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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Lachen von so mitreißender Herzlichkeit, so offen und anziehend, dass Catherine ganz warm wurde. »Mein Per weiß viel, er kann nur nicht darüber reden, er muss zu lange darüber nachdenken«, sagte Cil a in langsamem Französisch und
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    steckte eine Strähne ihres glänzenden, blonden Haars fest, das sie in einem tiefen Nackenknoten zusammengefasst hatte. Sie legte Catherine die Arme auf die Schultern und küsste ihre Wange, einmal rechts und einmal links. »Wil kommen an der Front. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie froh wir Frauen sind, endlich Verstärkung zu bekommen. Sie müssen uns sehr bald besuchen.«
    »Danke, ich komme gern«, hörte sich Catherine zur ihrem Erstaunen antworten, und es entsprach absolut der Wahrheit. »Ist es weit?«
    »Nein, überhaupt nicht. Gleich jenseits des Tugela. Sollten Sie in drei bis vier Tagen schaffen. Nun zu Ihrer Frage nach den Hausangestellten«, fuhr Cil a Jorgensen fort und strich den Rock ihres schlichten, hellen Kleides glatt. »Im Prinzip hat George Recht, und am besten macht man alles selbst.
    Aber mein Spruch ist immer, besser einen faulen Hausangestellten als gar keinen.« Wieder dieses herrliche Lachen. »Mein Hausboy hat eine Schwester. Ich wil mal sehen, ob ich die dazu bewegen kann, bei Ihnen zu arbeiten. Sagen Sie Johann, er soll Ihnen einen seiner Farmarbeiter ins Haus schicken, oder gleich zwei, damit einer nach dem Garten schauen kann. Die haben die Tätigkeit, die man als Arbeit bezeichnet, zumindest schon kennen gelernt. Die Hoffnung, europäische Hausangestellte in dieser Gegend zu finden, können Sie gleich begraben.«
    Catherine hörte ihr mit gerunzelter Stirn zu. Ihr Traum, sich in Ruhe, von dienstbaren Geistern umsorgt, ihrem Buch widmen zu können, löste sich schneller auf als Rauch im Sturm, stattdessen baute sich ein unüberwindliches Gebirge von Problemen vor ihr auf. Von Hausarbeit hatte sie keine Ahnung, von der Pflege eines Gartens noch weniger. Im Hintergrund hatte sie Hühnergackern gehört, also gab es irgendwo einen Stall. Die Tiere mussten gefüttert und sauber gehalten werden, und wenn Johann glaubte, dass sie das tun würde, hatte er noch viel zu lernen.

    *
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    Al e blieben an diesem Abend auf Inqaba. Kappenhofers und Jorgensens waren in ihren Ochsenwagen gekommen und schliefen dort, die anderen verteilten sich aufs Haus. Es war weit nach Mitternacht, der Wein getrunken und die Kerzen längst heruntergebrannt, als Catherine sich völlig erschöpft von diesem unglaublichen Tag am Waschtisch wusch. Johann lag schon im Bett. »Dieser Onetoe-Jack ist ein merkwürdiger Mensch«, sagte sie, während sie sich das Haar bürstete. »Sieht aus wie ein zwerg- wüchsiger Clown, wohnt in einer primitiven Hütte mit acht Zulufrauen und hat Manieren wie ein Lord.«
    »Das kommt! weil er einer ist«, murmelte Johann schläfrig.
    Erstaunt drehte sie sich ihm zu. »Was meinst du damit?«
    »Lord Percy Andover, der missratene Erbe eines reichen Edelmanns aus Kent. Hat als junger Mann eine Menge Unfug angestellt. Als es brenzlig wurde, hat ihn sein Vater in die Kolonien geschickt, wie das in England in diesen Fällen üblich ist. Ganze Heerscharen von missratenen Söhnen werden in den Kolonien ausgesetzt und treiben hier ihr Unwesen.
    Mittlerweile ist sein alter Herr gestorben, und er hat den Titel geerbt. Er könnte zurück in sein Heimatland gehen, die Gerichte pflegen glimpflich mit den Trägern hoher Titel umzugehen, außerdem ist längst Gras über seine Fehltritte gewachsen, aber er hat ein Problem. Sein Aussehen ist nicht gerade das eines Adonis. In England hat er damals keine Frau gefunden, die ihn ertragen konnte. Nun lebt er hier.«
    »Und hat gleich acht und glaubt, er ist im Himmel.« Das aber dachte sie nur. Johann würde eine solche Schlüpfrigkeit von seiner Frau sicher nicht verstehen. Aufatmend sank sie in ihr Bett. Dankbar nahm sie wahr, dass es zwar muffig roch, aber nicht mehr so staubig war, nachdem Mila Arnim es ausgeschüttelt hatte. Sie zog die Decke bis zum Kinn. Über ihr Weglaufen war kein Wort mehr zwischen ihnen gefallen, aber sie nahm sich vor, am Morgen einige Dinge klarzustellen. Doch eins musste sie jetzt gleich loswerden.
    »Habe ich die Konstitution eines Trekochsen und ein sonniges Gemüt?
    Wird es für Inqaba reichen?«
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    Johann, der eben wagen wollte, ihr den Arm unter den Kopf zu schieben, erstarrte. »Du hast es gehört!« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja, ich habe es gehört.« Sie sah dabei

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