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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Schlangenfänger lächelte breit und spreizte seine riesigen Pranken.
    »Wann zahlt die Versicherung?«, fragte Justus Kappenhofer.
    Schweres Schweigen begrüßte seine Worte. Johann machte eine resignierte Handbewegung.
    Mr. Kappenhofer runzelte die Brauen. »Das ist aber ein richtiges Unglück. Wenn du etwas brauchst, mein Junge, sag's mir nur.« Eine goldene Uhrenkette schimmerte unter der Samtjacke. »Du weißt, ich habe gute Verbindungen.« Vergissmeinnichtblaue Augen blitzten fröhlich, so wie seine ganze, runde Persönlichkeit fröhlich blitzte und vollkommen darüber hinwegtäuschte, welch scharfsinniger Intellekt und gewiefter Geschäftssinn sich hinter dieser Fassade verbarg.
    Johann berührte ihn am Arm. »Danke, Justus, weiß ich zu schätzen.
    Aber noch habe ich meine beiden Hände zum Arbei 364
    ten. Das Schlimmste ist, dass die Fieberrindenbaumsetzlinge auf dem Grund des Meeres liegen.«
    »Sag deinem Freund, er soll postwendend neue schicken. Ich setze eine Belohnung aus«, sagte Onetoe-Jack. Er stand breitbeinig da und hatte die Daumen unter seine Hosenträger gehakt, der Hut mit der Löwenmähne war ihm in den Nacken gerutscht.
    »So leicht ist das nicht, er müsste sie aus dem Land schmuggeln, das ist gefahrlich, und es sind schließlich lebende Pflanzen, die während der langen Überfahrt guter Pflege bedürfen. Außerdem ist die Verbindung von Bolivien zum Kap ja nicht gerade die direkteste. Ich werde ihn bitten, mir Samen zu senden, sobald er wieder nach Bolivien zurückgekehrt ist. Wann das sein wird, weiß ich nicht. Es kann Jahre dauern. Der Erfolg einer An-zucht aus Samen ist zudem keineswegs sicher.«
    Trübsinnig starrte Onetoe-Jack in seinen Bierkrug. »Mein letzter Malariaanfall war auch nicht gerade von Pappe. Ich glaubte schon, der Herr kann ohne mich nicht mehr auskommen, da haben mir meine Frauen diese Hexe angeschleppt, diese stinkende Sangoma in Affenfellen und Tiergedärm, die Knöchelchen wirft und unaussprechliche Dinge zu einer Suppe verkocht. Sie haben mir einen scheußlich bitter schmeckenden Sud eingeflößt, ein Höllengebräu, aber, zum Henker, das Fieber wich tatsächlich. Möchte gar nicht wissen, was sie reingetan hat, Schlange und getrocknetes Affenhirn vermutlich, aber wenn's hilft, fresse ich auch Fliegendreck.« Seine Fistelstimme kiekste. »Einer meiner Amerikaner ist vom Fieber draufgegangen. Die scheinen besonders anfällig dafür zu sein.

    Ist nicht gut fürs Geschäft. Passen Sie gut auf sich auf, Mr. Burton.«
    Flüchtig erinnerte sich Johann an seine Erfahrung mit Sangomas und grinste schief. »Ich kann mir auch keinen Anfall mehr leisten.«
    »Du solltest mit auf Elfenbeinjagd kommen oder im Busch nach Gold suchen wie dieser verrückte Bernitt. Angeblich hat er einen Plan, auf dem ein Schatz eingezeichnet sein soll, obwohl ich kein Wort davon glaube.
    Aber er verschwindet für Wochen mit seinen Spurenlesern im Busch, und wenn er wieder auf
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    kreuzt, hat er die Taschen voll Geld.« Onetoe-Jack ließ seinen Wein im Glas kreisen. »Würde liebend gern wissen, was er da so treibt. Gold ist hier nämlich noch nicht gefunden worden. Ich nehme an, er wildert Elfenbein.«
    Kaum hatten die Worte Onetoe-Jacks Mund verlassen, brach Catherine am ganzen Körper in Schweiß aus. Sie musste sich am Geländer abstützen, um nicht zu schwanken. Aus weiter Ferne hörte sie eine Stimme neben sich, spürte eine Hand auf ihrem Arm. »Wie bitte?«, sagte sie schwach.
    »Ist Ihnen nicht gut, Sie sind plötzlich so blass geworden?« Mila Arnims freundliches Antlitz schob sich in ihr Gesichtsfeld.
    »Wie? Ach, nein, nein, alles in Ordnung. Ich bin nur noch ein wenig müde von der langen Reise ... ich kann eigentlich nicht reiten, wissen Sie, das heißt, jetzt kann ich's, aber vorher ... und dann der Damensitz ...« Sie verhaspelte sich und brach ab, klammerte sich an ihrem Weinglas fest und betete, dass keiner merkte, wie es um sie stand und warum. Angstvoll musterte sie ihren Mann, suchte nach einer Reaktion auf den Namen, aber zu ihrer unendlichen Erleichterung schien er ihn nicht verstanden zu haben.
    Etwas, das der Schlangenfanger sagte, hatte ihn abgelenkt.
    Jetzt wandte er sich um, und sein Blick traf ihren. Er lächelte ihr zu. »Stil jetzt, ich wil Catherine nicht noch mehr beunruhigen, sie hat genug durchgemacht«, flüsterte er Onetoe-Jack zu und ging zu ihr. »Amüsierst du dich gut, mein Liebes?«
    »Danke, ja«, log sie, kaum ihrer Stimme trauend. Sie wünschte,

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