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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Elfenbeindieben.
    »Wenn der Autor dieser Zeilen«, so schrieb Tim Robertson, »den Anführer der gefährlichen Räuber nicht selbst gesehen 536
    hätte, könnte man glauben, dass dieser Mann ein Hirngespinst sei, denn keiner kennt ihn, niemand weiß, wie er wirklich heißt oder woher er kommt.
    Land auf, Land ab wird er von den Schwarzen nur >Kotabeni< genannt.
    Glücklicherweise haben die Überfälle auf die Elfenbeinvorräte der Zulus in der letzten Zeit aufgehört. Man kann nur hoffen, dass dieser Kotabeni sein Unwesen jetzt woanders treibt. Wir werden unsere Leser über den Fall auf dem Laufenden halten.«
    »Kotabeni.« Sie probierte den Namen laut aus. Konstantin von Bernitt?
    War sie die einzige Person, die davon überzeugt war?
    Energisch rief sie sich zur Ordnung. Sicelo hatte das Taschentuch mit dem abgerissenen Monogramm stundenlang an seinem Körper getragen.
    Ihre Nase musste sie getäuscht haben. Der rauchige Geruch rührte gewiss vom Lagerfeuer her, und den Duft der Seife hatte sie sich sicherlich eingebildet. Keine Sekunde mochte sie glauben, dass Konstantin so etwas Schändliches tun würde. Mein Gott, fuhr es ihr durch den Kopf, einmal noch in seinen Armen liegen und mit ihm durch die Nacht tanzen, nur einmal noch, und dann füge ich mich meinem Schicksal. Erschrocken horchte sie auf ihren eigenen hämmernden Herzschlag. War es ein Irrtum, zu glauben, dass sie ihn vergessen konnte?
    Draußen auf dem Hof stimmten Jikijiki und Mzilikazi ein Lied an, und dankbar für die Ablenkung hob sie den Kopf und hörte zu. Mzilikazi hatte einen sanften, rauchigen Bariton, seine Verlobte zwitscherte hell wie eine Lerche die hohen Töne. Die Melodie war einfach und kraftvoll, wiederholte sich oft und erfüllte Catherine mit einer tiefen Sehnsucht, die sie nicht in Worte fassen konnte. Die beiden schwatzten und sangen viel, ein Hintergrundgeräusch, das ihre Tage begleitete, beruhigend wie das Murmeln eines Baches. Anfänglich hatte sie die Gesellschaft der beiden Zulus gesucht, sich zu ihnen gesetzt, wollte teilhaben, doch in ihrer Gegenwart wurden sie einsilbig und verlegen, antworteten nur, wenn sie etwas fragte. Kaum war sie jedoch gegangen, plätscherten Gespräch und Gesang von neuem munter dahin.
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    In ihrem sanften Vogelgesang erzählte Jikijiki von ihrer Liebe zu Mzilikazi, pries seine Kraft, seine stattliche Schönheit, sang davon, wie stolz sie auf ihren zukünftigen Mann war und dass sie hoffte, eine große Zahl von Kindern zu bekommen. Catherine hielt sich die Ohren zu. Erst vor einigen Tagen hatte sie unfreiwil ig ein Gespräch zwischen Sicelo und Johann belauscht. Die Küchentür war einen Spalt geöffnet gewesen, im Hof mauerten die beiden Männer die erste Wand für das neue Kochhaus. Sie hatten ihr den Rücken zugewandt und sprachen über Sicelos bevorstehende Vereinigung mit der schönsten Tochter eines der großen Häuptlinge.
    »Sie hat Augen wie eine Gazelle und breite Hüften«, hatte Sicelo geschwärmt, »sie ist eine gute Arbeiterin, und nächsten Sommer um diese Zeit werde ich mein erstes Kind im Arm halten.« Dann hatte er gelacht, das fette Lachen von einem, der sich überlegen weiß. »Eh, mein Freund. Du wirst dich beeilen müssen. Ich sehe nicht, dass deine Frau einen dicken Bauch hat, obwohl du schon einen Sommer und einen Winter bei ihr liegst, und ich mache mir große Sorgen. Wenn der Bulle eine Kuh bespringt, und sein Samen findet kein Gefäß, muss er sich eine neue Kuh nehmen. Du hast genug Rinder. Kaufe dir eine zweite Frau, eine, die jedes Jahr ein Kind bekommt, damit du gut lebst in deinem Alter.« Wieder lachte er. »Vielleicht hat deine Frau eine Schwester? Dann nimm sie als Stellvertreterin, und deine Frau kann in deinem Haus bleiben. Oder brauchst du etwa Inguduza, um dir auf die Sprünge zu helfen?« Sicelo schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
    Es war ein Keulenschlag, und vor Scham wäre Catherine am liebsten in den Boden versunken, aber sie konnte sich nicht rühren. Als ihr Mann antwortete, erkannte sie seine Stimme kaum wieder. Sehr hart, sehr klar und so scharf, dass selbst sie zusammenzuckte.
    »Du bist mein Bruder und meinem Herzen sehr nah«, begann er. »Ich würde mein Leben für dich geben, und du würdest dasselbe für mich tun.
    Das haben wir beide bewiesen. Doch nun höre mir genau zu.« Er fixierte den Zulu mit glühenden Augen. »Ein
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    Mann aus meinem Land wäre jetzt durch meine Hand niedergestreckt.
    Wähle deine Worte vorsichtig in

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