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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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vorgeschlagen hat«, sagte er kurz vor dem Einschlafen. »Sein Name ist Mzilikazi, und er wird dir im Haushalt und im Garten zur Hand gehen, du musst ihn nur anleiten. Er ist nur wenig älter als du und braucht Geld, um sich Kühe für den Brautpreis seiner Aus- erwählten kaufen zu können.« Er lächelte im Dunkeln. »Da es sich um die älteste Tochter eines bedeutenden Häuptlings handelt, ist sie teuer, er braucht also viel Geld. Eine gute Vorausset-377
    zung füir die Bereitschaft, hart zu arbeiten.« Und er würde sein Möglichstes tun, dass Mzilikazi den Brautpreis so schnell wie möglich verdienen konnte, denn er war es, der sein Auge auf Jikijiki geworfen hatte. War sie erst einmal verheiratet, würden sich ihre Wege nicht wieder kreuzen.
    Verheiratete Zulufrauen traten nicht in die Dienste Weißer, die Arbeit im Umuzi und auf den Feldern war ihre Aufgabe, und auf eheliche Untreue stand die Todesstrafe.
    »Nun gut, aber wir brauchen für den Anfang zumindest noch eine Frau, die kocht und den Haushalt führt, und einen Gärtner. Ich verstehe gar nichts vom Gärtnern.«
    Johann addierte im Kopf die Kosten für die Personalwünsche und seufzte. »Hm«, machte er vage, nicht zustimmend, nicht ablehnend. »Wirst du mit Mzilikazi vorerst auskommen, bis ich jemanden gefunden habe, der deinen Ansprüchen genügt?«

    »Werde ich wohl müssen«, antwortete sie und fühlte sich nach den geselligen Tagen doppelt einsam.
    »Abends bin ich wieder da und die ganze Nacht lang, jede Nacht«, flüsterte er, als hätte er ihre Gedanken gehört. Zart streichelte er die seidige Haut unter ihrem Nachthemd, bis sie sich zu ihm drehte und sich in seine Wärme schmiegte.
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KAPITEL 12
    Pünktlich zum Sonnenaufgang kreisten die Hadidahs um ihr Haus und schrien so lange, bis Catherine endgültig aufwachte. Schon vor zwei Stunden hatte sie im Unterbewusstsein das Klappern von Shakespeares Hufen gehört, als Johann vom Hof ritt. Kühles Morgenlicht filterte durchs Musselin, es roch feucht. Offenbar hatte es nachts geregnet. Sie schwang die Beine über die Bettkante. Verschlafen schaute sie sich in dem unordentlichen, staubigen Zimmer um und wünschte sich auf der Stelle weit fort.
    »Wat mut, dat mut«, bemerkte Grandpere Jean. Diesen Ausdruck hatte er von Catherines Mutter aufgeschnappt. Er fand ihn ganz wunderbar, meinte, dass man Pflichtbewusstsein nicht präziser und kürzer ausdrücken könne.
    Sie zog eine Grimasse. Die Wahrheit konnte manchmal sehr unbequem sein. Gähnend streckte sie sich und kippte Wasser in ihre Waschschüssel.
    Johann hatte ihr genug für eine ausgiebige Morgenwäsche dagelassen.
    Dann zog sie das alte, ausgebleichte Kattunkleid an, schlüpfte in ihre Schuhe, die sichtlich unter ihrem Ausflug in die Wildnis gelitten hatten, und ging in die Küche. Johann schien ohne Frühstück losgeritten zu sein. Es stand keinerlei Geschirr herum, und die Feuerstelle im Kochhaus war kalt.
    Im Vorratsraum, der noch gut gefüllt war mit Überbleibseln ihres Festes, nahm sie sich hart gekochte Eier, Brot, Butter, ein wenig Schweineschinken in Aspik und ein gutes Stück von der Warzenschweinkeule. Der Rand war schmierig und roch schon unangenehm, aber den konnte man ja abschneiden. Sie ging sämtliche Vorräte durch und fand, dass noch genug für mindestens drei Mahlzeiten da war. Wohlgemut setzte sie sich an den Küchentisch und aß. Da sie keinen Schimmer hatte, wie man die gelblich grünen Kaffeebohnen, die Kap- penhofers mitgebracht hatten, in ein braunes Getränk verwan
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    delte, und auch keine Zündhölzer, nicht mal einen Feuerstein mit Stahl fand, um ein Feuer für Teewasser zu machen, trank sie kaltes Wasser.
    Eben wischte sie mit einer Brotrinde ihren Teller sauber, als sie ein Geräusch von der offenen Küchentür her vernahm. Sie schaute hoch und sah sich einem Zulu gegenüber, einem gut gebauten jungen Mann mit seelenvollen braunen Augen und einem breiten Lächeln.
    »Sawubona, Nkosikasi«, sagte er und wartete.
    Sie legte ihren Kopf schief. »Sawubona?«, antwortete sie, nicht sicher, ob das die korrekte Antwort war.
    »Yebo«, rief er erfreut, und dann schwiegen sie wieder.
    Nach einigen Minuten, in denen sie sich ernsthaft gegenseitig musterten, hielt er ihr mit beiden Händen einen Zettel hin. Es war ein kurzer Gruß von Johann und der Hinweis, dass der junge Mann Mzilikazi hieß und der angekündigte Hausdiener sei. Sie seufzte. Ihr Al tag auf Inqaba hatte begonnen.
    »Woza«, sagte sie, das Geschrei

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