1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
versetzte dem Schloss einen harten Schlag mit dem Griff des Messers, der es in Einzelteile zerspringen ließ.
»Kältespray macht Metall unelastisch, dann reicht ein kräftiger Schlag. Wegen der geöffneten Zollplombe wird man morgen eh wissen, dass jemand hier war.«
Sven hätte einiges zu ihrer Art zu sagen gehabt, aber die beiden waren bereits damit beschäftigt, die Schnappriegel zu öffnen. Die vordere Wand des Containers schwang wie eine überdimensionale Tür zur Seite. Mark richtete den Strahl der Taschenlampe ins Innere. Der Anblick verschlug Sven die Sprache.
19
Mist. Alex hatte das Waldstück gefunden und den holprigen Pfad bewältigt, aber jetzt hatte sie ein Problem. Auf dem Asphalt vor der Schranke standen schon zwei Motorräder und ließen keinen Platz für ihre Suzuki. Auf dem weichen Waldboden würde der Seitenständer nie halten. Wo war Dirks Maschine? Sie betrachtete den Stapel aus gefällten Baumstämmen neben sich. Langsam ließ sie ihre Maschine rückwärts rollen.
Hinter dem Holz war genug Platz und fest planierter Boden, den auch schon Dirk genutzt hatte. Perfekt.
Der Weg durch den Wald war beklemmend gewesen, hatte aber durch die Unebenheiten ihre ganze Aufmerksamkeit gefordert. Jetzt lenkte sie nichts ab. Ohne das Geräusch des Motors war es unheimlich still und ohne das Licht des Scheinwerfers stockdunkel. Langsam stieg sie ab und drehte sie sich einmal um die eigene Achse. Fast wünschte sie sich, Jake doch nicht abgehängt zu haben. Aber das war keine Lösung, mit der Plastikverkleidung seiner Hayabusa hätte er niemals den Waldweg befahren können.
Ein lautes Rascheln kam aus dem Unterholz direkt hinter ihr. Sie wirbelte herum und starrte in die Dunkelheit. Ein Igel. Er blieb direkt vor ihr stehen, hob schnuppernd seine Nase und verschwand wieder zwischen den Büschen. Wenn sie schon ein Igel an den Rand eines Herzinfarktes brachte, sollte sie besser schnell verschwinden.
Langsam, immer wieder über die Schulter blickend, ging sie zur Schranke. Der Mond war hinter dünnen Wolken verborgen und spendete nicht genügend Licht, um die farbigen Linien auf der Fahrbahn erkennen zu können. Die Silhouetten der Container, die haushoch und tiefschwarz in den Nachthimmel ragten, waren Furcht einflößend. Bei der Vorstellung, sich dort ohne Taschenlampe zu bewegen, lief Alex ein Schauer über denRücken. Davon abgesehen, hatte sie ohne Licht keine Chance, die Männer einzuholen.
Frustriert schlug sie auf die Schranke. Sie konnte nur umkehren und hoffen, dass Dirk und die anderen niemals von ihrer blödsinnigen Idee erfuhren. In der Ferne war plötzlich leises Motorengeräusch zu hören. Sie drehte sich um und erstarrte. Durch die Bäume blitzten Scheinwerfer auf. Jakes Motorrad hätte anders geklungen, mindestens zwei Fahrzeuge waren auf dem Waldweg unterwegs. Und jetzt? Ohne Lichtquelle würde sie sich im Wald ebenso verirren wie zwischen den Containern, außerdem wollte sie wissen, wer dort unterwegs war. Wenn Sven keine Verstärkung angefordert hatte, konnte es sich nur um die Verbrecher handeln.
Das Zittern ihrer Knie, als sie hinter dem Holzstapel in Deckung ging, hatte nichts mit der Kälte zu tun. Vergeblich redete sie sich ein, dass es eine harmlose Erklärung für die Fahrzeuge gab. Vielleicht Angestellte vom Objektschutz oder Nachtwächter … oder der Weihnachtsmann, der dieses Jahr etwas zu früh dran war?
Eng an das Holz gepresst, spähte sie um den Stapel herum. Ein Van und ein Kombi hielten hinter den Motorrädern. Den Van kannte sie, der war Sven und Dirk bei der Bank gefolgt. Verdammt. Wie konnte das sein? Acht Männer stiegen aus und unterhielten sich leise. Nur Gesprächsfetzen drangen an ihr Ohr. Jemand wollte Kennzeichen überprüfen und telefonierte. Sie suchten ein drittes Motorrad, und der Name der Bank fiel.
Also hatten die Kerle die Bank beobachtet, waren den Männern ein Stück gefolgt und hatten dann abgewartet, bis ihre eigene Verstärkung eingetroffen war, ehe sie den Weg fortgesetzt hatten. Hoffentlich irrte sie sich. Die Männer warteten auf das Ergebnis des Telefonats. Der große, dünne Kerl sprach jetzt laut genug, dass Alex jedes Wort verstehen konnte.
»Wir schnappen uns einen von ihnen lebend und erledigen den oder die anderen sofort. Passt auf, der Blonde ist vom LKA,der Rest harmlos. Erik bleibt hier und empfängt sie, falls sie uns entwischen. Und sorg dafür, dass niemand mehr mit den Motorrädern fahren kann.«
Nach einer kurzen Diskussion
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