Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
tot waren, aber nicht verwesten, und er glaubte, dass Hexenwerk des weißen Mannes dahinter steckte.
    Ohne Zweifel versprach sich die Alte einen mächtigen Zauber davon, der gleichzeitig sie, ihre Tochter und die Demütigung des Häuptlings rächen würde.
    Da fiel ihm etwas ein, was vor langer Zeit passiert war. Einmal hatte er eine primitive Tonfigur vor seiner Haustür eingegraben gefunden. Sie war weiß angemalt gewesen und der Kopf abgeschlagen. Er hatte sie in die Abfallgrube geworfen. Später entdeckte er, dass sie verschwunden war. Es hatte ihn nicht weiter beunruhigt, und eigentlich hatte er den Vorfall so gut wie vergessen.
    Er erzählte es Catherine. »Du solltest in der nächsten Zeit die Augen offen halten«, warnte er.
    Diese zuckte mit den Schultern. »Was wil die alte Hexe schon mit in Spiritus eingelegten Affenbabys anfangen? Uns sollte es nicht kümmern.
    Ich glaube diesen Hokuspokus nicht. Nun komm zurück ins Bett. Es wird bald Morgen sein, und ich bin hundemüde.«
    532
    Er lag noch lange wach, denn er wusste, wozu diese Alte fähig war. In Zukunft würde er die im Haus verwendeten Lebensmittel häufiger kontrollieren. Man konnte nie wissen.

    *
Catherine schob ihre Näharbeit beiseite. Vor ihr auf dem Wohnzimmertisch lagen die beiden ersten Ausgaben von Tim Robertsons »Durban Chronicle«. Pieter hatte sie im Auftrag von Mila Arnim bei ihr abgegeben.
    Tim Robertson hatte ihr schon früher welche gesandt, aber sie waren nie auf Inqaba angekommen. Andächtig öffnete sie die erste. Die Zeitungen hatten nur je vier Seiten, wovon ein großer Teil von Anzeigen der ortsansässigen Geschäftsleute ausgefüllt wurde. Gartensaat gab es da zu kaufen, Macassaröl, um die Haare nachzudunkeln, die neueste Stiefelmode und allerlei Wundermittelchen gegen Sandwürmer, Zecken und die unangenehmen Folgen von übermäßigem Alkoholgenuss.
    Ein Gartenclub war gegründet worden, und über die Sitzung des Landwirtschaftsverbandes Natal wurde berichtet, dass am 24. Mai der Geburtstag Königin Viktorias nicht nur mit einer großen Parade des 45.
    Regiments und einer Abteilung der Königlichen Artil erie gefeiert wurde, sondern auch mit einem großen Volksfest und einem ausgezeichneten Feuerwerk auf dem großen Platz vor Platts zweistöckigem Trafalgar Hotel.
    Sie erfuhr, dass die Honoratioren der Stadt den öffentlichen Ball, der im Trafalgar Hotel Anfang Juli stattfinden sollte, auf Wunsch Seiner Exzellenz, dem Stellvertretenden Gouverneur, der sich zu der Zeit auf einer anstrengenden Rundreise im Land befand, auf den 18. Juli verlegt hatten.
    Seine Exzellenz war unverheiratet und ein Lebenskünstler, er wollte den Ball auf keinen Fall missen, schrieb Tim Robertson.
    Sie ließ die Zeitung sinken. Der Ball hatte an ihrem Geburtstag stattgefunden. Auch die Steinachs waren eingeladen gewesen. Sie hatte ihr Seidentaftkleid gereinigt und zusammen mit Dan in mühseliger Stichelei ein paar recht hübsche Schlangen- lederschuhe hergestellt. Aber in der Woche vor dem großen Er

    533
    eignis war ihr bester Bulle an einem Schlangebiss verendet, und bei dem vergeblichen Versuch, das Tier zu retten, hatte Johann sich so schlimm am Bein verletzt, dass dieses anschwoll wie ein Ballon und er zwei Wochen nicht auftreten konnte. Catherine schiente sein Bein mit zwei Brettern, die noch vom Bau der Toilette übrig geblieben waren, und Johann fertigte behelfsmäßige Krücken, aber er konnte weder laufen noch reiten, und für eine Reise mit dem Ochsenwagen war die Zeit zu knapp. Sie mussten den Ball absagen. Während Cil a, Lil y und selbst die grässliche Prudence Mitford durch eine rauschende Ballnacht tanzten, saß sie an ihrem Geburtstag allein mit Johann auf Inqaba. Die Enttäuschung hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben.
    Johann hatte ihr einen Kuchen zum Geburtstag gebacken und war zur Feier des Tages schon mittags von den Feldern gekommen. Aber selbst das konnte sie nicht wirklich aufheitern. Sie gab sich Mühe, wenigstens sein Geschenk zu würdigen, aber überzeugend gelang ihr das nicht. Sie hatte gehofft, Papier, Tinte und vielleicht ein Paar Schuhe zu bekommen, aber Johann war noch nicht in Durban gewesen, und ein Kaffernbüffel hatte Pieter, Milas Faktotum, auf die Hörner genommen und einige Zeit außer Gefecht gesetzt.
    Um die immer noch nach allen Seiten offene Küche in ein festes Häuschen zu verwandeln, so wie Mila es vorgeschlagen hatte, hatte Johann heimlich mit Mzilikazi Ziegel geformt und sie auf der anderen

Weitere Kostenlose Bücher