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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Frau mit kupfergoldenen Locken und sprühenden grünen Augen auf den Stuhl neben ihr. »Sie haben meinen Namen sicherlich schon vergessen bei den vielen, die Sie heute gehört haben. Ich bin Lil y Kappenhofer«, lächelte dieses bezaubernde Geschöpf. »Wir sind nicht vornehm, dafür aber ziemlich reich, das heißt, meine Eltern sind es.« Wieder erklang dieses ansteckende Lachen, und sie zeigte auf ein Ehepaar von beachtlichen körperlichen Ausmaßen. »Die beiden gewichtigen Herrschaften dort drüben sind meine Eltern, Justus und Maria Kappenhofer. Ich werde in sechs Wochen Andrew Sinclair heiraten und erwarte Sie und Johann zu der Feier. Mein Vater hat ein ganzes Hotel in Pietermaritzburg gemietet. Es gibt Berge zu essen, ein Tanzorchester, und ganz Natal wird da sein. Eine wunderbare Gelegenheit, unsere merkwürdige Gesellschaft aus der Nähe zu beobachten, nicht wahr, Pru?«
    »Wie Recht du hast, meine Liebe, sehr merkwürdig, bedenkt man, wer sich hier einbildet, zur Gesellschaft zu gehören.« Prudence Mitfords Lächeln entblößte große, leicht vorstehende Zähne, von denen einer nur noch als bräunliche Ruine vorhanden war.
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    Lil y Kappenhofer reichte Catherine einen aus Palmwedeln geflochtenen Hut, der hübsch mit einem geblümten Seidenband verziert war. »Ich habe den Hut für Sie anfertigen lassen. Er ist sehr praktisch, da er die Luft zirkulieren lässt.«
    »Bis auf das läppische Band sieht er aus wie die Sonnenhüte, die sich die meisten Kaffern aufstülpen«, bemerkte Pru Mitford mit maliziösem Lächeln. »Findest du es passend, dass die Herrin von Inqaba, eine geborene Baronesse, genau den gleichen Hut wie ein Diener trägt? In England wäre das unmöglich.«
    Das Geplänkel zwischen Lil y Kappenhofer und Prudence Mitford ging hin und her, die Klingen klirrten, es war offensichtlich, dass sie dieses Gefecht schon häufiger ausgetragen hatten, und Lil y lag um Längen vorn.
    Es langweilte Catherine in gewisser Weise. Mit Frauen konnte sie oft nicht viel anfangen; wenn sie ehrlich war, fand sie sie kompliziert. Männer waren simpleren Charakters, sagten, was sie dachten, und redeten nicht lange drum herum. Man musste nicht hinter die Worte schauen und den Doppelsinn suchen. In ihrer Gesellschaft fühlte sie sich sicherer, was, wie sie sich selbst sagte, vermutlich damit zusammenhing, dass sie außer Adele und Wilma keine Frau bisher näher kennen gelernt hatte.
    Sie bedankte sich herzlich bei Lil i Kappenhofer für das Geschenk und erhob sich. »Ich glaube, mein Mann braucht mich«, murmelte sie und ging hinüber zu Johann, der mit Dan, Onetoe- Jack, George Mitford und dem Amerikaner vor der Küche stand und den Wein trank, den Kappenhofers mitgebracht hatten. Sie waren in eine lebhafte Unterhaltung vertieft und bemerkten sie nicht.
    »Danke, dass du das mit Jikijiki so schnell erledigt hast«, sagte ihr Mann eben und schüttete seinen Wein hinunter, seine Bewegungen waren abgehackt, die Miene grimmig. »Sicelo erwarte ich übernächste Woche.
    Seine Reise wird leicht und angenehm sein, der Wagen ist fast leer. Der Rest meiner Sachen wird auf dem Meeresgrund von den Fischen gefressen. Wir haben kaum Saatgut und Werkzeug, und ich muss meine letzten Pennys angreifen, um neues zu kaufen. Wenn die Frühjahrsregen ausblei-363
    ben oder zu stark sind, die Heuschrecken über uns herfallen oder das Vieh die Lungenseuche bekommt, die, wie ich gehört habe, von umherreisenden Händlern eingeschleppt worden ist, kurzum, wenn irgendetwas passiert, was die Ernte beeinträchtigt oder meine Rinder krank macht, bin ich geliefert. Es liegt eine verdammt harte Zeit vor uns.«
    »Welch lausiges Pech, zweimal Schiffbruch zu erleiden«, bemerkte Justus Kappenhofer, der sich eben zu der Gruppe gesellte. Er trug eine königsblaue Samtjacke, die merkwürdig in dieser Umgebung wirkte. »Was ist dran an dem Gerücht, dass es kein Zufall war? Tim Robertson, der, wie er mir sagte, auch auf der White Cloud gewesen war, ein intelligenter, engagierter, junger Mann, wil in der ersten Ausgabe seiner Zeitung darüber schreiben.«
    »Cato meinte, die Ankerkette wäre wirklich durch den Druck des Sturmes gerissen«, sagte Dan. »Er und Gresham haben sie geprüft. Es war wohl tatsächlich einfach nur ein Unglück.«

    »Welch ein Glück für den Reedereiagenten«, grinste Jack. »Ich hab gehört, dass ihr sein gewaltsames Ableben geplant hattet. Die blutunterlaufenen Flecken hat er noch tagelang am Hals getragen.«
    Der

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