1 - Schatten im Wasser
Elfenbeinjäger und erwägt, sich in Durban niederzulassen, offenbar gibt es hier im Norden die größten
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Elefantenherden. Ich werde ihn also häufiger sehen. Er heißt Konstantin.«
Catherine richtete ihren Blick auf einen fernen Punkt, so als betrachte sie nur die herrliche Landschaft. In Wirklichkeit fürchtete sie, vollkommen die Fassung zu verlieren. »Die Impa- las haben Junge bekommen«, sagte sie, nicht sicher, ob sie ihrer Stimme trauen konnte. »Kannst du sie sehen? Sie stehen am Buschrand beim Wasserloch ... drei Stück ... sind sie nicht entzückend? Ich hoffe, das Krokodil erwischt sie nicht - im Wasserloch lebt nämlich eins ...«, plapperte sie daher, nur um etwas zu sagen und den Schock, den ihr der Name versetzt hatte, zu verdauen.
»Impalas? Krokodile? Wovon redest du? Ich erzähle dir von der größten Tragödie meines Lebens, und du faselst von Imapalas?«
»Verzeih ... hast du ... ich meine, weiß dieser Konstantin ...?«
»Nein, ich habe nur einmal mit ihm getanzt, und er hat sich wie der perfekte Gentleman benommen. Leider. Diese Augen, Catherine, du hättest sie sehen sollen. Dieser Mund. Er ist ein Zauberer ... seine Persönlichkeit ist wie ein Magnet... ich vergaß völlig, wer ich war und dass ich einem anderen gehöre.«
Das konnte sie ohne weiteres nachvollziehen. Aber vielleicht war es gar nicht ihr Konstantin? Es war schließlich kein so seltener Name. »Dieser Konstantin ... woher kommt er? Wie heißt er mit Familiennamen?«
»Graf Bernitt. Er kommt aus Bayern.«
Die Keule sauste herunter und traf. Offenbar waren Tim Robertsons Recherchen im Sande verlaufen, denn keiner schien Konstantin von Bernitt mit dem berüchtigten Kotabeni in Verbindung zu bringen. Zukünftig würde er eine Woche von ihr entfernt leben, und da sein Geschäft die Elfenbeinjagd war, würde er häufiger auf Inqaba auftauchen. Er würde ihr nie erlauben, zur Ruhe zu kommen. Sie ballte ihre Hand zur Faust. Die Schuhe musste sie schnellstens zurückschicken. Unbedingt. Sowie Lil y abgereist war. Wie und mit wem, war ihr schleierhaft. Schließlich gab es hier in der Wildnis keine Postämter. Sie wünschte, sie hätte das Paket in Anwesenheit des Händlers aus-552
gepackt und es ihm gleich wieder mitgegeben. Zurück an den Absender.
Annahme verweigert. Konstantin musste begreifen, dass sie verheiratet war.
Nein, korrigierte sie sich. Sie musste das begreifen. Konstantin war es offenbar egal, er war ein Freibeuter in Sachen Liebe und kümmerte sich nicht um Konventionen.
»Ist dir nicht gut, Catherine? Du machst ein fürchterliches Gesicht.«
»Ich? Aber nein, ach was, mir geht es gut, ich überlegte nur, was ich heute zum Abendessen machen soll, ich kann nämlich nicht gut kochen ...«
Sie plapperte schon wieder.
»Sag mir bitte, was ich tun soll«, unterbrach sie Lil y. Das klang kläglich, und Catherine bemerkte, dass die Wimpern ihrer Freundin nass waren.
»Lass uns nachher darüber reden, jetzt solltest du mich jemand schicken lassen, der Andrew Bescheid sagt. Stell dir nur vor, welche Sorge er aussteht.«
Das erwies sich als überflüssig, denn nicht sehr viel später ritt eine lärmende Gruppe von fünfzehn Jägern mit ihren Hundemeuten, begleitet von zahlreichen schwarzen Treibern, Fährtenlesern, Trägern und mehreren Planwagen, auf den Hof. Als Catherine aus der Haustür trat, sprang ein junger Mann vom Pferd und strebte mit langen Schritten auf sie zu. Sie erkannte ihn auf der Stelle.
»Mr. Sinclair?«, fragte sie und streckte ihm die Hand mit graziöser Selbstverständlichkeit entgegen, als trüge sie eine Abendrobe.
Galant beugte er sich über ihre Hand und ließ mit keinem Wimpernzucken erkennen, was er über ihren Aufzug dachte. »Mrs.
Steinach, nehme ich an? Darf ich fragen, ob meine Frau bei Ihnen ist.«
»Sie ist es, Mr. Sinclair, und sie ist wohlauf, wenn auch etwas müde. Ich hoffe, Sie und Ihre Freunde werden die Nacht hier verbringen?« Woher sie das Essen für so viele Leute nehmen sollte, war ihr zwar schleierhaft, aber diesen einen Abend gedachte sie so zu tun, als führte sie ein großes Haus.
Andrew Sinclair
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stellte ihr seine Begleiter vor, und dann geleitete sie ihn ins Wohnzimmer zu seiner Frau und ließ die beiden Eheleute taktvoll allein. Anschließend rief sie Mzilikazi und schickte ihn los, um Johann zu benachrichtigen. Sie gab ihm eine auf den abgerissenen Rand des »Durban Chronicle« gekritzelte Botschaft mit, doch bitte ein Warzenschwein oder einen
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