück und dann zu Boden. Steif wie ein Brett, und so steif blieb er auch liegen.
    Es war die beste Art gewesen, ihn auszuschalten. Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Ich hätte mich eigentlich um Grace kümmern müssen, aber die Kinder waren jetzt wichtiger.
    Die hatten einen Befehl bekommen, und jedes Kind schien dem einmal erhaltenen Befehl unter allen Umständen nachkommen zu wollen. So gab es kein Kind, das sich nicht gedreht hatte und auf den Teichrand zuging.
    Noch trennten sie genügend Schritte vom eigentlichen Ziel. Ich hatte einige Sekunden Zeit, um mir was einfallen zu lassen.
    Wie sollte ich sie stoppen?
    Durch Schläge?
    Nein, es waren zu viele. Ich hätte einige von ihnen niederschlagen können, aber drei oder vier wären mir immer entwischt und in den Teich gegangen.
    Trotzdem stellte ich mich vor sie. Hinter mir befand sich der Teich. Ich versperrte ihnen den Weg!
    Sie kamen in einer Reihe. Ich schaute in ihre Gesichter. Blasse, beinahe schon tote Flecken, die über den Körpern schwebten wie angemalte Ballons.
    Kleine Kinder. Jungen und Mädchen. Allesamt im Alter zwischen sechs und zehn, elf Jahren. Kinder, die sich auf Weihnachten gefreut hatten, aber jetzt in den Tod gehen sollten.
    Selbst ich, der ich verdammt viel erlebt hatte, kam damit nicht so leicht zurecht.
    Sie blieben nicht stehen. Sie bewegten

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