1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
hatte, verschwieg dabei jedoch, dass Kranz sie eventuell bemerkt haben könnte. Natascha schüttelte den Kopf.
»Wie gut, dass die Staatsanwältin gerade Mittagspause macht. Legal war deine Aktion nicht.«
»Ich weiß. Aber sinnvoll. Das musst du zugeben.«
»Ich überlasse es Dirk, dich über die Risiken aufzuklären. Als kleinen Freundschaftsdienst bin ich bereit, Sven zu übernehmen. Gib mir mal dein Handy, meins liegt im Büro.«
»Hallo Sven. Natascha hier. Alex wird dir gleich was sagen. Tu ihr und mir einen Gefallen und lass sie leben, allerdings kannst du ihr gerne einmal ganz deutlich sagen, was du von ihrem Vorgehen hältst.«
Alex verdrehte die Augen, aber ihre Freundin lächelte nur.
»Genau, um sowas geht es. Aber ehe ihr euch stundenlang anbrüllt, erinnere dich dran, wie oft du schon solche Dinger durchgezogen hast.«
Natascha hielt ihr das Handy hin. »Hallo, Sven. Also, es war so …« Knapp schilderte sie ihm, was sie gemacht hatte.
»Muss ich dir erklären, wie leichtsinnig das war, oder ist dir das mittlerweile selbst klar?«
»Sagen wir mal so, ich hätte es mir einfacher vorgestellt.«
»Dann gehe ich davon aus, dass du in Zukunft auf solche Alleingänge verzichtest. Können wir uns treffen? Ich möchte gern die Dateien haben.«
Erleichtert atmete Alex auf. »Klar, ich mache mich so in einer halben Stunden auf den Rückweg. Britta ist mit den Kindern bei uns. Komm doch einfach auch, dann sehen wir uns den Kram gemeinsam an. Hast du sonst schon was rausgefunden?«
»Nein, leider nicht. Wir sehen uns bei dir, aber mach bis dahin keinen Mist, Miss Marple.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, trennte Sven die Verbindung.
»Frechheit!«
Neugierig sah Natascha sie an. »Was hat er gesagt?«
»Er hat mich Miss Marple genannt. Lara Croft wäre in Ordnung gewesen.«
Lachend biss Natascha von ihrem Baguette ab. »Sag ihm das. Wie läuft’s zwischen ihm und Britta?«
»Sehr vielversprechend. Sie hat ihn sogar schon überredet, morgen zum Grillen zu kommen.«
Natascha versuchte mit vollem Mund zu pfeifen und scheiterte kläglich.
8
Die Bremslichter des Wagens vor ihr leuchteten schon wieder auf und brachten Alex zum Stöhnen. Im Schritttempo passierte sie das erste Hinweisschild auf eine Spurverengung. Welcher Idiot im Straßenverkehrsamt genehmigte an einem Freitag eine Tagesbaustelle auf der A1? Berufsverkehr und Ostseeurlauber trafen kurz vorm Wochenende aufeinander und sorgten sowieso regelmäßig für ein Verkehrschaos, und jetzt auch noch das. Am Autobahnkreuz Ost war sie noch vorbeigekommen. Jetzt hieß es Geduld zu haben, nicht gerade ihre Stärke.
Grellblinkende Warnschilder wiesen auf die gesperrte Spur hin, ein anderes Schild informierte über die korrekte Anwendung des Reißverschlussverfahrens. Entweder waren die Autofahrer vor ihr Analphabeten oder rücksichtslose Idioten. Sie tendierte zu Letzterem. Sinnlos klebten die Wagen Stoßstange an Stoßstange aneinander, damit sich ja kein Fahrzeug aus der gesperrten Spur dazwischendrängen konnte.
Obwohl ihr Hintermann ihr genervt einen Vogel zeigte, machte sie das Spielchen nicht mit. Sie bremste und signalisierte einem LKW mit Anhänger, dass er vor ihr einscheren konnte.
Die Baustelle war keine zwanzig Meter lang, und der Sinn eines Baggers ohne irgendeinen Bauarbeiter weit und breit erschloss sich ihr nicht. Aber ein Ende der Behinderung war absehbar, hinter der Baustelle floss der Verkehr wieder auf drei Spuren.
Hinter ihr wurde wild gehupt. Sie blickte in den Rückspiegel, aber die lautstarke Beschwerde galt nicht ihr, sondern dem schwarze Mercedes-Geländewagen neben ihr auf der linken Spur. Der Wagen hatte sie vor wenigen Augenblicken überholt, musste sich dann aber zurückfallen lassen haben, bis er mit ihr auf einer Höhe fuhr. Was sollte das? Durch die verdunkelten Scheiben des Mercedes’ konnte sie den Fahrer nicht erkennen.Das ungeduldige Hupen hörte nicht auf. Kein Wunder, die Spur vor dem Geländewagen war frei. Der Fahrer beschleunigte aber nicht, sondern blieb konstant neben ihrem Toyota.
Alex wurde nervös und beobachtete weiter den Mercedes.
Auf der Beifahrerseite wurde die Fensterscheibe herabgelassen. Die Mündung einer Pistole richtete sich auf sie.
Das gab’s doch gar nicht. Alex’ Gedanken überschlugen sich. Vor ihr der LKW, rechts die massive Baustellenabsperrung, links der Mercedes. Ausweichen war unmöglich. Sie trat mit voller Wucht auf die Bremse. Am Armaturenbrett blinkten diverse
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