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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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in der Hitze des Augenblicks überhaupt nicht begriffen hatte. Er hatte noch einen Freund aus Übersee mitgebracht. Sie stolperte vor Schreck. Übersee? Konstantin?
    »Ist Ihnen schlecht, meine Liebe? Vermutlich vor Hunger. Aber das wird sich gleich geben.« Mila Arnim fasste sie fest am El bogen und schob sie nach draußen.
    Die Sonne blendete, als sie auf die Veranda trat, und die Gesichter, die sich ihr zuwandten, schwammen wie riesige rosa Blumen vor ihren Augen.
    Johann nahm sie in Empfang, drückte ihr einen zerknirschten Kuss auf die Hand und bat sie mit einem langen Blick schweigend um Vergebung, ehe er ihr seine Freunde vorstellte.
    Langsam verzogen sich die schwarzen Punkte, die das grelle Licht hervorgezaubert hatte. Catherine ließ die Vorstellungen über sich ergehen, während sie voll Bangen darauf wartete, plötzlich Konstantin gegenüberzustehen, und behielt in ihrer Aufregung kaum einen Namen. Sie starrte auf den Boden und wagte den Kopf nicht zu heben, als Johann ihr Onetoe-Jacks Freund vorstellte.
    »Das ist Mr. Burton. Er kommt aus Amerika, um hier zu jagen.«
    Der Freund aus Übersee. Eine Welle von Gefühlen schlug über ihr zusammen. Wäre Konstantin heute hier aufgetaucht, die Folgen wären nicht auszudenken gewesen. Al ein der Gedanke daran verursachte ihr Atembeschwerden. Sie begrüßte Mr. Burton strahlend und ließ sich von Johann zu einem Stuhl führen. »Bleib hier sitzen, ich werde dir etwas zu essen holen.«
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    Es gab große Scheiben gebratenen Springbocks und ein saftiges, kernig schmeckendes Fleisch, das sich als ein Stück aus der Warzenschweinkeule herausstellte, Kürbismus, Perlhuhn, gestopft mit Kräutern, und rosa Schweineschinken in Aspik.
    »Freunde aus Holland haben ihn uns geschickt. Ich musste eine zolldicke Schicht Schimmel abkratzen«, sagte eine vollbusige Frau mit gütigem Gesicht. »War ein bisschen warm die letzte Zeit. Schmeckt aber ausgezeichnet, kann ich Ihnen versichern.« Sie legte ein paar Ananasstücke dazu. »Mögen Sie ein wenig von dem Bobotie? Es ist Gehacktes mit Rosinen, Trockenfrüchten, vielen Gewürzen und Kräutern, mit Eiermilch überbacken.«
    Johann legte einen Arm um sie. »Martha Strydom ist eine ausgezeichnete Köchin, eine unserer besten, außerdem hat sie fast jedes Kind in Natal zur Welt gebracht.«
    Martha Strydom strahlte vor Freude über ihr rundes Gesicht und tätschelte Catherine die Wange. »Essen Sie nur tüchtig. Sie werden die Kraft hier brauchen.«
    »Diesen Kuchen habe ich gebacken«, mischte sich eine jüngere Frau von robustem Aussehen und solider Gestalt ein. Sie drängte Catherine einen Teller mit einem riesigen Stück mit Ananas belegtem Plattenkuchen auf. »Pfeilwurzmehl, das ich unter das grobe Burenmehl gemengt habe, macht ihn so fein. Wir bauen Pfeilwurz an«, setzte sie mit offensichtlichem Stolz hinzu. »Wir hoffen es zu exportieren. Ich bin Holly Hocks, das dahinten ist mein Gatte Bob.« Sie zeigte auf einen gutmütig wirkenden, rot gesichtigen Mann um die vierzig. »Wir kennen Johann schon ziemlich lange.« Wie fast alle hier sprach sie Englisch, sprach das H am Wortanfang jedoch nicht aus, sondern sagte 'olly und 'ocks.
    »Die niederen Klassen sind immer so aufdringlich, nicht wahr? Ich hoffe, es wird Ihnen nicht unmöglich sein, sich hier einzuleben. Als geborene Baronesse müssen Sie anderes gewohnt sein«, näselte eine dünne Stimme in ihr Ohr, und als sie sich umdrehte, sah sie sich einer weiblichen Ausgabe von Cedric Arbuthnot-Thrice gegenüber. Boshafte wasserblaue Augen fun 361
    kelten ihr aus einem blassen Gesicht mit Sommersprossen entgegen. »Ich bin Mrs. George Mitford, ich heiße Prudence. Mr. George Mitford dort drüben ist mein Mann.« Sie wies auf einen älteren, schwarz gekleideten Herrn mit grau gestreiftem Vollbart, der sich durch sein Äußeres, er trug Gehrock, Weste und ein weißes Hemd, und sein Gehabe deutlich von den übrigen Anwesenden unterschied.
    Catherine war es schleierhaft, woher diese unsympathische Mrs. Mitford wusste, dass sie die Tochter eines Barons war. »Ja, natürlich«, näselte sie zurück. »Für gewöhnlich trage ich eine Krone und residiere in einem Schloss, doch gelegentlich mische ich mich auch unters gemeine Volk.«
    Hinter ihr verschluckte sich jemand, dann fing eine Frau an, laut und herzlich zu lachen »Da hörst du's, Pru. Und du hast vergessen, einen Hofknicks zu machen.« Mit einem seidigen Rascheln und einer Wolke frischen Frühlingsduftes warf sich eine junge

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