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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Springbock zu schießen, da unverhofft Gäste eingetroffen seien. Das sollte auch noch fürs Frühstück reichen. »Er ist bei den Rindern. Beeil dich«, rief sie ihm nach, als er sich in dem mühelosen Trott der Eingeborenen auf den Weg machte.
    Hinter ihm ging Jikijiki langsam über den Hof. Sie hatte sich offenbar eingeölt, denn ihre Haut schimmerte wie poliert, das Perlröckchen wippte.
    Träge wie eine Schlange glitt sie an den Männern vorbei, mit geschmeidigen, unschuldigen Bewegungen, als wäre sie sich der Anwesenheit der Jäger nicht bewusst, wenn die schnellen Blicke unter flatternden Wimpern sie nicht verraten hätten.
    Catherine sah es wohl und beschloss, wachsam zu sein. Eifer-suchtsszenen zwischen den anderen Schwarzen und Mzilikazi fehlten ihr noch gerade. »Jikijiki«, rief sie scharf. »Geh in den Garten, und hole Bohnen, Yams und zwei Kürbisse.«
    Die Schwarze warf ihr einen koketten Blick über die Schulter zu und schwänzelte davon, und nun sahen ihr alle Männer lüstern nach, die schwarzen wie die weißen. Catherine fiel Adeles Warnung Männer betreffend ein. Man darf sie nicht reizen, sie sind wie wilde Tiere, hatte diese gesagt, und sie hatte ihre Tante stets ausgelacht. Zum ersten Mal erkannte sie, worauf Adele angespielt hatte. Mit Jikijiki ging es so nicht weiter. Die Zulus verstanden ihre Körpersprache, sie wussten, dass sie nur mit ihnen spielte. Sie war verlobt, ihr gestattete man für die kurze Zeit einige Freiheiten, ehe sie für immer im Umuzi ihres Mannes verschwand.
    Die Weißen aber sahen nur ihren schönen Körper, und ihr Benehmen verstanden sie als Herausforderung, das war unschwer zu erkennen. In ihren Augen war Jikijiki sicher ein loses Frauenzimmer.
    Schon um das Mädchen zu schützen, musste sie etwas unternehmen.
    Von ihrem Vater hatte sie noch ein voluminöses Nacht-554
    hemd. Sie brauchte nur die Ärmel abzuschneiden und den Saum zu kürzen, und es würde ein einfaches Kleid für die Zulu ergeben, wenn ihre Nähnadel nicht zerbrochen wäre. Die Zulus benutzten die Sehne einer Kuh und einen starken Dorn. Damit konnte man Perlen auffädeln, aber keinen Stoff nähen.
    Sie biss sich auf die Lippen und ging ins Wohnzimmer. »Da muss ich erst Catherine fragen«, hörte sie Lil ys Stimme, als sie eintrat.
    »Was wil st du mich fragen?«, fragte sie.
    Lil y wandte sich um. »Angeblich sind große Elefantenherden nördlich von hier gesichtet worden. Andrew hat vorsorglich eine Erlaubnis von König Mpande erworben und möchte die Gelegenheit nutzen, für ein paar Tage auf Elefantenjagd zu gehen. Es ist mir schleierhaft, warum Männer immer Tiere totschießen müssen. Wir warten doch gar nicht mehr in Höhlen auf sie, und mir-dreht sich jedes Mal der Magen um. Hast du schon einmal ein Elefantenbaby neben seiner toten Mutter schreien hören? Es geht einem durch Mark und Bein, kann ich dir versichern. Könnte ich deswegen...«
    »Aber natürlich kannst du«, unterbrach sie ihre Freundin begeistert. »Mit dem größten Vergnügen. Du weißt gar nicht, welche Freude du mir damit machst. Warte nur, bis Johann nach Hause kommt.«

    *
Nachdem Johann seine Gäste aufs Herzlichste begrüßt hatte, akzeptierte er freudig die Einladung, mit auf Elfenbeinjagd zu gehen. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus?«, fragte er besorgt. »Sicelo muss ich mitnehmen, er ist der beste Spurenleser weit und breit, aber Andrew wird einige seiner Leute mit Gewehren zu eurem Schutz hier lassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir kommen schon zurecht.«
    »Gut. Andrews Pferde brauchen eine Pause, wir werden frühestens übermorgen reiten.«
    »Wir haben nicht genug zu essen«, zischte sie.
    Er lachte. »Keine Angst, ich habe sowohl einen Springbock als auch zwei junge Warzenschweine geschossen. Andrew hat sei 555
    nen Koch dabei, sodass du nicht zu sehr beansprucht werden wirst.« Er gab ihr einen schnellen Kuss. »Wie wär's, wenn du dir ein Kleid zum Abendessen anziehst?«, fragte er leise.
    »Es ist zerrissen, und meine einzige Nähnadel ist abgebrochen. Ich habe nur noch mein Hochzeitskleid und das aus Seidentaft, das für einen solchen Abend wohl wirklich nicht passend ist.« Sie schaffte es nicht, einen unterschwelligen Vorwurf aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    Lil y hatte den Wortwechsel gehört und mischte sich ein. »Verzeih, Catherine, ich habe das mit der abgebrochenen Nähnadel gehört. Ich habe welche dabei und Nähfaden auch. Ich bin ziemlich geschickt damit, lass mich das Kleid in Ordnung

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