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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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nehmen, und ging hinter die Hütte, um zu buschen. Johann hatte den Platz mit geflochtenen Grasmatten umzäunt, sodass sie vor Blicken geschützt war. Auch ihre Waschkommode stand dort. Sie zog das nasse Hemd und die Hose aus, deren Herkunft als lange Unterhose ihres Vaters kaum noch zu erkennen war, da sie die Beine eben unterhalb der Knie abgeschnitten hatte, und übergoss sich, einen ausgehöhlten Flaschenkürbis benutzend, mit Süßwasser. Dann wrang sie ihre Haare aus, ließ sie aber offen über den Rücken hängen. Die Sonne würde sie im Nu trocknen. Im Häuschen schlüpfte sie in ihr Kleid. Nun, da sie nicht mehr schwanger war, passte es ihr wieder, und den Riss unter dem Arm, der erneut aufgeplatzt war, hatte sie in mühevoller Arbeit geflickt.
    »Die Langusten sind fertig. Wir können gleich essen«, rief sie Johann zu, der in der Tür stand.
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    »Wir werden noch mehr benötigen, wenn wir unsere Gäste angemessen bewirten wollen«, bemerkte er und deutete über die Dünen.
    Catherine stockte der Atem. Auf dem gerodeten Vorplatz, wo ihr Planwagen und die Pferde im Schatten eines Grasdaches standen, stiegen eben die Farringtons, die Sinclairs und Tim Robertson von ihren Pferden, gefolgt von einem ihr unbekannten Herrn, der, untadelig in Gehrock und Zylinder gekleidet, die Reitstiefel poliert, dass sie in der Sonne blitzten, in so gekonnt lockerer Haltung auf seinem Pferd saß, als würde er am Sonn-tagmorgen im Hyde Park ausreiten.
    »Nun, ist mir diese Überraschung gelungen?«, schmunzelte Johann mit sichtlichem Stolz. Vor Tagen schon hatte er Sicelo nach Durban gesandt und ihre Freunde zu einem Fest gebeten. Weihnachten war Catherine noch zu krank gewesen, um zu feiern. »Cil a und Per konnten nicht kommen. Ihr Baby hat eine starke Erkältung.«
    Nach der lautstarken Begrüßung machten sich Rupert und Tim daran, ihr mitgebrachtes Zelt abzuladen, und bauten es mit Johanns Hilfe auf. »Wir haben uns gedacht, dass wir Männer hier draußen schlafen und die Damen im Haus«, erklärte Rupert und stemmte sich gegen den Mittelpfahl, während seine Freunde die Plane im Sand verankerten. Andrew Sinclair trug ein Dutzend Weinflaschen hinunter zum Wasser und vergrub sie im feuchten Sand im Schatten eines der flach geschliffenen Felsen. »Ich hasse lauwarmen Wein«, bemerkte er zu Catherine. »Darf ich dir im Übrigen Francis Hannibal Court vorstellen - er ist ein Freund meiner Familie in England.«
    »Mr. Court.« Sie reichte ihm die Hand, und jetzt erkannte sie ihn als den Mann, der am Tag ihres Schiffbruchs seinen Zuchthengst verloren hatte.
    »Ich meine mich zu erinnern, dass Ihre Frau Sie begleitet hat. Wird sie auch noch kommen?« Zu spät entdeckte sie den Trauerflor auf seinem Jackenärmel, hätte die Worte am liebsten heruntergeschluckt. Doch er machte es ihr leicht.
    »Wie freundlich, sich an sie zu erinnern, wo Sie meine arme Frau doch nie gesprochen haben. Es ist nun schon einige Mona 644
    te her, dass sie starb. Sie stolperte über eine Stufe und fiel so unglücklich, dass sie sich den Hals brach. Mein einziger Trost ist, dass sie nicht gelitten hat.«
    Nachdem Catherine in angemessener Form ihr Beileid ausgedrückt hatte, erzählte ihr Francis Court, dass er ursprünglich seine Freunde, die Sinclairs, nur für ein paar Monate hatte besuchen wollen, um dann weiter nach Indien zu reisen, wo er plante, aufTigerjagd zu gehen und die Möglichkeit einer Rennpferdzucht zu erkunden. »Ich habe eine gewisse Ader fürs Abenteuerliche, und ich kenne Indien von einem früheren Besuch.
    Mein Cousin ist dort im diplomatischen Dienst.«
    Wie machte er das nur, dass er in dieser Hitze so kühl und trocken wirkte?, fragte sie sich. »Tigerjagd«, sagte sie dann und dachte an die Tierköpfe in Onetoe-Jacks Hütte. »Das ist ja faszinierend. Wollten Sie sich dann die totgeschossenen Tiger in England an die Wand hängen?«
    Hinter ihr bekam Lil y einen Hustenanfall.
    »In Cornwall«, antwortete Francis Hannibal Court und rückte seine gefältelte Krawatte gerade. »Mein Haus in Cornwall hat viele Wände, wo ich Tigerköpfe aufhängen könnte.« Ein spöttisches Lächeln saß in seinen Mundwinkeln.
    »Bleiben Sie doch in Natal und besuchen Sie uns in Zululand. Abenteuer können Sie hier jeden Tag in Hülle und Fülle erleben«, schlug Catherine vor.
    »Ich prüfe gerade die Möglichkeiten«, nickte Mr. Court und ließ seinen Blick nach Süden schweifen, wo der Bluff, der die Bucht von Durban umfasste, deutlich zu

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