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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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nachgemacht und werfe unsere Fleischabfälle in eine Grube, die genügend weit vom Haus entfernt ist. Ein Hyänenrudel lebt dort und sorgt dafür, dass alles säuberlich vertilgt wird. Holzasche, Gemüseabfälle und auch der Inhalt unserer Toilette werden über den Gemüsegarten verteilt, um Mutter Erde zu ernähren. Praktische Leute, diese Zulus, sehr natur-nah.« Seine Miene heischte Beifall.
    Hatte sie sich verhört? »Wil st du mir weismachen, dass ein Hyänenrudel beim Haus lebt?«
    Johanns Antwort kam hastig. »Keine Angst, die tun uns nichts, die sind meist ziemlich voll gefressen.«
    Catherine fing Prudences neugierig boshaften Blick auf und hob sich die Frage, was diese Hyänen als Nahrung ansehen würden, wenn sie einmal nicht genügend Abfall bekamen, für den Moment auf, wenn sie mit Johann allein war.
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    Die Python schmeckte tatsächlich wie Aal, war nur nicht so fett, aber das Hipposteak hatte trotz der Schärfe der Chilischoten und dem würzigen Aroma von Thymian und Rosmarin einen deutlich fischigen Nachgeschmack. Stoisch aß sie das kleine Stück, das ihr Onetoe-Jack auf den Teller gelegt hatte, lehnte aber dankend ein weiteres ab. Das Kürbismus mit Curry, die Zulukartoffeln, weiße, nierenförmige, in Hippofett gebratene Knollen, frisches Brot, von Mila Arnim gebacken, und gekochte Süßkartoffeln waren so reichhaltig vorhanden, dass keiner hungrig blieb.
    Zum Schluss tischte Johann vor Stolz strahlend selbst gemachten Fruchtsalat mit einem großen Klacks dicker Sahne auf, die Emilie Arnim vorsorglich mitgebracht hatte. Frisch gebrühter Kaffee und von Cil a Jorgensen gebackener Honigkuchen rundeten dieses Mahl ab.
    Noch lange saßen sie zusammen, tranken Justus Kappen- hofers guten Wein, wurden immer fröhlicher und die Geschichten immer fantastischer.
    Al mählich verschwamm die weite Landschaft im Dunst der aufziehenden Dunkelheit, und die Geschöpfe der afrikanischen Nacht erwachten. Hyänen lachten, Ochsenfrösche blökten, Zikaden fiedelten, und Affen schnatterten schläfrig. Nur das tiefe Röhren eines Löwen, das durch den Kern der Erde rollte und alle anderen Tiere verstummen ließ, erinnerte Catherine daran, dass da draußen nur ein Gesetz herrschte. Das Überleben des Stärksten.
    Johann zog sie eng an sich, dachte an den Hügel der Mimosen und betete schweigend, dass er sie beschützen konnte, dass Afrika ihr nie Schaden zufügen würde.
    Der Mond wurde schon blass, als sie endlich ins Bett gingen.
    Am nächsten Morgen verließen die Gäste nach einem ausgedehnten Mahl gegen Mittag die Farm, und nicht eine Sekunde lang hatte Catherine ungestört mit Onetoe-Jack reden können, um ihn gefahrlos nach Konstantin zu fragen.
    Als die Steinachs zuletzt noch Dan, den Schlangenfänger, und Mila Arnim verabschiedet hatten, gingen sie schweigend Seite an Seite ins Haus. Zu ihrem größten Erstaunen verspürte Catherine eine Art Verlust, ein ziehendes Gefühl von Einsamkeit; sie
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    vermisste die lebhafte Gesellschaft dieser bunten Schar schon jetzt.
    »Du lächelst, Liebling? Sag mir, was dich erfreut«, bat Johann.
    »Ich mag deine Freunde«, erwiderte sie, und nun lächelte auch er.
    »Gibt es einen Herrn Arnim?«, fragte sie, während sie das Geschirr in der Küche auftürmte.
    »Gab es. Richard war Elfenbeinjäger. Einer seiner Treiber hatte einen Elefanten verletzt. Der alte Bulle war rasend vor Schmerzen, und Richard war im Weg.« Er verschwieg, dass man, nachdem es seinen Begleitern gelungen war, den Bullen zu töten, Richard Arnim nur noch an Kleiderfetzen und Haarbüscheln erkennen konnte. »Seitdem lebt Mila allein, geduldet von König Mpande, den sie wie wir alle mit Geschenken bei Laune hält. Ihr Anwesen hat nicht die Größe einer Farm, wirft aber genug ab, dass sie davon leben kann.«
    Ganz allein in dieser Wildnis! Catherine mochte sich das nicht einmal vorstellen. Gemeinsam räumten sie auf und gingen mit der Sonne ins Bett.
    »Ich muss noch vor den Hühnern aufstehen«, erklärte Johann.
    »Wir werden also nicht zusammen frühstücken?«
    »Nein, tut mir Leid, der Mann, den ich als Aufseher während meiner Abwesenheit eingestellt habe, wird morgen die Farm verlassen. Ich muss mit ihm auf die Felder und zu den Rindern, um alles zu kontrollieren. Ich muss dich tagsüber weitgehend allein lassen.«
    Sie biss sich auf die Lippen bei der Vorstellung, den geschlagenen Tag mutterseelenallein in diesem Haus zu verbringen.
    »Ich schicke dir einen meiner Farmarbeiter, wie Cil a

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