1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
leicht abgehört werden. Nimm meins.«
Mark reichte ihm sein Mobiltelefon, das etwas dicker als normale Geräte war.
»Ein Sat-Phone?«
»Ja. Damit habe ich überall auf der Welt Empfang und dank der Verschlüsselungstechnik ist es abhörsicher. Wenn du mit ihr reden willst, nimmst du das.«
Die Vorsichtsmaßnahme hielt er für übertrieben, aber Marks Miene machte deutlich, dass eine Diskussion nichts bringen würde. Dennoch würde er Marks Befehlston nicht widerstandslos akzeptieren.
»Und wieso sollte ich das tun?«
»Weil ich dich darum bitte?«
»Dann musst du an deinem Ton arbeiten. Aber ich nehme es trotzdem.«
Mark grinste. »Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen.«
Dirk wählte Alex’ Nummer und überlegte, wie er das Gespräch am besten beginnen sollte. Vermutlich war es sinnvoll, sich erst nach ihren eigenen Nachforschungen zu erkundigen.
Alex reagierte mit einem Wortschwall der Begeisterung auf sein Interesse. Die Laune von Kranz hatte sich in den letzten Wochen stetig verschlechtert. Von einem ehemaligen Kollegen hatte sie erfahren, dass ihr Ex-Chef ausgesprochen merkwürdig reagiert hatte, als ihm jemand eine Mail geschickt hatte, die nur aus einem Wort bestanden hatte.
»Moment. Wieso zeigt Kranz einfach jedem seine Mails?«
Alex seufzte ungeduldig. »Hat er doch nicht. Er hatte Frank und Jens was am PC gezeigt, als das Fenster aufpoppte, dass er eine neue Mail hat. Kranz wartete auf was vom Vorstand, wechselte zu Notes und schwupps, konnten die beiden in der Vorschau sehen, dass die Mail nur aus einem Wort bestand: Shara. Kranz wurde kreidebleich und beendete das Gespräch. Zufrieden, Herr Richter?«
Schmunzelnd ging Dirk auf ihren Ton ein. »Ausgesprochen gute Arbeit, Frau Groß. Verraten Sie mir auch noch, wer oder was, Shara ist?«
»Keine Ahnung. Es gibt eine Bauchtänzerin mit dem Namen, aber viel interessanter ist ein Artikel im Archiv des Abendblatts. Da taucht eine Shara R. als Opfer eines Überfalls auf. Vor elf Jahren wurden sie und ihr kleines Kind in einem Wandsbeker Park überfallen. Aber frag jetzt nicht, was das mit Kranz zu tun haben kann. Meinst du, ich soll ihn morgen fragen?«
»Das meinst du ja wohl nicht ernst. Außerdem bin ich nicht sicher, ob du da hinsolltest.«
»Nun hör aber auf. Heinz’ Abschied lasse ich mir nicht entgehen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Kranz mir bei einem Empfang etwas tun würde. Hast du nur angerufen, um dich nach meinen Nachforschungen zu erkundigen?«
Das Ablenkungsmanöver war zwar durchsichtig, aber Dirk ging dennoch darauf ein. »Nicht nur. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Wenn du schon diesem Typen vom LKA hilfst, kannst du dich auch bei deinem Mann beliebt machen.«
Alex lachte. »Tu nicht so, als ob ich dich vernachlässigen würde. Wie kann ich dem Herrn Wirtschaftsprüfer helfen?«
Dirk las ihr die Kontonummer auf dem Beleg vor und wartete auf ihre Reaktion, die sofort kam.
»Mensch, wo hast du das Konto her? Klar kenne ich das. Dafür war ich früher verantwortlich. Stichwort Raubtierfonds. Muss ich noch mehr erklären?«
Ein weiteres Puzzleteil fiel an die richtige Stelle. Anscheinend machte jemand bei der Hamburger Bank gemeinsame Sache mit der Reederei.
»Wenn ich dir sage, dass von dem Konto 500.000 Euro an eine Reederei überwiesen worden sind, was sagst du dann?«
»Dass da was ganz Fieses im Gange ist. Kennst du das Konto, auf das das Geld gegangen ist?«
»Ja. Das ist ein Girokonto bei der Hamburger Bank und gehört der Reederei, bei der ich gerade bin.«
»Prima, Wirtschaftsprüfer. Besorg mir den Super-Pin und du bekommst von mir die Umsätze der letzten sechs Monate auf dem Girokonto. Wie klingt das?«
»Sehr gut. Was ist ein Super-Pin? Und wo finde ich den?«
»Das Online-Banking einer Firma geht über spezielle Programme. Man kann sich aber auch direkt übers Internet bei der Bank anmelden. Das macht man, wenn’s schnell gehen soll. Zugang bekommst du, wenn du die Girokontonummer eingibst und diesen Zahlencode. Mach mal die Augen auf. Meistens ist dieser Zugangscode an etlichen Stellen notiert, damit man ihn griffbereit hat. Wer kann sich schon eine sechsstellige Nummer merken?«
»Wenn ich das Ding finde und heute Abend mitbringe, erledigst du also den Rest?«
»Klar und ich mache dir noch ein Angebot, das ich dem LKA nie machen würde.«
Dirk biss sich auf die Unterlippe. Er hatte Alex bisher verschwiegen, dass er fürs LKA arbeitete. Wenn sie das herausbekam, konnte er nur
Weitere Kostenlose Bücher